Brenda Joyce
nicht, weil Sie die ungeduldigste Frau sind, der ich je begegnet
bin.« Er betrachtete sie jetzt nachdenklich und sie hätte wer weiß was darum
gegeben, zu erfahren, woran er gerade dachte. »Sondern weil es einige Dinge
einfach wert sind, dass man auf sie wartet.«
Er blickte sie lange und fest an.
Sein Lächeln und jegliches Zeichen von Belustigung waren verschwunden.
Sie atmete tief durch. In dieser Hinsicht
mochte er wohl recht haben, doch sie sah sich gezwungen, diesen Einwand zu
ignorieren. Es war in der Tat eine Sache, sich vorzustellen, mit einem Mann zu
schlafen, und eine völlig andere, es tatsächlich auch zu tun. Schließlich würde
sie niemals heiraten, und sie war nicht der Typ Frau, Calder Harts Mätresse zu
werden – selbst wenn es ihr gelänge, seine eigenartigen Moralvorstellungen ihr
gegenüber zu andern.
Sie hatte nicht die Absicht, Rick Bragg jemals das Herz zu
brechen.
Dann erinnerte sie sich wieder an seine
schöne Frau und empfand abgrundtiefe Verzweiflung. Und sie erinnerte sich
außerdem daran, dass sie vor ein paar Tagen noch – bevor sie Leigh Anne von
Angesicht zu Angesicht begegnet war – ernsthaft beabsichtigt hatte, Braggs
Mätresse zu werden. Sie hatte ihn beinahe verführt!
Sie schaute Hart an. Sie bezweifelte, dass es ihr jemals gelingen
würde, ihn zu verführen, selbst wenn er seine Meinung andern sollte – nicht
etwa, dass sie es in Erwägung zog. Sie beide trennten nun einmal Welten.
»Sie sollten also in Erwägung ziehen, die Richtung, in die Ihre
Gedanken gehen, zu andern«, murmelte er.
Sie verschränkte die Arme fest vor der Brust. »Sie können also
sogar schon Gedanken lesen?«
»Nur die Ihren.«
»Dann sagen Sie mir doch, was ich denke.«
Ein breites Lächeln ging über sein Gesicht.
Sie wünschte, sie hätte ihm keine solche Herausforderung gestellt.
»Sie fragen sich, ob es Ihnen
gelingen könnte, mich entgegen meinen erklärten Vorsätzen in Versuchung zu
führen.«
Sie errötete. »Ich habe keine
Ahnung, wovon Sie reden.«
»Francesca!«, rief er. »Ich
dachte, wir hätten jegliche Scheinheiligkeit hinter uns gelassen.«
»Also schön!«, entgegnete sie unwillig. »Ich fühle mich zu Ihnen
hingezogen. Na, sind Sie jetzt zufrieden? Ich habe mich gefragt, wie es wohl
sein würde, mit Ihnen ins Bett zu gehen. Macht Sie das jetzt glücklich? Und ich
frage mich, warum Sie es nicht bei mir versuchen, wo Sie doch schon die Hälfte
der weiblichen Bevölkerung dieser Stadt verführt haben!«
Er kicherte. »Sie haben solch große Furcht vor der Zukunft«,
sagte er mit sanfter Stimme. »Vor mir müssen Sie sich aber nicht fürchten,
meine Liebe.«
Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu. »Sie freuen sich ja
diebisch!«
»Ach was.
Nur ein wenig.«
»Wer war
Ihre letzte Eroberung?«
»Ein
Gentleman genießt und schweigt.«
Sie
funkelte ihn an.
Er lachte wieder und hob die Hand. »Ja, schon gut. Wir wissen
beide, dass ich kein Gentleman bin. Aber da wir noch nicht verlobt sind,
besteht meiner Ansicht nach keine Veranlassung, Ihnen irgendwelche pikanten
Details zu gestehen. Oder sind Sie da etwa anderer Ansicht?«
Seit sie sich kannten, hatte er jedes Mal, wenn sie sich bei einem
gesellschaftlichen Anlass begegnet waren, eine schöne Frau an seinem Arm
gehabt – eine Witwe, eine geschiedene Dame oder aber eine verheiratete, die
ihrem Mann untreu war. Es war ihr mittlerweile wirklich unerträglich geworden.
»Ich bin dieses Spiel leid«, sagte sie schließlich.
Er näherte sich ihr und legte ihr eine Hand an die Wange. Sie
zuckte zusammen, wich aber nicht zurück. »Das wundert mich nicht. Aber es ist
ein Leichtes, dieses Spiel zu beenden, und ich glaube, Sie wissen auch wie. Ich
bin der festen Überzeugung, dass ein solcher Ausgang uns beide zufriedenstellen
wird.«
Das Atmen wurde ihr schwer, sie fühlte sich
unwohl und verspürte dennoch zugleich ein schreckliches Sehnen. Seine dunklen
Augen ließen sie nicht los und dieser feste Blick drang bis in ihre Lenden. Sie
befeuchtete ihre Lippen. »Wenn wir nicht Freunde wären, würden Sie mir dann
auf die gleiche Weise nachstellen wie all den anderen Damen?«
»Genügt es denn nicht, dass ich Sie heiraten möchte? Sie und keine
andere?«, fragte er, ließ die Hand sinken, rührte sich aber nicht von der
Stelle.
»Nein.«
Er starrte sie an. »Aber wir sind nun einmal
Freunde«, sagte er schließlich und war mit einem Mal todernst. »Sie sind der
erste Mensch in meinem Leben, dem ich freundschaftlich
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