Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Broughton House - Haus der Sehnsucht

Broughton House - Haus der Sehnsucht

Titel: Broughton House - Haus der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
dir vorstellen, wie mir zumute wäre, wenn ich zurückfahren und deinem Vater erzählen müsste …“
    „Das ist deine einzige Sorge, nicht wahr? Dir geht es nur darum, was Dad denkt. Ich bin dir völlig gleichgültig. Gib es ruhig zu. Insgeheim wärst du froh, wenn ich einfach verschwinden würde.“
    „Das stimmt nicht, Vanessa!“
    „Lügnerin“, höhnte das Mädchen und warf ihre Zigarette zu Boden. „Erzähl Dad meinetwegen, was du willst … Mir ist es egal.“
    Eleanor schloss die Augen. Es hatte keinen Sinn, jetzt ein ernstes Wort mit Vanessa zu reden, nicht in Gegenwart von Sasha.
    Was würde ich jetzt tun, wenn es um meine eigene Tochter ginge? überlegte sie.
    Offensichtlich waren die jungen Männer ziemlich harmlos gewesen. Im Gegensatz zu Sasha hatten sie keine Konfrontation mit ihr gesucht. Aber es hätte auch anders kommen können.
    Nach der Miene zu urteilen, mit der sie die Zigarette weggeworfen hatte, und der Blässe ihrer Haut war anzunehmen, dass Vanessa nicht regelmäßig rauchte, sondern unter einer Art Gruppenzwang gestanden hatte. Doch dieser Druck hätte sich auch auf andere Dinge beziehen oder, schlimmer noch, aus körperlicher Gewalt bestehen können.

    Die Rückfahrt nach London verlief schweigsam. Nur einmal unterbrach Vanessa die Stille und erklärte trotzig: „Ich nehme an, du wirst direkt zu Dad rennen und ihm alles erzählen. Wir haben nichts Böses getan, sondern nur geredet … Es stimmt also, dass Frauen mittleres Alters immer gleich hysterisch werden“, fügte sie beleidigend hinzu.
    „Hör mal, Vanessa“, begann Eleanor gereizt und redete nicht weiter. Bei anderer Gelegenheit hätte sie jetzt vielleicht gelacht. Doch sie war zu erschöpft und entsetzt bei dem Gedanken daran, was hätte passieren können. Deshalb schwieg sie.
    Natürlich musste sie Marcus von dem Vorfall erzählen. Nicht, um Vanessa zu bestrafen, sondern zu ihrem Schutz. Offensichtlich begriff das Mädchen nicht, welche Gefahr es hätte heraufbeschwören können. Gar nicht zu reden von dem Vertrauensmissbrauch, den Vanessa begangen hatte, indem sie und Sasha sich heimlich mit den Jungen verabredeten.
    Junge Mädchen liebten und brauchten Geheimnisse, die sie mit anderen Teenagern teilen konnten. Kichern, Flüstern und lange tiefgründige Gespräche über die Jungen und „das Einzige, was sie wollen“, gehörten dazu. Diese kleinen Geheimnisse, die zur Entwicklung von einem behüteten Kind zu einem selbstständigen Erwachsenen gehörten, musste man hinnehmen. Absichtliche Täuschung, bei denen die Teenager genau wussten, was sie taten und weshalb, waren eine ganz andere Sache.

    Eleanor nahm die Post aus dem Kasten, die in ihrer Abwesenheit gekommen war. Die beiden Mädchen waren nach der Rückkehr gleich nach oben gegangen und hatten die Musik laut aufgedreht.
    Eleanor dröhnte der Kopf, und sie fragte sich, wie lange es noch dauern würde, bis die Nachbarn sich beschwerten.
    Ein mit Schreibmaschine beschrifteter Umschlag stammte aus Frankreich. Eleanor nahm an, Louise hätte ihr die unterschriebenen Unterlagen zurückgeschickt, die sie für die Auflösung ihrer Partnerschaft benötigte, und öffnete ihn sofort.
    Doch der Brief war nicht von Louise. Zu Eleanors Erstaunen hatte Pierre Colbert ihr geschrieben. Er nahm Bezug auf ihre Besprechung und wollte wissen, ob sie immer noch an Übersetzungen interessiert wäre. Von Louise hatte er erfahren, dass sie ihr Büro aufgelöst hätten. Leider war es ihm nicht gelungen, ihre private Telefon- oder Faxnummer zu erfahren.
    Eleanor runzelte die Stirn. Louise hatte versprochen, dafür zu sorgen, dass alle Telefongespräche und Faxschreiben zu ihrem Privatanschluss in Chelsea umgeleitet wurden. Es sah ganz danach aus, als hätte die ehemalige Partnerin stattdessen die eigene Nummer angegeben.
    Inzwischen wäre die Angelegenheit ziemlich eilig geworden, schrieb Pierre Colbert. Er müsste Ende des Monats in den Fernen Osten reisen und wollte vorher noch alles regeln.
    Wenn Eleanor weiterhin an Übersetzungen interessiert wäre, hoffte er, dass sie zu einer Besprechung an seinen Hauptwohnsitz in die Provence kommen könnte, selbstverständlich auf seine Kosten. In diesem Fall sollte sie ihn anrufen. Leider wäre er nur noch die nächsten zehn Tage zu erreichen.
    Mit zitternden Fingern legte Eleanor den Brief auf den Tisch. Sie hatte sich mit der Kluft abgefunden, die sich zwischen Louise und ihr gebildet hatte. Trotzdem tat dieser erneute Beweis von Unredlichkeit

Weitere Kostenlose Bücher