Bride 02 - Tempel Der Liebe
Schlitzaugen hat.«
Am ganzen Leibe zitternd, sank Troth in den nächststehenden Sessel. All ihre Bemühungen, sich wie eine englische Lady zu verhalten, waren zwecklos gewesen. In Wrexhams Augen würde die Tatsache, dass sie ein Mischling war, jede hervorragende Eigenschaft, die sie vielleicht besaß, in den Schatten stellen.
»Dem Gesetz der Natur zufolge wirst du längst unter der Erde sein, bevor dieses höchst theoretische Kind deinen ehrenvollen Titel erbt«, entgegnete Kyle sarkastisch. »Ich habe Troth meinen Schutz versprochen und ihr aus freien Stücken meinen Namen gegeben. Wie würde ich als Graf von Wrexham dastehen, wenn ich mein Wort breche, nur weil sich die Dinge anders als erwartet entwickelt haben?«
Er hatte nicht ein Wort über Liebe gesagt ... oder Leidenschaft oder Freundschaft. Für ihn war sie nichts als eine Verpflichtung. Eine Last.
»Da sie dir geholfen hat, aus dem Gefängnis freizukommen, kannst du sie nicht abschieben«, gestand Wrexham ihm zu. »Du kannst es dir leisten, großzügig zu sein. Eine Zahlung von zweitausend Pfund im Jahr macht sie zu einer reichen Frau. Sie kann nach London ziehen und sich nach Lust und Laune einen Liebhaber nach dem anderen nehmen. Du warst gewiss nicht der Erste und wirst auch nicht der Letzte sein.«
Während sie das brennende Gesicht in den Wagen vergrub, sagte Kyle mit eiskalter Stimme: »Troths Ehre und Tugend sind untadelig, und ich erlaube nicht, dass sie von dir oder einem anderen Menschen beleidigt wird. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
In dumpfem Schmerz erkannte Troth, dass sie zumindest für diese Worte dankbar sein müsste. Aber wieder sprach er von Pflicht und nicht von Liebe.
Mehr konnte sie nicht ertragen. Wie in Trance stand sie auf, ließ die streitenden Stimmen hinter sich und floh in die große Eingangsdiele. Glücklicherweise war niemand in der Nähe, der sie die Treppen hinauf in ihr Zimmer eilen sah. Dort setzte sie sich auf das Bett, zog die Knie an den Körper und war nur noch ein zitterndes Häufchen Elend.
Ihre Ehe war zu Ende. Ehe? Nicht einmal das. Sie hatte Kyle als ihren Ehemann betrachtet, aber er hatte sie niemals richtig als seine Frau in sein Leben einbezogen. Sie war nur ein lästiges Souvenir, das er von seinen Reisen mitgebracht hatte.
Auch wenn er sie noch wollte, eine Ehe konnte es nicht geben. Wrexham würde es nicht zulassen. Am Anfang würde Kyle sich noch wehren, aber zum Schluss würde er aufgeben, denn ein Sohn musste seinem Vater gehorchen. Für Troth gab es keinen Platz auf Dornleigh, und da sie nicht wirklich verheiratet waren, gab es keinen Grund, zu bleiben.
Außerdem wollte sie es nicht. Sollen sie doch beide zur Hölle fahren, Maxwell und Wrexham! Sie war eine Tochter des Himmlischen Königreiches, und die Fan-qui bewiesen wieder einmal, dass sie Barbaren waren. Eher würde sie sterben, als hier bleiben. Sie brauchte die Renbournes nicht, auch nicht ihr Mitleid.
Noch nie in ihrem Leben war sie so zornig gewesen. Sie läutete nach ihrer Zofe und begann hastig zu packen. Der Koffer war zu groß, um ihn zu tragen, aber zum Glück hatte sie zwei Reisetaschen. In eine stopfte sie Toilettenutensilien und einige praktische Kleidungsstücke. Die zweite Tasche war ihren kostbarsten Erinnerungsstücken aus der chinesischen Heimat vorbehalten. Vielleicht würde sie den Rest ihrer Sachen später nachkommen lassen. Die Renbournes würden sich so freuen, sie endlich los zu sein, dass es ihnen ein Vergnügen sein würde, ihr den Koffer nachzuschicken.
Nein, sie wollte sang-und klanglos verschwinden. Endlich von seiner nicht wirklichen Ehefrau befreit, konnte Kyle eines dieser blassen, blonden Mädchen heiraten, die ihm nach dem Gottesdienst in Warfield schöne Augen machten. Sollte er im Alter dick und langweilig werden, wie es sich für einen echten englischen Landedelmann ziemte!
Als Bessy kam, befahl sie ihr knapp, ihr aus dem Reitkostüm zu helfen und eine Kutsche kommen zu lassen.
Die Zofe starrte mit aufgerissenen Augen auf die halb gepackten Reisetaschen. »Mylady?«
»Kein Wort darüber!«
Das Mädchen biss sich auf die Lippen und knöpfte die eng anliegende Reitjacke auf. Dann eilte sie hinaus, um eine Kutsche zu rufen. Troth wählte eine einfache Tageskleidung, mit der sie auch ohne Zofe zurecht kam. Das Reitkostüm ließ sie als achtlos hingeworfenen Haufen am Boden liegen, mochte es zum schlechten Fengshui von Dornleigh beitragen.
Die Höflichkeit verlangte eine kurze Nachricht und
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