Brenda Joyce
wirklich aufrichtig Leid.« Und mit diesen Worten wandte
er sich zum Gehen.
»Warten Sie!«, rief Francesca.
Er verharrte.
»Sie sind nur ein Komplize des Täters!«, rief
sie hastig. »Ich bin mir sicher, dass Sie nicht die gleiche Strafe erhalten
werden, wie derjenige, für den Sie arbeiten! Aber wenn Sie uns töten, dann sind
Sie ein Mörder, MacDougal, und werden auf dem elektrischen Stuhl landen. So
will es das Gesetz.«
Er blickte sie finster an. »Kein schlechter Versuch, Miss Cahill.
Aber ich stecke schon viel zu tief drin, um jetzt noch auszusteigen.« Er
schritt die Treppe hinauf.
»Bitte kommen Sie zurück!«, rief Francesca.
Statt einer Antwort schaltete er das Licht
aus und ließ sie in der Dunkelheit zurück. Und dann hörte sie, wie die schwere
Kellertür geschlossen wurde und sich ein Schlüssel im Schloss drehte.
Julia fand ihren
Mann in der Bibliothek. Das war, wie sie sehr wohl wusste, sein
Lieblingszimmer. Er ruhte auf dem Sofa vor dem Kamin und las in einer
Aktenmappe, die er sich vom Büro mit nach Hause gebracht hatte.
»Hallo, Liebling. Wie war dein Tag?«, fragte
sie.
Er blickte auf und lächelte. »Es war ein guter Tag, mein Schatz.
Ich habe mich entschieden, einen neuen Flügel am Lenox Hospital errichten zu
lassen.«
»Das ist ja wundervoll«, sagte Julia
anerkennend. »Hör mal, hast du Francesca gesehen? Ich hatte gehofft, heute Nachmittag
mit ihr reden zu können, aber ich habe sie seit dem Morgen nicht mehr gesehen.
Hast du eine Ahnung, wo sie hingegangen sein könnte?«
»Nicht die geringste«, erwiderte Cahill, legte die Mappe zur Seite
und setzte sich auf. Er hatte sein Jackett bereits gegen eine Hausjacke mit
Satinaufschlägen eingetauscht. »Hast du schon einmal Evan gefragt?«
Julia runzelte die Stirn. »Er ist nicht zu Hause. Er ist heute
Morgen gleich nach dem Aufstehen aus dem Haus gegangen und seither nicht
zurückgekehrt.«
»Er war nicht im Büro«, sagte Cahill seufzend
und stand auf.
»Wenn er glaubt, er könne mich
durch diese alberne Zurschaustellung von Trotz bestrafen, dann irrt er
gewaltig.«
»Nun ja, du hast es sehr eilig
mit der Verlobung«, gab Julia zu bedenken.
Cahill starrte seine Frau an. »Ich dachte, wir hätten die
Angelegenheit ausreichend diskutiert. Ich werde meine Meinung nicht ändern,
Julia.«
Julia ging auf ihn zu und zog seinen Arm um
ihre Taille. »Liebling, ich weiß, dass du deine Meinung nicht ändern wirst. Und
du weißt, dass ich Sarah mag, obgleich ich immer noch glaube, dass Evan eine
bessere Partie machen könnte. Ich gebe lediglich zu bedenken, dass es
vielleicht besser wäre, die Verlobung noch ein wenig zu verschieben und ihm
Zeit zu geben, sich an die Vorstellung zu gewöhnen.«
»Auf gar keinen Fall.«
Julia kannte ihren Mann und wusste, dass es besser war, das Thema
fallen zu lassen. »Wo könnte Francesca wohl stecken?«, fragte sie deshalb.
Cahill zog seine Taschenuhr hervor. »Hm, es ist beinahe fünf. Wie
ich unsere Tochter kenne, könnte sie überall und nirgends sein. Ich weiß nicht,
ob mir das gefällt.«
Julia warf ihm einen besorgten
Blick zu und ging zum Schreibtisch hinüber, auf dem das Telefon stand.
Innerhalb kurzer Zeit war Connie am anderen Ende der Leitung.
»Weißt du, wo deine Schwester
ist?«, fragte Julia nach einer kurzen Begrüßung.
»Ich fürchte nein, Mama. Stimmt etwas nicht? Du klingst besorgt«,
erwiderte Connie.
»Ich mache mir tatsächlich ein wenig Sorgen.
Laut Mrs Ryan hat Francesca heute Morgen um neun Uhr das Haus verlassen und
ist seither nicht zurückgekehrt. Wo könnte sie nur sein?«
Am anderen Ende der Leitung herrschte für
einen Moment Stille. »Ich weiß es wirklich nicht, Mama«, sagte Connie dann. »Es
tut mir Leid, dass ich nicht weiterhelfen kann.«
»Na schön.« Nachdem Julia ihre Tochter daran
erinnert hatte, dass sie die Mädchen am folgenden Tag wie jeden Samstag zum
Mittagessen erwartete, legten die beiden Frauen auf.
In der
Madison Avenue Nummer 698 trat Connie vor den riesigen Kamin in der Bibliothek
und starrte mit leerem Blick in die Flammen. Es war nichts Ungewöhnliches, dass
Francesca für ein paar Stunden verschwand, ohne irgendjemandem zu sagen, wohin
sie ging, aber es war nicht ihre Art, gleich einen ganzen Tag wegzubleiben. Wo
konnte sie nur stecken?
Connie schlang sich die Arme um den Körper.
Francesca hatte sich in den letzten Tagen seltsam benommen, und Connie, die
ihre Schwester nur zu gut kannte, ahnte, dass irgendetwas Besonderes vor
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