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Brennende Fesseln

Brennende Fesseln

Titel: Brennende Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Reese
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legt ein Video ein. Er hat eine umfangreiche Pornosammlung, und wir haben uns schon des öfteren Videos angesehen. Wenn Pornographie gut gemacht ist, finde ich sie durchaus anregend. Nach fünfzehn oder zwanzig Minuten werden mir die meisten Filme allerdings zu langweilig, und ich wünsche mir eine direktere Stimulierung durch M.
    Der Titel erscheint auf dem Bildschirm: Väterliche Liebe . Mir ist augenblicklich klar, daß es sich um ein Video mit einem
Inzestthema handelt. Ich lege mich hin und mache es mir bequem. M., der immer noch angezogen ist, setzt sich in den Sessel zu meiner Linken. Das ist sein üblicher Platz, wenn wir uns seine Filme ansehen. Während ich auf den Bildschirm starre, beobachtet er meine Reaktion, versucht herauszufinden, welche Filme mich erregen. Manchmal läßt er mich masturbieren, während ich mir einen Film ansehe. Er sitzt dann cool daneben und beobachtet mich.
    In diesem Film treten nur zwei Akteure auf, ein Mann um die Vierzig und ein Mädchen. Sie ist offensichtlich nicht älter als neun oder zehn. Als mir klar wird, daß es sich um ein illegales Video handelt, versteift sich mein Körper. Der Mann zieht sie aus, und das Mädchen stellt sich vor die Kamera. Das ist keine Achtzehnjährige, die ein Kind spielt. Sie hat keine Brüste, keine Taille, keine runden Hüften und keine Schambehaarung. Der Mann legt sie auf einen Tisch, hebt ihre Beine an und biegt sie zurück, bis sie über ihrem Kopf gespreizt sind.
    »Ich sehe mir das nicht an«, erkläre ich wütend und stehe auf, um den Videorecorder abzuschalten. »Das ist unmoralisch. Einfach widerlich.«
    »Aber es hat dich erregt.«
    »Nein.« Ich gehe zu seinem Schreibtisch hinüber, setze mich und schlage die Beine übereinander. Plötzlich ist mir meine Nacktheit unangenehm bewußt.
    »Du mußt doch auf den ersten Blick gesehen haben, wie jung sie ist. Trotzdem hast du noch eine Weile zugeschaut. Du warst fasziniert.«
    »Aber nicht erregt. Ich war … ich weiß nicht. Ich war wie gebannt. Ich war entsetzt. Solche Videos sehe ich mir nicht an.«
    »Okay.«
    Seine knappe Antwort verwirrt mich. »Hast du Franny dieses Video gezeigt?« frage ich. Er nickt. »Hast du sie ausschalten lassen?«

    »Nein, aber sie hätte es trotzdem tun können. Ich habe sie nicht gewaltsam davon abgehalten.«
    Seine verdrehte Version der Wahrheit macht mich wütend. »Das war auch gar nicht nötig – du hast sie emotional erpreßt. Tu, was ich sage, oder ich verlasse dich. Sieh es dir an, oder ich gehe.«
    »Sie hatte genau wie du die Möglichkeit auszuschalten. Sie hatte die Wahl.«
    »Nein, sie hatte keine Wahl. Sie hat dich geliebt. Du hättest alles von ihr verlangen können. Das hast du genau gewußt, und du hast es ausgenutzt.« Ich gehe zum Sofa hinüber und setze mich, weil ich plötzlich müde bin. Ich ziehe meine Knie an die Brust.
    »Vielleicht habe ich das«, sagt er leichthin, »Aber was ist mit dir, Nora? Du bist stärker als Franny. Wenn du etwas absolut nicht tun willst, dann tust du es auch nicht. Du hast die Wahl.« Mit einem zufriedenen Grinsen fügt er hinzu: »Was bedeutet, daß du alles, was du mit mir gemacht hast, nur getan hast, weil du es tun wolltest.«
    »Falsch. Ich bin einzig und allein deswegen hier, weil ich mehr über Franny herausfinden will.«
    M. steht auf und spult das Video zurück. »Mach dir nichts vor, Nora. Du bist hier, weil du hier sein willst. Und die Dinge, die du mit mir tust – einschließlich derer, die du noch nicht getan hast, aber noch tun wirst –, tust du nur, weil du es so willst. Du magst den Sex, du magst den Schmerz, du magst mich.«
    Er schiebt das Video in seine Hülle und legt es weg. Dann kommt er zu mir herüber, setzt sich neben mich und legt mir die Hand aufs Knie. »Also benutz Franny nicht als Vorwand, hinter dem du dich verstecken kannst. Du tust alles, was du tust, aus freien Stücken.«
    M. hat unrecht, und er weiß es. Meine Entscheidungsfreiheit ist eine Illusion. Ich begehre ihn und den seltsamen Sex, den er mir bietet – sehr sogar –, aber ich hatte nie eine Wahl.
Wenn ich mich von ihm abwende, wende ich mich von Frannys Tod ab – etwas, das ich nie tun könnte. Ich muß unter allen Umständen die Wahrheit herausfinden, und M. weiß das.
    Er zieht mich auf dem Sofa nach unten, bis ich liege, und schläft dann fast zärtlich mit mir. Darauf bin ich nicht vorbereitet. Zärtliche Liebe ist nicht unser modus operandi .

21
    An diesem Nachmittag fahre ich bald nach Hause.

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