Bride 02 - Tempel Der Liebe
den Norden hatten sie sich Zeit gelassen. Er hatte zahlreiche Umwege gemacht, um ihr verschiedene Sehenswürdigkeiten zu zeigen.
Wie er es erhofft hatte, breitete sich zwischen ihnen auf dieser gemeinsamen Reise eine bisher nicht gekannte gelöste und heitere Stimmung aus. Bis auf seinen Gutenachtkuss. Aus einem weiblichen Rachegefühl heraus hatte sie seinen Kuss so gründlich erwidert, dass er beinahe weich geworden wäre und sie um mehr gebeten hätte.
Sie gestand sich ein, dass sie seiner Bitte am liebsten sofort nachgegeben und mit ihm geschlafen hätte. Bei ihm aber ging es um einen höheren Einsatz als das Vergnügen einer einzigen Nacht, und so kehrte er stets allein in sein Zimmer zurück.
Als sie über eine Brücke aus groben Balken gingen, die man über den Fluss gelegt hatte, sagte Troth: »Ich komme mir wie am Ende der Welt vor. Seit Jahrzehnten scheint hier kein Mensch mehr gewesen zu sein.«
»Das ist richtig. Nur wenige suchen diesen Ort auf. Castle Doom liegt weit ab von der Hauptstraße und das letzte Wegstück ist auch für eine zweirädrige Kutsche, wie wir sie haben, schwer zu bewältigen.« Blinzelnd blickte er zum Himmel hinauf. Stieg da eine kleine Rauchwolke aus der Burg auf? Nein, das musste ein schmaler Wolkenstreifen sein. »Es ist Jahre her, seitdem ich mit Dominic hier war. Es wird sich wohl kaum etwas verändert haben. Nicht weit von hier, in den Hebriden, befördern moderne, luxuriös ausgestattete Dampfschiffe ihre Passagiere durch die malerische Inselwelt. Was für ein Gegensatz.«
»Dampfschiffe? Oh, wie gern würde ich einmal damit fahren. Aber die wilde Unberührtheit hier gefällt mir besser.«
Die Unterhaltung versiegte, als sie den felsigen Pfad zur Burg hinaufstiegen. Nachdem sie ein Viertel der Steigung zurückgelegt hatten, sagte Kyle atemlos: »Wir machen eine kleine Pause. Ich muss ein wenig verschnaufen.«
»Ich wette, dass die Bewohner von damals ihre Burg nicht verlassen haben, nicht, wenn sie wieder hinaufklettern mussten!« Dankbar sank Troth auf die niedrige Steinmauer, die die Besucher vor dem steilen Abhang schützen sollte. »Ich bin froh über deinen Rat, die chinesischen Hosen anzuziehen. Für Damen ist dieser Ausflug nicht sehr geeignet.«
»Und nicht für Leute mit einem schwachen Herzen oder einer schwachen Lunge.« Zu dieser Kategorie zählte Kyle im Augenblick; offensichtlich hatte er sich noch nicht völlig von der Malaria erholt.
Vom Aufstieg erhitzt, legte Troth das Plaid ab, das sie um ihre schmale Gestalt geschlungen hatte. Sie war hingerissen, als sie in Stirling einen Laden mit schottischen Stoffen entdeckten, und schwer enttäuscht, als es dort kein Karo für die Montgomerys gab.
Kyle tröstete sie mit einem Campell-Plaid und meinte, sie sei berechtigt, es zu tragen, da seine Mutter eine geborene Campbell war. Troth und das grün gemusterte Plaid wurden unzertrennlich. Die Kombination mit der chinesischen Tunika und den chinesischen Hosen war ausgefallen, aber bezaubernd.
Sie blickte über das Mäuerchen. »Hier sehe ich zwei Bäche, nicht einen. Auf der Rückseite des Hügels fließen sie zusammen.«
»Der Bach unter dir heißt >Fluss des Kummers< und der andere ist der >Fluss der Verzweiflung<. Noch ein Grund, das alte Gemäuer >Castle Doom< zu nennen.«
Sie zog ein Gesicht. »Ein melancholisches Volk, diese Hochländer.«
»In den romantischen Erzählungen Sir Walter Scotts und anderer Schriftsteller über die Highlands steckt viel Wahres, aber das Leben hier war immer hart.« Er blickte in den Norden in Richtung Kinnockburn. »Ich denke, meine Mutter hat meinen Vater hauptsächlich geheiratet, um englisches Geld in ihr Tal zu bringen, damit die Kleinbauern nicht verhungerten. Sie war die Maiden of Kinnockburn, Oberhaupt durch Erbfolge ihres Campbell-Clans. Das einzige Kapital, das sie besaß, war ihre Schönheit. Also zog sie nach London und fand einen Lord, der so vernarrt in sie war, dass er ihren Heiratsbedingungen zustimmte.«
»Wrexham und vernarrt?«, fragte Troth erstaunt.
»Schwer vorzustellen, aber wahr. Er betete sie an.« Kyle bot ihr den Arm, als sie den Aufstieg fortsetzten. »In diesem Ehevertrag wurde festgelegt, dass ihr Erbe in einer unwiderrufbaren Stiftung angelegt wurde, damit die Kleinbauern nie gezwungen waren, das Tal zu verlassen, was in den Highlands sehr oft geschehen ist.«
»Dein Vater hat sich darauf eingelassen? Wahrscheinlich werde ich ihn wider Erwarten doch noch mögen.«
»Er ist schwierig,
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