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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 01 - Lügen
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sie hatten sich
um Parkhurst versammelt, um ihm zuzuhören.
    »Der Bürgermeister kann es sich nicht aussuchen, welche Gesetze
durchzuführen sind«, sagte er, worauf ein zustimmendes Gemurmel einsetzte.
    »Das war eine wundervolle Predigt, die Sie gestern gehalten
haben«, sagte Andrew Cahill. »Einfach großartig.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Parkhurst. Er war
ein mitreißender Redner und von einer großen Leidenschaft beseelt, wenn es um
eine gute Sache ging. Seine Predigten, die er in der Madison Square
Presbyterian Church auf der Twenty-fourth Street hielt, gehörten zu den
bestbesuchten der ganzen Stadt.
    »Natürlich verstehe ich Lows Standpunkt«,
fuhr Cahill fort. »Es würde einem Todesstoß gleichkommen, wenn er die Polizei
anwiese, sonntags bei den Schenken scharf durchzugreifen. Dennoch, Bragg ist
ein Mann mit Rückgrat. Ich glaube, tief in seinem Herzen ist er ein Reformist.«
    Francesca trat mit klopfendem Herzen näher an
die anderen Gäste heran, um besser hören zu können. Bragg war also ein
Reformist – nichts hätte ihr eine größere Freude bereiten können.
    »Ich frage mich, was Commissioner Bragg
unternehmen wird? Ist er Lows Mann oder sein eigener Herr? Wenn er unbedingt
Reformen will, dann muss er das Raines-Gesetz früher oder später durchführen«,
sagte jemand.
    »Bragg befindet sich in der Tat in einer schwierigen
Lage«, gab Cahill zurück. »Sollte er bei den
Schenken tatsächlich hart durchgreifen, würde er auf lange Sicht Lows Chancen
für eine Wiederwahl schmälern. Doch wenn er es nicht tut, erfüllt er nicht
seine Pflicht als Reformist und Mann von Moral.«
    »Ich möchte nicht in seiner Haut stecken«,
bemerkte einer der Herren. »Ganz besonders nicht, wo er es nun auch noch mit
dieser schrecklichen Entführungsgeschichte zu tun hat. Die Presse beschuldigt
ihn bereits der Inkompetenz.«
    Francesca schnappte so laut nach Luft, dass
sich alle umdrehten und sie ansahen. Sie spürte, wie sie rot wurde. Großer
Gott, wie konnte die Presse Bragg nur derart kritisieren, wo er doch rund um
die Uhr arbeitete, um den Fall zu lösen? Das war so ungerecht!
    »Meine Herrschaften, ich darf zu Tisch bitten!«, rief Connie rasch
in die kurze Pause hinein, die in der Unterhaltung entstanden war.
    Während die Gäste nach und nach aus dem Salon
schlenderten – wobei sie immer noch Braggs Versuche, die Entführung
aufzuklären, diskutierten –, spürte Francesca, dass ihr vor Bestürzung das Herz
schwer wurde. Was würde mit Bragg geschehen, wenn es ihm nicht gelänge, Jonny
lebend zu finden? Welch eine schreckliche Vorstellung! Er würde zweifellos
seinen Posten als Polizeipräsident verlieren.
    Sie holte ihren Vater ein. »Papa? Kommt der Commissioner heute
Abend nicht auch zum Essen?«
    »Er hat sich entschuldigen lassen«, erwiderte
Cahill und ergriff ihre Hand, damit sie sich bei ihm unterhakte. »Darf ich
meine schöne Blaustrumpf-Tochter zum Abendessen geleiten?«
    Francesca nickte niedergeschlagen. Sie war
zutiefst enttäuscht, dass sie Bragg an diesem Abend nun doch nicht begegnen
würde.
    Um zehn Uhr sollte das Seminar über französische Literatur beginnen,
und Francesca betrat um Viertel vor acht das Frühstückszimmer. Ihr Vater saß
bereits am Kopfende des Tisches, trank Kaffee und las die Times, während
er auf sein Frühstück wartete.
    »Guten Morgen, Papa«, sagte Francesca lächelnd und setzte sich
neben ihn.
    »Guten Morgen, Francesca. Sieh dir das nur an!« Er reichte ihr mit
grimmigem Blick die Zeitung.
    Die Schlagzeile auf der Titelseite der Times lautete: Neue
Nachrichten, aber keine Spur vom vermissten Burton-Erben.
    Francesca erstarrte. Wieder erinnerte sie sich
an Braggs Warnung, niemandem ein Wort von dem, was sie wusste, zu erzählen, und
gleichzeitig dachte sie daran, dass ihre Mutter es ihrer Schwester erzählt
hatte und Connie dann Neil und Beth Anne. Mit zitternden Händen ergriff sie die
Zeitung und begann zu lesen.
    Zwei weitere Nachrichten wurden gestern
innerhalb weniger Stunden gefunden, erstere war blutverschmiert, letztere
enthielt ein Stück eines menschlichen Ohres.
    Francesca blickte ihren Vater fassungslos an.
    »Dieser Kerl ist ein ... ein solches
Ungeheuer!«, rief Cahill und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Der
Commissioner hat sich geweigert, einen Kommentar abzugeben, aber es scheint,
als ob der arme Junge ermordet wurde!«
    Francesca fragte sich, wer wohl der Presse
von dem grausigen Fund der vierten Nachricht berichtet hatte. Sie selbst

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