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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
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UHR
    Francesca
war in heller Aufregung. Als sie wieder draußen auf der Straße war, blieb sie
unter dem Lichtkreis einer Laterne stehen und versuchte ihre Gedanken zu
sammeln. Es hatte zu schneien begonnen; dicke, weiche Flocken tanzten im Licht
der Laterne.
    »Was ist los? Stimmt was nicht?«, fragte Joel und zupfte am Ärmel
ihres Mantels.
    Sie nahm ihn gar nicht richtig wahr. Bill
Randall hatte Georgette de Labouches Haus am Freitagabend gegen Mitternacht
betreten, einen Blick auf die Leiche seines Vaters geworfen, geflucht und war
wieder verschwinden.
    Sie konnte sich allerdings nicht vorstellen, dass er der Mörder
war.
    Doch aus irgendeinem Grund hatte er offenbar gewusst, dass die
Leiche dort lag. Er war nicht überrascht gewesen, sie dort vorzufinden – sein
Verhalten hatte darauf hingedeutet –, und die Tatsache, dass er nicht gleich
zur Polizei gelaufen war, machte die ganze Sache nur noch mysteriöser.
    Wollte er möglicherweise jemanden decken?
    War er ein Komplize des Mörders?
    Plötzlich standen Mary und Henrietta auf der Liste der Verdächtigen
doch ganz oben. Aber Mary hatte ihren Vater über alles geliebt, und Henrietta
wusste schon seit Jahren, dass ihr Mann eine Mätresse hatte.
    Francesca spürte Joels Hand auf ihrem Arm und blickte auf ihn
hinunter.
    »Was ist los?«, wiederholte er beharrlich. »Wenn ich Ihr Gehilfe
sein soll, müssen Sie's mir sagen.«
    Sie beugte sich zu seinem Ohr hinunter. »Randall war in der
Mordnacht bei Miss de Labouche. Wegen ihm habe ich mich in der Küche
versteckt.«
    »Brat mir einer 'nen Storch!«, rief Joel. Dann kniff er die Augen
zusammen und fuhr fort: »Das ist aber komisch.«
    »Allerdings. Er hat mich angelogen, Joel. Bill Randall war am
Mordabend bereits in der Stadt.« Ob Bill wohl der Mörder sein konnte, der noch
einmal an den Ort seines Verbrechens zurückgekehrt war? Francesca glaubte nicht
daran. Wie verzwickt dieser Fall doch war!
    »Joel, du musst jetzt nach Hause. Ich nehme
eine Mietdroschke, damit dich mein Kutscher zurückbringen kann.« Francesca
fragte sich, ob sie zu Bragg fahren und ihm alles erzählen sollte, was sie in
den letzten Stunden erfahren hatte; doch sie zögerte. Zunächst wollte sie Hart
einige Fragen stellen. Es war kurz nach sechs Uhr, möglicherweise würde sie ihn
zu Hause erwischen. Später würde er gewiss noch ausgehen, und danach wollte sie
ihn nicht mehr besuchen.
    Zu Bragg konnte sie dagegen jederzeit gehen.
    »Ich muss noch nich nach Hause«, protestierte
Joel.
    »Es ist Sonntag. Du solltest deiner Mutter helfen.« Sie schwieg
für einen Augenblick. »Ich habe morgen zwei Seminare«, fuhr sie dann
nachdenklich fort. »Können wir uns gegen zwölf vor unserer Villa treffen? Wir
müssen noch einmal mit den Randalls sprechen und unbedingt Georgette de
Labouche ausfindig machen«, fügte sie mit Nachdruck hinzu. »Ich möchte dringend
einmal ein Wörtchen mit ihr wechseln!«
    »Ich kann mich ja morgen Vormittag mal umhören, während Sie im
Unterricht sind. Sie muss doch Freunde gehabt haben. Irgendjemand wird schon
wissen, wo sie steckt«, sagte Joel. Francesca strahlte ihn an und tätschelte
seine Schulter. »Das wäre ganz wundervoll«, sagte sie. »Vielleicht gelingt es
dir ja auch, ihren Bruder aufzuspüren.«
    Nachdem er in die Kutsche geklettert war,
schloss sie die Tür und trug Jennings auf, zu Harts Villa zu kommen, sobald er
Joel in der Avenue A abgesetzt hatte. Die Kutsche fuhr davon, und Francesca
trat auf die Straße, um nach einer Droschke Ausschau zu halten. Sie hatte
Glück, denn in diesem Moment kam eine die Straße heruntergefahren. Francesca
hob die Hand und winkte sie heran.
    Als sie an Harts Haustür von dem weißhaarigen Butler begrüßt wurde,
den sie noch von ihrem letzten Besuch kannte, wurde sie plötzlich nervös.
    »Ist Mr Hart zu Hause?«, fragte sie und lächelte verkrampft. »Mr
Hart empfängt keine Besucher.«
    Sie errötete, rührte sich aber nicht von der Stelle. Vielleicht
war ja gerade eine seiner »Freundinnen« zu Gast. Sie zögerte einen Moment und
fuhr dann fort: »Es handelt sich um eine sehr dringende Angelegenheit. Sind Sie
sich sicher, dass er mich nicht empfangen wird?« Sie hielt ihren Muff mit einer
Hand fest und öffnete mit der anderen ihre Handtasche, um eine ihrer
Visitenkarten hervorzuholen.
    »Mr Hart ist indisponiert, Miss Cahill«, sagte der Butler, der
offenbar Engländer war und sie wiedererkannt hatte.
    Die Art und Weise, wie er dies sagte, gefiel ihr ganz und

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