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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 05 - Nacht der Angst
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schrie er, und sein Griff lockerte sich ein wenig. Zugleich schlug irgendetwas neben ihnen auf den
Boden auf.
    Francesca dachte: Joel! Irgendwie gelang es ihr, mit dem
Ellbogen nach hinten zu stoßen, aber noch bevor sie den Angreifer überhaupt
getroffen hatte, stöhnte er erneut vor Schmerz auf. Francesca begriff, dass er
mit Steinen beworfen wurde.
    »Lass sie los!«, schrie Joel wütend.
    Der Mann fluchte und ließ von ihr ab.
    Francesca sank zu Boden und hielt dabei
instinktiv ihren Hals umklammert, der von einem pulsierenden Schmerz erfüllt
war. Sie hörte, wie weitere Steine auf den Boden und gegen die Wand prallten.
Als sie sich auf Händen und Knien umdrehte, erblickte sie einen großen, breitschultrigen
Mann, dessen Gesicht durch eine Strumpfmaske auf groteske Weise unkenntlich
gemacht war. Joel hechtete auf ihn zu und packte seine Fußknöchel.
    Der Mann fiel zu Boden.
    Francesca griff nach einem Stein, der nicht weit von ihr am Boden
lag.
    Der Mann fluchte und schüttelte Joel ab, blickte sie einmal kurz
an – ein Ungeheuer ohne Augen und ohne Mund –, rappelte sich dann auf, stürzte
davon und verschwand am Ende der Gasse in die Nacht.
    Francesca brach im schmutzigen Schnee zusammen und begann zu schluchzen.
    »Miss Cahill! Miss Cahill!« Joel kroch auf allen vieren auf sie
zu. Seine kleinen Hände legten sich auf ihren Rücken. »Hat er Ihnen wehgetan?
Geht es Ihnen gut?«
    Sie konnte immer noch die Erektion des Mannes
an ihrem Körper spüren, seinen Atem an ihrem Ohr, seine
Hand auf ihrem Mund, an ihrem Hals. Doch sie kämpfte das Schluchzen nieder. Sie
war zu stark, um zu weinen. Sie war nicht tot. Sie war nicht tot und sie war
nicht vergewaltigt worden und, verdammt noch mal, sie würde jetzt nicht weinen.
    Joel streichelte ihr den Rücken. »Bitte weinen Sie doch nicht.
Kommen Sie, Miss Cahill, wir müssen hier weg. Bitte stehen Sie auf.«
    Es gelang ihr tatsächlich, das Schluchzen zu unterdrücken, und die
Tränen trockneten auf ihrem Gesicht, das vor Kälte brannte. Sie atmete immer
und immer wieder tief durch. Gott sei Dank, dass es Joel Kennedy gibt, dachte
sie.
    »Lassen Sie uns zu Hart gehen. Der kann Ihnen helfen. Bitte,
stehen Sie auf, Miss Cahill, er wird Ihnen helfen!«, drängte Joel mit flehender
Stimme.
    Hart. Er würde sie in die Arme schließen und sie wäre in
Sicherheit.
    »Stehen Sie doch auf!«, flehte Joel wieder.
    Francesca setzte sich mühsam auf. Hart? Sie
musste unbedingt zu Bragg, so schnell wie möglich. Sie musste ihm alles
erzählen, und er würde sie in die Arme schließen und ihr sagen, dass alles gut
war. Warum wollte ihr Joel einreden, dass sie zu Calder Hart gehen sollte? Und
warum verspürte sie selbst den leisen Wunsch, sich zu ihm zu flüchten? Sie
wischte sich mit ihren behandschuhten Fingern über die Augen. »Joel.« Endlich
vermochte sie wieder zu sprechen. Ihre Stimme klang heiser. Jedes Wort brannte
ihr in der Kehle. »Konntest du erkennen, wer der Mann war?«
    »Nein«, erwiderte Joel grimmig und ängstlich zugleich. »Er war
ganz schön groß. So richtig groß. Aber durch die Maske konnte ich nix
erkennen.«
    Francesca wusste nicht mehr weiter. Das Atmen
fiel ihr immer noch schwer und sie stand unter Schock. »Woher ...« Sie griff
sich an den Hals und zuckte zusammen. Es tat weh, wenn sie die Haut dort
berührte. »Woher wusstest du, dass ich Hilfe benötige?«
    »Ich hab mich auf der anderen Straßenseite noch mal umgedreht, um
zu winken. Nachdem 'n Bierkarren vorbeigefahren war, konnte ich sehen, wie Sie
dieser Mann in die Gasse gezerrt hat«, berichtete Joel, das Gesicht bleich und
verhärmt. »Wie schlimm sind Sie denn verletzt?«
    »Es geht mir gut«, behauptete sie. Wenn es
doch nur der Wahrheit entsprochen hätte! In Wirklichkeit fühlte sie sich
entsetzlich elend. Jedes Mal, wenn sie an den Angreifer dachte, spürte sie
wieder, wie er sich mit einer brutalen und unbefriedigten Lust an sie presste,
erinnerte sich an seine schrecklich obszönen Worte und empfand den Drang, sich
zu übergeben. Sie versuchte zitternd aufzustehen. Joel sprang auf und half ihr.
Dabei sah er sich misstrauisch um, als habe er Angst, der Würger könne noch
einmal zurückkehren.
    Francesca plagte die gleiche Angst. Sie hasteten zurück an die
Straße. Auf dem belebten Gehsteig, wo sie sich sicherer fühlten, blieben sie
stehen und hielten nach einer Mietdroschke Ausschau. Während sie darauf
warteten, dass ein freier Hansom vorüberfuhr, spürte Francesca, dass sie

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