Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
tot? Und nun entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe noch einen Anruf zu tätigen.«
Dolgikh stand auf. »Ich mache mich dann auf den Weg«, sagte er. Er freute sich bereits auf die vor ihm liegende Aufgabe.
»Theo«, sagte Gerenko. »Krakovic und seine Freunde sollten rasch und ohne alle Mätzchen ins Jenseits befördert werden. Machen Sie keine lange Affäre daraus. Und noch eine letzte Mahnung: Seien Sie nicht zu neugierig in Bezug auf das, was sie dort oben in den Bergen vorhaben. Es ist nicht ihre Sache. Glauben Sie mir, zu viel Neugierde könnte sehr, sehr gefährlich sein!«
Dolgikh nickte lediglich zur Antwort. Dann wandte er sich zur Tür und verließ das Büro.
Als sich ihr Auto vom Grenzposten in Richtung Cernivci entfernte, erwartete Quint eigentlich einen weiteren, nachträglichen Wutanfall Krakovics. Doch stattdessen war der Chef des sowjetischen E-Dezernats auffällig ruhig und nachdenklich, besonders, nachdem Gulharov ihm von dem unterbrochenen Kabel berichtete.
»Es gibt mehrere Dinge, die mir nicht gefallen«, sagte Krakovic nach einer Weile zu Quint. »Zuerst dachte ich, dieser dicke Mann an der Grenze ist einfach dumm. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Und diese Sache mit der Elektrizität. Alles sehr seltsam. Sergei hat es sofort gefunden und repariert, was sie nicht geschafft haben! Unser dicker Freund an der Grenze ist also nicht nur dumm, sondern auch inkompetent!«
»Sie glauben, man hat uns absichtlich festgehalten?« Quint hatte das Gefühl, eine schwere, düstere Bedrückung laste auf seinem Kopf und seinen Schultern.
»Dieser Anruf, den er gerade bekommen hat«, überlegte Krakovic laut. »Der Kommissar für Grenzkontrollen in Moskau? Ich habe noch nie von ihm gehört! Es muss ihn geben, oder nicht? Ein Kommissar, der all die unzähligen Grenzposten der Sowjetunion kontrolliert? Hm. Wenn es ihn gibt, dann hat Gerenko also mitten in der Nacht mit ihm Kontakt aufgenommen, und er persönlich hat diesen fetten kleinen Beamten in seinem Kontrollhäuschen angerufen. Und das alles in zehn Minuten!«
Quint, der den Dingen immer gern auf den Grund ging, stellte die offensichtliche Frage: »Wer wusste, dass wir diese Nacht genau hier durchkommen werden?«
»Hä?« Krakovic kratzte sich hinter einem Ohr. »Wir wussten es natürlich, und …«
»Und?«
»Und mein Stellvertreter im Schloss Bronnitsy, Ivan Gerenko.« Krakovic wandte sich Quint zu und blickte ihn scharf an.
»Ich sage das zwar nicht gern«, stellte Quint fest, »aber wenn hier etwas nicht stimmt, hat Gerenko damit zu tun.«
Krakovic schnaubte ungläubig und schüttelte den Kopf. »Warum denn? Aus welchem Grund?«
Quint zuckte die Achseln. »Sie müssen ihn doch besser kennen als ich. Ist er ehrgeizig? Könnte ihn jemand in der Hand haben? Und denken Sie einmal an unsere Schwierigkeiten in Genua! Als der KGB hinter Ihnen her war. Sie haben das damit erklärt, Sie stünden wahrscheinlich unter ständiger Beobachtung, jedenfalls so lange, bis wir diesen Zustand beendeten. Aber nehmen wir nur einmal an, Sie hätten einen Feind im eigenen Lager. Wusste Gerenko, dass wir uns in Italien treffen wollten?«
»Außer Breschnew selbst und einem Vermittler, der nicht infrage steht, war Gerenko der Einzige, der das wusste!«, gestand Krakovic ein.
Quint sagte nichts darauf, zog nur eine Augenbraue hoch und zuckte erneut die Achseln.
»Ich glaube«, sagte Krakovic bedächtig, »von nun an sage ich niemandem, wohin ich gehe, bis ich schon dort bin!« Er blickte Quint an und sah, wie dieser besorgt die Stirn runzelte. »Ist noch etwas?«
Quint schürzte die Lippen. »Nehmen wir doch einmal an, dieser Gerenko wäre ein trojanisches Pferd, ein Spion in Ihrer Organisation. Gehe ich recht in meiner Annahme, er könnte eigentlich nur für den KGB arbeiten?«
»Für Andropow, ja. Das ist fast sicher.«
»Dann muss Gerenko Sie ja für einen ausgemachten Narren halten!«
»Ach? Warum sagen Sie das? Er hält ohnehin die meisten Menschen für Narren. Er fürchtet niemanden. Deshalb kann er sich leisten, so zu denken. Aber ich bin, glaube ich, einer der wenigen Menschen, die er respektiert, zumindest war das früher so.«
»Früher vielleicht«, bestätigte Quint. »Aber jetzt nicht mehr. Bestimmt rechnet er damit, dass Sie von selbst darauf kommen, wenn Sie ein wenig Zeit haben! Theo Dolgikh in Genua, und nun dieses Durcheinander an der rumänisch-sowjetischen Grenze? Falls er selbst kein kompletter Idiot ist, ist ihm klar, dass
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