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Brixton Hill: Roman (German Edition)

Brixton Hill: Roman (German Edition)

Titel: Brixton Hill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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du gerade was?« Er klang ungehalten.
    »Nein, nein, ich bin …«
    »Scheiße, ich weiß, wer du bist. Seit Monaten geht’s hier schließlich nur noch um dich. Alan ist total abgefahren auf dich, der ist blind wegen dir. Er hat dir doch immer alles gemailt! Er hat gesagt: Emma muss informiert sein. Und: Bei Emma sind die Sachen sicher. Er hätte doch sonst niemals alles gelöscht.«
    »Er hat mir gemailt, ja. Aber ich … Hör zu. Ich hab seine Mails in den Spamordner umgeleitet. Oder sofort gelöscht. Ich hab sie irgendwann nicht mehr lesen können. Sie waren so … Na, dass er sich in mich verliebt hat und dass ich gemein zu ihm war, dieses Zeug eben. Um was ging es denn, verdammt noch mal?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Äh, vielleicht von Alan-›Wir-arbeiten-an-denselben-Projekten-und-wohnen-zusammen‹, dem Alan? Und würdest du mich jetzt endlich losbinden, ja? Danke!«
    Jay zögerte. »Ich hab mich da rausgehalten.«
    »Prima. Und der zweite Teil, der mit dem Losbinden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hab mich da rausgehalten, weil ich der Meinung war, dass sich Alan da in etwas verrennt.«
    »Da hattest du verdammt recht.«
    »Ich meine das ein bisschen anders. Er ist in dich verliebt gewesen, klar. Und er hat es übertrieben. Allerdings hab ich bis gerade eben nicht gewusst, wie sehr er dich belästigt hat …«
    »Äh, ja. Schön. Jetzt weißt du’s. Also könntest du …«
    Er sprach einfach weiter. »Irgendwann, das ist noch keinen Monat her, da sagte er, er sei einer Riesensache auf der Spur, und er müsse dich informieren. Ich dachte: Okay, jetzt hat er so lange gesucht, bis er einen blödsinnigen Grund gefunden hat, wieder Kontakt mit dir aufzunehmen. Zwischendurch hatte er sich ein bisschen beruhigt, da hatte ich schon Hoffnung, dass sich der Emma-Wahn – sorry – gelegt hat. Aber dann sagte er mir: Sie weiß Bescheid, sie liest meine Mails, blabla.«
    »Ich hab seine Mails nicht gelesen.«
    »Sagtest du schon. Ich bin auch noch nicht fertig. Er hat sich dann jeden Tag mehr aufgeregt. Immer wieder gesagt: Die Sache ist viel größer, als ich gedacht habe. Und: Emma muss aufpassen, sie ist da in was reingeraten. Und: Ich muss sie beschützen. Deshalb hing er immer in deiner Nähe rum, denke ich.«
    »Was für eine Riesensache? In was soll ich denn reingeraten sein? Ich inszeniere Shows. Ich unterschreibe nur Verträge, die ich verstehe. Ich hab kein Schwarzgeld irgendwo liegen, ich hab nicht mal genug legal versteuertes Geld irgendwo liegen. Ich habe seit bestimmt zehn Jahren keine illegalen Drogen mehr gekauft. Ich kann in gar nichts reingeraten sein.«
    »Dann war alles nur totale Paranoia im Liebeswahn?«
    Em nickte und hob ihre Hände hoch. »Kannst du mir das jetzt mal abmachen, bevor meine Finger schwarz werden?«
    »Meine sind auch schwarz.« Er ging zum Schreibtisch.
    »Ganz schlechter Scherz«, sagte sie.
    Sie hatte keine Angst mehr vor ihm. Sie wusste, dass er ihr nichts tun würde, deshalb zuckte sie auch nicht zurück, als er mit der Schere näher kam. Em rieb sich die Handgelenke, um die Blutzirkulation anzuregen. »Füße?«
    Er durchschnitt auch diesen Kabelbinder. Sie rollte vom Bett und ging ein paar Schritte durch den Raum, wie um zu testen, ob sie das Laufen auch nicht verlernt hatte.
    »Aber ist es nicht komisch, dass Alan davon spricht, dass du in etwas reingeraten bist, was gefährlich werden kann, und dass er sich Sorgen um dich macht, und dann … passiert wirklich etwas?«
    Em nickte langsam, rieb sich wieder die Handgelenke und dachte nach. Es änderte nichts. »Jay, ich verstehe, dass Alan dein Freund ist und so weiter. Aber es ist doch ganz offensichtlich: Er hat keine Reaktion von mir bekommen, also hat er sich etwas ausgedacht. Und als das auch nichts gebracht hat, hat er …« Gab es dafür Worte? Sie zögerte. »Ich glaube, er hat das alles inszeniert und Menschenleben aufs Spiel gesetzt, weil er Aufmerksamkeit gesucht hat.«
    Jay sagte nichts.
    »Für mich«, fuhr Em fort, »hört sich das leider alles ziemlich eindeutig an. Er ist nervös geworden, als die Polizei hier war. Dann hat er alle Beweise vernichtet, den Laptop und die Festplatte an mich geschickt – vielleicht sogar in dem Wissen, dass sie zerstört werden würden, vielleicht war aber auch einfach gar nichts drauf, daran schon mal gedacht? Dass alles nur Show war? Na, und danach ist er verschwunden. Im Sinne von untergetaucht. Sieht nach Schuldeingeständnis aus, wenn ich ehrlich bin.«
    Jay

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