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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 01 - Lügen
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ihrer Professorin auf,
die nicht viel älter war als sie selbst.
    »Haben Sie Probleme mit den Fragen?«,
erkundigte sich Professorin Wallace. Sie war eine kleine, unscheinbare Frau mit
einem ernsten Gesichtsausdruck, der sich nur aufheiterte, wenn sie ihr
Lieblingsfach, Biologie, unterrichtete.
    »Nein.« Francesca lächelte und widmete sich
erneut der fünften Frage. Da sie den größten Teil der vergangenen Nacht mit
Lernen verbracht hatte, war ihr der Stoff zwar vertraut, doch sie fühlte sich
erschöpft. Am Morgen hatte sie verschlafen und es gerade noch geschafft,
pünktlich zum Prüfungsbeginn im Seminarraum zu erscheinen.
    A steht für Ameisen ... Ameisen waren ausgesprochen fleißige Tiere. Sie bauten
Tunnel unter der Erde, in denen sie lebten und durch die sie sich fortbewegten.
Man fand sie unter Gestein, in Feldern und  Wäldern. Wollte der Entführer sie
möglicherweise zu einem Tunnel locken? Oder auf ein Feld? Vielleicht auch in
einen Wald? Wollte er sie überhaupt irgendwohin locken?
    Und was war mit dem zweiten Hinweis, B steht für Bienen? Auch
Bienen waren sehr fleißige Tiere, die schwer arbeiteten, um Honig zu gewinnen,
und von einer Bienenkönigin regiert wurden. Francesca ließ ihren Stift sinken
und grübelte weiter. Gab es möglicherweise irgendeine wichtige Verbindung, die
sie übersehen hatte?
    Ameisen und Bienen waren also beide fleißige
Arbeiter. Fleißige Arbeiter gab es überall in New York City, aber wie in Gottes
Namen sollten sie Jonny finden, wenn der Schurke ihn irgendwo in dieser
riesigen Stadt versteckt hielt?
    Francesca rieb sich die Schläfen. Steine,
Felder ... Plötzlich erstarrte sie, und es verschlug ihr einen Moment lang den
Atem. Felder ... fleißige Arbeiter. Sie keuchte auf.
    »Miss Cahill? Sind Sie fertig?«
    Francesca hörte Professorin Wallace nicht
einmal. Auf dem Feld hinter dem Haus der Burtons befand sich zurzeit eine
Baustelle. Ein Anwalt ließ dort ein neues Haus errichten, und bevor am Samstag
die heftigen Schneefälle eingesetzt hatten, legte ein Arbeitstrupp das
Fundament und errichtete das Balkenwerk.
    Ameisen fand man in Feldern. Genauso wie
Bienen, wenn das Feld voller Blumen war. Dieses Gelände war im letzten Sommer
ein wahrer Blütenteppich gewesen, und nun tummelten sich dort fleißige
Arbeiter ... Könnte es sein, dass der Entführer sie zu der Baustelle führen
wollte?
    »Miss Cahill?«, fragte die Professorin ein zweites Mal. Francesca
lächelte sie verlegen an und nahm ihren Stift wieder auf. Nichts in ihrem Leben
war ihr bisher so schwer gefallen, wie diese Prüfung zu beenden.
    Während sie auf dem Heimweg in südlicher Richtung mit der
Ninth-Avenue-Hochbahn gefahren und an der Fifty-ninth Street ausgestiegen war, um eine Straßenbahn quer durch die Stadt
zu nehmen, hatte Francesca unablässig darüber nachgedacht, ob sie wohl mit
ihrer Vermutung richtig lag. Immerhin gab es etliche unbebaute Grundstücke in
New York. Aber womöglich bezogen sich die Hinweise aus den anonymen
Nachrichten ja auch auf den Central Park, der im Sommer voller Ameisen und
Bienen war.
    Jetzt stand Francesca in ihrem
pelzgefütterten Mantel, die Hände in einem Pelzmuff, auf der verschneiten
Baustelle hinter dem Haus der Burton und starrte ungläubig auf den Holzträger
am Ende des Fundamentes, an dem ein Umschlag festgenagelt worden war. Als sie
darauf zueilte, wäre sie um ein Haar auf dem vereisten Fundament ausgeglitten.
Sie ließ den Muff fallen, zog ihre Handschuhe aus und löste den Umschlag
vorsichtig von dem Nagel.
    In dem Moment, als sie ihn in ihrer Hand hielt, entdeckte sie das
gefrorene Blut, und Übelkeit stieg in ihr auf. Mit vor Kälte steifen Fingern öffnete
sie den Umschlag und zog ein blutverschmiertes Blatt daraus hervor.
    C steht für Chamäleon
    Francesca rannte ins Haus und eilte zur Bibliothek,
wo sich das Telefon befand. Durch die Wärme begann der Umschlag aufzutauen und
wurde in ihren Händen klebrig. Mit zitternden Händen legte sie ihn auf den
Schreibtisch, ehe sie nach dem Telefon griff.
    »Den Polizei-Commissioner«, erklärte sie der Vermittlung kurz
angebunden. Sie stellte sich vor, wie überrascht Bragg sein würde, wenn sie ihm
erzählte, dass sie die dritte Nachricht gefunden hatte.
    Während sie ungeduldig darauf wartete, dass
er am anderen Ende der Leitung abnahm, starrte sie auf den blutdurchtränkten
Zettel. Auch ihre Fingerspitzen klebten bereits von Blut. Francesca hatte
plötzlich das Gefühl, sich übergeben zu

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