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Brixton Hill: Roman (German Edition)

Brixton Hill: Roman (German Edition)

Titel: Brixton Hill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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oder musst du sie erst raussuchen?«
    »Ich krieg sie schon zusammen«, sagte Em.
    Sie schrieb Alex, dass es ihr gut ging und er doch bitte ihrer Großmutter Bescheid geben solle. Dann schrieb sie Jono eine kurze Nachricht, die nur aus dem Wort »Danke« bestand. Schließlich hatte er sie gewarnt. Sie fragte sich, wem sie noch schreiben müsste. Ihr fiel Eric ein, wie er ihr einmal vorgeworfen hatte, keine Freunde zu haben.
    »Du hast nicht mal eine beste Freundin. Ist das normal?«
    »Ich bin nun mal viel unterwegs«, war ihre Ausrede gewesen. Für so vieles.
    »Warum läufst du ständig weg?«
    Darauf hatte sie ihm nicht geantwortet. Er hätte die Antwort wissen müssen. Wenn sie schnell genug verschwand, war die Wahrscheinlichkeit, von anderen enttäuscht zu werden, geringer.
    Eric.
    Er fehlte ihr.
    Sie stand auf und dankte Samir.
    »Wusste gar nicht, dass es noch Internetcafés gibt«, sagte sie, nur um etwas zu sagen, um freundlich zu wirken.
    Samir ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Es gibt Leute, für die sind fünf Pfund schon sehr viel Geld.«
    Unwillkürlich legte Em ihre Hand auf die Hosentasche, in der das Bündel mit den Fünfzig-Pfund-Noten war. »So hab ich das nicht gemeint«, murmelte sie.
    »Klar. Schon gut. Wo gehst du jetzt hin?«
    »Wieder zu Jay.«
    »Gut. Du kannst auch jederzeit herkommen.«
    Sie betrachtete den Libanesen genauer. Er war kleiner als sie und ein paar Jahre jünger. Seine Lippen waren voll und sinnlich. Mit dem linken Auge schielte er leicht nach innen. Die Haare hatte er sich abrasiert, wohl weil er bereits eine Glatze bekam. Dazu trug er eine kleine runde Brille, die ihm einen intellektuellen Touch verlieh.
    »Warum helft ihr mir?«, fragte sie.
    Jetzt grinste Samir wieder. »Gemeinsam gegen die Staatswillkür. Alles Gute. Hoffentlich bis bald.«
    Auf dem Weg zu Jays Haus senkte Em den Kopf, um niemanden ansehen zu müssen. Nicht dass ihr viele Menschen entgegengekommen wären. Aber vielleicht fuhr gerade die Polizei herum. Sie ging schneller und dachte an das, was Samir gesagt hatte. Staatswillkür. Dabei machten sie bei Scotland Yard nur ihre Arbeit. Würde man sie fragen, wer das stärkste Motiv hatte, Alan den Tod zu wünschen, sie würde auch als Erstes vor ihrer eigenen Haustür stehen.
    Aber zu glauben, sie hätte etwas mit dem Tod ihres eigenen Bruders zu tun? Oder mit Kimmys Tod?
    Sie hob kurz den Kopf, um zu sehen, wann sie in die Seitenstraße abbiegen musste, und sah gleich mehrere Streifenwagen an sich vorbeifahren. Keiner der Polizisten schien sie zu beachten, aber das Adrenalin ließ sie unüberlegt losrennen und Jays Tür fast einschlagen.
    »Auch eine Art, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.« Jay wirkte verärgert. »Was ist passiert?«
    »Überall Polizei«, keuchte sie.
    »Ja. Hier ist ein Knast in der Nähe. Da kommt es schon mal vor, dass Polizisten herumfahren.«
    Sie schob sich an ihm vorbei, ging in sein Zimmer und ließ sich auf die Couch fallen, auf der sie geschlafen hatte. »Scheiße. Das halt ich nicht aus. Ich bin in allen Zeitungen.«
    »Und im Fernsehen. Herzlichen Glückwunsch.« Jay setzte sich wieder an seinen Rechner, mit dem Rücken zu ihr.
    »Was mach ich jetzt?«
    »Abwarten. Ich bin hier noch nicht ganz fertig.«
    »Was machst du?«
    »Nichts, was dich interessiert.«
    Sie stand auf und stellte sich neben ihn. Einer seiner Bildschirme zeigte Twitter. Was auf dem anderen passierte, verstand sie nicht. Sie sah wieder auf den Bildschirm mit der Twittermaske. Jay hatte kein Hintergrundbild eingerichtet, auch kein Profilfoto. Die Tweets in seiner Timeline wirkten wie Geheimbotschaften. Oder einfach nur wie dummes Zeug.
    »Setz dich hin«, sagte er.
    Sie sah sich um, aber es gab keinen weiteren Stuhl im Zimmer. Also blieb sie stehen.
    »Ich meine auf die Couch.«
    »Was machst du?«
    »Muss mich konzentrieren«, sagte er knapp.
    Sie verstand: Mund halten. Die Twitternachrichten, die durch seine Timeline liefen, wurden ihr langsam klarer. Dort stand: #opbraidlux #getready #expectus
    Die Hashtags wiederholten sich immer wieder. Jemand fügte hinzu: START , es folgte eine Reihe aus Buchstaben und Zahlen, die aussahen wie eine sehr umständliche Webadresse. Diese Nachricht wurde weiterverbreitet. Dann kamen neue Tweets:
    #opbraidlux TARGET : www.braidlux.co.uk
    Und schließlich:
    FIRE .
    Immer neue Tweets. Immer wieder mit dem Hashtag #opbraidlux , immer wieder mit Status: FIRE .
    Fasziniert starrte Em auf den Bildschirm, wartete mit

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