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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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Ersatz für Circe zu suchen. Wenn du möchtest, kannst du ruhig zwei Mädchen zusätzlich ins Haus nehmen. Es freut mich immer, wenn du weniger Arbeit hast.«
    Beatrice schnaubte, dann raffte sie ihr schwarzes Nonnenkleid und rauschte zur Tür hinaus.
    »Ich erwarte Euch nach dem Vesperläuten«, teilte der Visconte Circe mit. »Wir werden zusammen zur Probe ins Rathaus gehen.«
    Die Stunden bis zum Abend zogen sich endlos lang dahin. Angelo da Matranga konnte sich kaum konzentrieren. Immer wieder flogen seine Gedanken zu Laura. Er hätte singen mögen vor Glück und weinen vor Trauer darüber, dass er sie nicht immer bei sich haben konnte. Die Bekanntschaft mit Circe da Volterra dagegen erschien ihm wie ein Wink des Schicksals. Circe empfand ähnlich. Nicht umsonst hatte sie dafür gesorgt, dass ihr Weg mehrmals täglich den der Bürgermeisterfrau kreuzte. Sie wusste alles, was in dieser Stadt vor sich ging, hatte bereits von Laura gehört, ihre Schönheit aufmerksam studiert. Dass der Weg zu ihr über Angelo da Matranga und dessen Frau führte, war ihr mehr als recht gewesen. Circe war klug und vorausschauend. Sie ahnte, dass Laura bald mehr Macht über den Visconte haben würde als Beatrice.
    Am Abend erstrahlte der Sitzungssaal des Rathauses vom Licht der Fackeln. Wieder hatten sich Gäste in der Loge eingefunden. Neben dem Bischof saß zur großen Verwunderung des Visconte seine Frau Beatrice.
    Ärger stieg in ihm auf, doch er verbeugte sich höflich und winkte ihr zu.
    Dann wandte er sich zur Tür und musterte aufgeregt die eintretenden Chorsänger und Sängerinnen. Schon bald brachen die vordersten Stühle unter der Last der Umhänge fast zusammen. Die Künstler grüßten hinauf zur Loge und betrachteten aufmerksam die Frau, die in der zweiten Reihe saß und viel zu jung für das zahlreiche Grau ihrer Haare war.
    Endlich, der Visconte hatte schon begonnen, unruhig von einem Bein auf das andere zu treten, kam Laura in Begleitung ihrer Schwester Gianna.
    Gianna musterte den Visconte von oben bis unten mit kühlem Blick, während Laura scheu die Augen zu Boden senkte und errötete.
    Circe aber, die alles genau beobachtet hatte, lächelte.
    »Das ist sie, das ist unsere Laura, die neue Sopranistin«, tratschte der Bischof und schnalzte mit der Zunge.
    »Ich habe Augen im Kopf, Hochwürden«, erklärte Beatrice kühl und wandte diese keinen Moment von Laura ab.
    Die Musiker stimmten die Instrumente, der Visconte gab den Takt vor, der Chor begann zu singen. Nach einer Weile gelangten sie an die Stelle, die Laura singen sollte.
    Der Visconte unterbrach und machte Circe ein Zeichen, zu ihm nach vorn zu kommen.
    »Lauras Stimme ist hervorragend. Jedoch hat sie keinerlei Ausbildung genossen. Wie wäre es, Circe, wenn Ihr heute mit Laura das Atmen übt?«
    Circe nickte, ging zu Laura und reichte ihr freundlich die Hand. »Es ist leichter als du meinst, Laura«, sagte sie. »Ich werde mich hinter dich stellen und meine Hände auf deinen Busen legen. Am Druck wirst du erkennen, wann und wie tief du atmen musst.«
    Als der Bischof das hörte, rutschte er unruhig auf seinem Stuhl herum und flüsterte Sticci, der auch wieder anwesend war, so laut zu, dass auch Beatrice jedes Wort mitbekam: »Ich wünschte, ich wäre statt Bischof Gesangslehrer geworden.«
    Sticci, der Beatrices Blick bemerkt hatte und niemals die Contenance verlor, wenn ehrbare Frauen in der Nähe waren, erwiderte: »Da habt Ihr wohl Recht. Eine solche Stimme ist eine große Gabe des Herrn. Und wenn diese noch dazu seine Werke preist, nun, einen schöneren Gottesdienst kann ich mir kaum denken.«
    Unterdessen hatte sich Circe hinter Laura gestellt und ihre Hände auf deren Busen gelegt. Der Visconte, der den Blick abwenden musste, um seine Konzentration zu bewahren, hob den Taktstock. Die ersten Töne erklangen, stiegen hoch, immer höher, legten sich glockenklar und rein über die Menschen im Saal, hüllten sie ein und trugen sie empor in die Lüfte, dort hinauf, wo die Engel zu Hause sind.
    Es gab nicht wenige, die die Luft anhielten. Laura hatte den Kopf zurück geworfen, den Mund weit geöffnet, die Brust mit Atem gefüllt und sang so lieblich, dass selbst Beatrice der Mund offen blieb.
    Sie schaffte das erste Lied nicht. Natürlich nicht. Sie hatte ja noch nicht das Atmen gelernt. Doch der Beifall, der aufbrandete, zauberte ihr ein so glückliches Lächeln ins Gesicht, dass die meisten noch heftiger applaudierten, nur um dieses Lächeln nicht verblühen

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