Brixton Hill: Roman (German Edition)
hatte sie ausgesehen, aber Patricias Freude war groß gewesen, noch größer sogar, als sie erfuhr, was das Kind in den letzten Tagen alles hatte durchmachen müssen.
Wenig später tauchte DCI Palmer auf und nahm Emma mit. Patricia bestand darauf, mit zu Scotland Yard zu kommen und der Befragung beizuwohnen. Zwei Anwälte aus Erics Kanzlei kamen ebenfalls, nicht aber Alex Hanford. Der war damit beschäftigt, hinter seinem Vater aufzuräumen.
Emma gab der Polizei entscheidende Hinweise, die sie auf die richtige Spur brachten.
»Ich glaube, Robert hat einen Hacker beauftragt … Miles Fielding. Ausgerechnet mein Bruder Eric hat ihn offenbar bei einer Hausbesetzungsaktion rekrutiert. Robe rt hat dann diesen Hacker bei Frank eingeschleust.«
»Erklären Sie das genauer«, bat DCI Palmer in dem Gespräch, dem Patricia kopfschüttelnd beiwohnte.
»Dieser Miles hat als Softwareentwickler in der Bank gearbeitet. Aber in Wirklichkeit sollte er ein Auge auf Frank haben.«
»Klingt plausibel. Wie sicher ist das?«
»Es ist eine Theorie«, gab Em zu. »Aber im Moment die einzige, die halbwegs Sinn ergibt. Robert wird Ihnen schon alles erzählen, wenn er sich dadurch Strafminderung erhofft.«
Palmer hob die Schultern. »Hoffen wir es. Würde uns jedenfalls viel Ermittlungsarbeit ersparen. Was haben Sie noch für mich?«
»Ich denke mal, dass Alan durch seine Nachforschungen …«
»… weil er etwas über Sie und Ihre Familie herausfinden wollte? Diese Nachforschungen?«
»Diese und die Braidlux-Recherche. Daraus wurde ja dann eine. Jedenfalls muss Alan Staub aufgewirbelt haben, und der andere Hacker, also dieser Miles Fielding, ist Alan auf die Spur gekommen, als er in die Computer von Braidlux eingedrungen ist.«
»Hoffentlich finden wir diesen Fielding bald«, murmelte Palmer.
»Ich denke, Fielding hat diese Anschläge eingefädelt, um sie Alan anzuhängen. Und um den Focus auf mich zu verschieben. Und nachher hat er versucht, mich umzubringen, weil er dachte, ich wüsste etwas. Er hatte ja keine Ahnung, dass ich Alans Mails immer ungelesen gelöscht habe …«
Anstelle von Emma war Eric ums Leben gekommen. Aber vielleicht war Eric mittlerweile auch unbequem geworden, vielleicht hatte er seinem Onkel Frank dabei helfen wollen, aus Braidlux auszusteigen. Weil Alan Collins, der »gute Hacker«, wie Patricia ihn für sich nannte, mit seinen Recherchen nicht aufhörte, entledigte man sich seiner und verfolgte anschließend Emma, deren Tötung allerdings misslang. Emma erkannte Miles Fielding auf Fotos als den Mann, der versucht hatte, sie umzubringen.
Patricia war unzufrieden mit dem aktuellen Stand: Robert Hanford leugnete hartnäckig. Miles Fiedling blieb verschwunden. Die Polizei suchte nun landesweit nach ihm. Das einzig Erfreuliche war, dass jeder Verdacht gegen Emma fallen gelassen worden war.
Frank, Frank, das passierte eben, wenn die falschen Leute den falschen Ehrgeiz entwickelten und auch in der Oberliga mitspielen wollten. Blind hatte er sich auf seinen Freund Robert verlassen, und nun konnte man ja sehen, was dabei herausgekommen war. Wie naiv er doch war, der gute Frank. Einzig bewundernswert an ihm war, dass er sich wie sein Freund Robert weigerte auszusagen, und das mit einer Hartnäckigkeit, die Patricia so noch nicht an ihm gekannt hatte. Die Anwälte mussten an den beiden verzweifeln. Würden sie sich wenigstens gegenseitig beschuldigen, dann hätten sie etwas, mit dem sie arbeiten konnten. Aber nach allem, was Patricia gehört hatte, sprachen die beiden wohl nicht mal mit ihren eigenen Verteidigern.
Und Katherine? Stapfte schlecht gelaunt durchs Haus, ging Emma aus dem Weg, mied gemeinsame Mahlzeiten. Dafür verbrachte Emma viel Zeit bei ihrer Großmutter. Sie schlief auch viel und war grüblerisch, aber das gehörte wohl dazu. Schließlich trauerte sie um ihren Zwillingsbruder, und sie brauchte Zeit, um all die schrecklichen Dinge zu verarbeiten. Schon bald würde sie wieder ganz die Alte sein. Sie war eine Frau nach Patricias Geschmack: hart im Nehmen und mit einem ganz eigenen Kopf. Es lag nicht in Patricias Naturell, die Zuneigung zu ihrer Enkelin allzu deutlich zu zeigen. Sie glaubte, zu viel Liebe mache die Menschen weich.
Patricia bedauerte es sehr, dass Em nicht mit zur Beerdigung in die St Pauls Cathedral kommen wollte.
»Dein Bruder hätte mir diesen Gefallen getan.«
»Nimm Katherine mit.«
»Sie traut sich nicht aus dem Haus, weil sie nicht auf Frank angesprochen werden
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