Bride 02 - Tempel Der Liebe
der Earl of Wrexham Weihnachten mit seiner Familie verbringen würde, hätte sie niemals gedacht, dass er Kyles Vater sei. Sie sahen einander kaum ähnlich. Aber er besaß die unverkennbare Arroganz eines Adligen und einen starken Willen in einem schwachen Körper.
Sie stand auf und machte einen tiefen Knicks. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Lord Wrexham.«
Er blieb ein Dutzend Schritte von ihr entfernt stehen und versuchte, sie deutlicher zu erkennen. Sein Blick blieb auf ihrer schlanken Taille haften. War er erleichtert oder enttäuscht, dass sie nicht schwanger war? Es wäre ein gemischtrassiges Kind geworden. »Sie sind also meine Schwiegertochter. Aus welchem Teil Schottlands stammte Ihr Vater?«
»Aus Melrose, südlich von Edinburgh.«
»Meine Frau kam aus den Highlands und unsere Kinder haben viel von ihr geerbt.« Er stieß ein bellendes Lachen aus. »Das ist nicht schlecht, da sie viel hübscher war als ich.«
Er setzte sich mit Mühe auf einen Stuhl, der auf der anderen Seite des Kamins stand. »Verdammte Gicht«, schimpfte er. »Erzählen Sie mir, was in China mit meinem Sohn geschehen ist.«
Das tat sie und unterstrich dabei, welche Freude es Kyle bereitet hatte, eine neue Welt zu erkunden, die so anders war als die Welt, die er kannte. Er war heldenhaft gestorben. Der Earl starrte in die Glut des Feuers. Sein Gesicht war wie Granit.
Nachdem sie geendet hatte, sagte er barsch: »Ich hätte ihm eine solche Heirat nie erlaubt, aber - das spielt jetzt keine Rolle mehr. Wenn Sie ihm so viel Glück geschenkt haben, dann muss ich Ihnen wohl dankbar sein.« Er stand unter Schmerzen auf. »Wir werden uns in Zukunft um Sie kümmern.« Er zögerte, bevor er hinzufügte: »Ich ... ich bin Ihnen dankbar, dass Sie den weiten Weg auf sich genommen haben, um uns von den letzten Tagen meines Jungen zu berichten.«
Auf seinen Stock gestützt, ging er aus der Bibliothek. Troth legte den Kopf an die Lehne und schloss die Augen. Sie zitterte. Das Schlimmste war überstanden. Sie war nicht überrascht, dass der Earl gegen diese Heirat seines Erben gewesen wäre. Aber wenn ihre Expedition nicht ein so unglückliches Ende genommen hätte, wäre es auch nicht zu der Heirat gekommen.
Es war, wie Wrexham gesagt hatte, es spielte jetzt keine Rolle mehr. Sie war nicht schwanger, würde also keine Erben für Wrexham austragen. Der Titel würde an Dominic und seinen Sohn gehen. Der alte Mann konnte es sich leisten, sie zu dulden.
Es war weniger, als sie gehofft hatte, aber vielleicht mehr, als sie verdiente.
KAPITEL 18
Unterwegs in China
Kyle hätte die vergangene Nacht für einen Traum halten können, wenn er nicht mit Troth im Arm erwacht wäre. Wie dumm, dass sie auf dem harten Boden statt im Bett geschlafen hatten. Trotzdem war es lange her, dass er so gut geruht hatte.
Er hatte nicht vergessen, wie gekonnt sie sich gegen eine Bande von Bösewichten gewehrt hatte. Aber im Schlaf sah sie verletzlicher und jünger aus, als sie war. Er spürte bei ihrem Anblick einen starken Beschützerinstinkt. Dass er letzte Nacht nicht die Selbstbeherrschung verloren hatte, erstaunte ihn allerdings sehr. Sie war wie ein Mann gekleidet und kannte keine weiblichen Schliche. Trotzdem war sie so unglaublich sinnlich, dass er seine Ehre beinahe aus dem Fenster geworfen hätte. Der lüsterne, männliche Teil seines Gehirns hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie alt genug war, und noch dazu mehr als willig. Aber er besaß immerhin genug Anstand, um zu widerstehen.
Vorsichtig darauf bedacht, sie nicht zu wecken, betrachtete er ihr faszinierendes Gesicht. Es war schwer zu glauben, dass sie sich nicht gefiel. Sie war unglaublich schön. Auf der Reise nach Hause würde er ihr beibringen, wie sie sich vor Männern schützen konnte. Im Augenblick sehnte sie sich so stark nach Bewunderung und Zärtlichkeit, dass sie leichte Beute für einen Mann mit weniger Skrupeln wäre.
Sie öffnete die Augen, in deren dunklen Tiefen Hoffnung und Argwohn verborgen waren. »Mylord, Kyle. Ich ... ich bin froh, dass du mich letzte Nacht nicht fortgeschickt hast.«
»Das wäre gewiss klüger gewesen, aber ich fand deine Nähe so angenehm.« Er zögerte. »Der Hunger auf die Berührung eines anderen Menschen sitzt tief, genau wie die Begierde. Es ist leicht, diese Dinge mit Liebe zu verwechseln. Hinter der Liebe stecken mehr als nur körperliche Gefühle.«
Ein anderer Ausdruck lag nun in ihrem Blick. War es vielleicht Belustigung? Er musste
Weitere Kostenlose Bücher