Bride 02 - Tempel Der Liebe
bis Kanton erstrecken. Kannst du mit Überzeugung sagen, dass wir beide die Chance haben, von hier zu entfliehen?«
Tränen traten ihr in die Augen. »Ich kann dich nicht hier lassen! Was ... soll aus mir werden?«
Er verfluchte sich selbst. Er hatte seinen eigenen Tod verschuldet und zugleich sein Versprechen ihr gegenüber gebrochen, sie sicher und wohlbehalten nach England zu bringen.
Was konnte er noch für sie tun? Dominic und seine Frau würden ihr natürlich helfen, wenn sie in England war, und auch Gavin, der eine Niederlassung in London gründen wollte. Dies war aber nur ein Bruchteil der Unterstützung, die Kyle für sie vorgesehen hatte. Es sei denn ...
»Troth«, sagte er beschwörend, »heirate mich.«
KAPITEL 26
Der Kiefer fiel ihr herunter. »Hast du den Verstand verloren?«
»Durchaus nicht. Wir können nichts tun, um mein wertloses Fan-qui-Leben zu retten, aber ich möchte, dass du meiner Familie Bescheid gibst, Mei-Lian. Sie müssen von meinem Tod erfahren. Sie jahrelanger Ungewissheit auszusetzen, wäre grausam.« Besonders für Dominic. Kyle hätte beinahe den Verstand verloren, damals, als sein Zwillingsbruder bei Waterloo schwer verwundet worden war. Würde sein Bruder seinen Tod spüren, noch bevor die Nachricht England erreichte? Vielleicht - aber das würde er nicht einmal sich selbst eingestehen. Allein um Dominics Seelenfrieden willen musste seine Familie es so bald wie möglich erfahren.
»Selbstverständlich werde ich deine Familie benachrichtigen, aber eine Heirat ist weder möglich noch notwendig.«
»Ein Irrtum in beiden Fällen. Als meine Witwe erhältst du ein Erbe und den Schutz der Familie Renbourne. Es ist das Mindeste, was ich tun kann, um die Unannehmlichkeiten wieder gutzumachen, die du durch mich erlitten hast. Ich weiß, dass eine Witwe in China sich nicht wiederverheiraten darf, aber in England ist eine zweite Heirat üblich. Als Witwe hast du also nur Vorteile.« Wenn sie einen richtigen Ehemann gefunden hatte, würde es ihr außerdem die lästige Frage ersparen, warum sie nicht mehr Jungfrau war.
Verdutzt zog sie die Stirn kraus. »Aber wie können wir hier ohne einen Trauzeugen heiraten?«
»Ein Trauzeuge ist nicht notwendig.«
»Gilt das denn auch vor dem Gesetz?«, fragte sie zweifelnd.
»In Schottland ist die Ehe gültig, wenn Mann und Frau sich als verheiratet erklären. Natürlich sind wir hier weit von Schottland entfernt, aber wir beide sind halbe Schotten und obendrein habe ich einen Besitz in den Highlands, also würde ein guter Anwalt durchsetzen, dass die zwischen uns geschlossene Ehe gültig ist.« Seine Stimme wurde eindringlich. »Bitte, Troth. Ich wollte so viel für dich tun, aber das ist mir nun leider nicht möglich. Mein Name ist das Einzige, das ich dir geben kann. Er wird dich beschützen.«
Verzweifelt presste sie die Augenlider zusammen. Es half nichts. Die Tränen bahnten sich ihren Weg und rollten die Wangen hinunter. »Eine so große Ehre hätte ich mir niemals erträumt, Mylord. Ich werde frohen Herzens deine Frau, wenn auch nur für wenige Stunden.«
Er dachte an seine Eheschließung mit Constancia, die von einem spanischen Priester vollzogen worden war, als sie im Sterben lag. Es war ihm nicht gegeben, Ehemann zu werden. »Die Ehre ist meinerseits, meine Liebe.«
»Wie verheiraten wir uns?«
»Nimm meine beiden Hände.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, streckte die Arme aus, die gerade lang genug waren, um ihn bei den Händen zu fassen. »Bei einer traditionellen schottischen Heirat muss sich das Brautpaar die Hände über fließendem Wasser reichen«, bemerkte er, als er in einem Anflug von Galgenhumor an das spärliche Rinnsal hinter seinem Rücken dachte, das zwischen ihren Füßen weiterfloss. »Das ist auch das Einzige, das wir haben.«
Sie biss sich auf die Lippe. »Wie kannst du in diesem Augenblick scherzen?«
»Mir ist lieber, du behältst mich lächelnd in Erinnerung. Für Tränen ist später noch Zeit.« Ihre Finger verflochten sich. »Meine liebste Troth Mei-Lian Montgomery, ich gelobe dir, treu zu sein. Troth, die Treue ... hat einen hübschen Klang, das Wort, findest du nicht?«
Sie lächelte ihn unter Tränen an. »Ich wurde nach der Schwester meines Vaters und seiner Großmutter benannt. Ich hatte es immer gern, wenn man mich Troth rief.«
Hugh Montgomery musste in die Zukunft gesehen haben, denn wenn jemals eine Frau diesen Namen verdient hatte, dann diese hier. Ehrlich, treu und tapfer bis ins
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