Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
Vom Netzwerk:
mahlte.
    »Ich habe so etwas noch nie in der Hand gehabt!«, empörte sie sich und stampfte sogar mit dem Fuß auf. »Ihr habt es mir nur gegeben, um mich zu demütigen!«
    »Jeder gute Sänger kann Noten lesen«, erwiderte Angelo da Matranga mit allergrößter Ruhe. »Zu singen wie ein Jahrmarktsweib ist nicht schwierig. Aber die Kunst muss man erlernen wie ein Handwerk.« Er breitete die Arme ein wenig aus. »Auch du wirst lernen müssen, Noten zu lesen, wenn du in unserem Chor mitsingen möchtest.«
    Laura verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. »Was habe ich davon, wenn ich in Eurem Chor singe? Der Ruhm gebührt am Ende doch nur Euch. Suche ich mir dagegen eine neue Schänke, so jubeln allein mir die Leute zu.«
    Jetzt lachte der Visconte aus vollem Hals. »Du sagtest, du seist anders als die anderen, seist zu Höherem geboren. Nun, so etwas fliegt einem nicht im Schlaf zu. Ich gebe zu, dass deine Anlagen nicht schlecht sind. Doch vor den Ruhm hat der Herr den Schweiß gesetzt. Es ist nicht besonders schwierig, Männer, die den ganzen Tag hart gearbeitet haben und nun beim Wein sitzen, in gute Stimmung zu bringen. Kunst aber ist etwas anderes. Kunst ist Arbeit.«
    »Und Ihr meint, dass ich das Künstlertum anstrebe?«
    »Das weiß ich nicht. Ich kann dir nur die Möglichkeit eröffnen, hier in diesem Chor alles zu lernen, was du noch können musst, um wirklich richtig singen zu können.«
    »Und wenn ich es nicht will?«
    Sie sah ihn herausfordernd an. Die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt, das rechte Bein ein Stück nach vorn geschoben, sodass sie in der Hüfte leicht eingeknickt stand und sich der Kleiderstoff erneut an ihre festen Schenkel schmiegte. Sie wippte mit der Fußspitze auf und ab.
    Der Visconte wandte sich von ihr ab, ging zurück zum Fenster und schlug die Läden zu. Er ärgerte sich über Laura.
    Er wollte ihr ein Geschenk machen. Ein großes Geschenk sogar. Er bot ihr an, singen zu lernen. Und dieses pralle Mädchen stellte sich herausfordernd hin und fragte unmanierlich, was sie davon hätte, warum und wieso und was, wenn nicht.
    Widerspenstig war diese Frau, widerspenstig wie eine wilde Stute, die sich um nichts in der Welt zähmen lassen wollte. Es fehlte ihr an allem: an Bildung, an Liebreiz, an Manieren. Ja, sie war schön. Nein, sie war wahrhaft atemberaubend, konnte einen Mann schier um den Verstand bringen mit diesem Körper, der aus jeder einzelnen Pore unverfälschte Sinnlichkeit verströmte. Aber gleichzeitig machte sie den Visconte wütend. Nein, er war es ganz und gar nicht gewohnt, dass eine Frau ihm widersprach. Er erschrak, als er bemerkte, dass er ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte. Angelo da Matranga hatte noch nie eine Frau geschlagen. Doch auch noch nie hatte ihn eine so gereizt.
    Sie ist gefährlich, dachte er. Worin genau die Gefahr bestand, vermochte er jedoch nicht zu sagen.
    Schließlich hatte er auch die roten Samtvorhänge wieder zugezogen und wandte sich dem Saal zu. Noch immer stand Laura da und sah ihn herausfordernd an.
    »Ich werde dich bestimmt zu nichts zwingen«, sagte er. »Wenn du nicht lernen möchtest, so kann ich es auch nicht ändern. Aber du musst dich jetzt entscheiden. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Siena braucht eine gute Sopranistin für die Aufführung, alles andere ist unwichtig. Wenn du uns also helfen möchtest, so bekommst du im Gegenzug von mir eine kleine Ausbildung zur Sängerin. Willst du es aber nicht, so empfehle ich dich dem Schutz des Herrn an und lasse dich deiner eigenen Wege gehen.«
    Er brach ab, studierte ihr Gesicht, welches sich so rasch änderte wie ein Wolkenbild am Himmel in einer stürmischen Nacht. Der Mund mit den vor Trotz schwellenden Lippen wurde nachgiebig. Auf ihrer weißen Stirn erschien eine winzige Falte, die Augen blickten ratlos. Sie hatte die Arme fallen lassen und bot jetzt den Anblick eines Mädchens, welches zwischen zwei Dingen schwankte, ohne sich entscheiden zu können.
    Der Visconte hatte das Gefühl, auf ihrer Stirn lesen zu können, was in ihren Gedanken vor sich ging. War ich zu schnell, zu voreilig? Habe ich mir etwas versagt? Eine Gelegenheit verpasst? Oder bin ich gerade dabei, mich zu billig zu verkaufen? Soll ich zustimmen oder ablehnen? Madonna, hilf!
    »Nun, wie hast du dich entschieden?«, fragte der Visconte.
    »Was gewinne ich außer der Ausbildung zur Sängerin?«
    Angelo da Matranga zuckte mit den Achseln. »Nichts, das man anfassen oder gar in die Geldkatze stecken

Weitere Kostenlose Bücher