Broughton House - Haus der Sehnsucht
leiten ist etwas anderes als die Führung eines Restaurants.“
Zoe bemerkte den gereizten Unterton in seiner Stimme und war plötzlich ebenso wach wie er. Über ein Hotel hatten sie zum ersten Mal gesprochen, als Clive ihnen seine Unterstützung anbot.
Ben hatte immer ein eigenes Restaurant haben wollen. Seit vielen Jahren führte er das Lokal praktisch allein, in dem er zurzeit arbeitete. Das würde Aldo, der italienische Besitzer, allerdings niemals zugegeben. Er war ein griesgrämiger, verbitterter Mann, dessen Küchenchefs nie lange blieben, obwohl das Restaurant beliebt war.
Aldo war über fünfzig und mit einer Engländerin verheiratet. Ben vermutete, dass die Ehe der Grund für seine schlechte Laune und seine Feindseligkeit gegenüber den Angestellten war. Wäre er nicht so dumm gewesen wäre, sich in eine Engländerin zu verlieben, würde er jetzt die bekannten Restaurants seiner Familie in Rom leiten und nicht in London versauern, hatte er einmal erklärt.
Seine Eltern hatten die Heirat nie gebilligt und behandelten Aldos Frau und seine halb englischen Kinder immer noch mit Misstrauen und Verachtung.
Zoe tat die Frau leid. Ben war weniger mitfühlend.
„Sie hätte sich jederzeit scheiden lassen können“, hatte er geantwortet. „Das hätte sie sogar tun müssen. Aber sie bleibt bei ihm, weil es ihr Freude macht, Aldo leiden zu sehen. Und er lässt es an uns aus.“
„Du kannst jederzeit die Stellung wechseln“, hatte Zoe vorgeschlagen.
„Das ist im Moment nicht ganz einfach“, hatte Ben zu bedenken gegeben. „Da dein Hotel nahe am Flughafen liegt und immer gut belegt ist, hast du es vielleicht noch nicht bemerkt. Wir spüren dagegen sehr, wie stark die Geschäfte zurückgegangen sind. Wir bekommen längst nicht mehr so viele Tischbestellungen unter der Woche wie früher.“
Zoe wusste, dass Ben sich Sorgen machte, inwieweit sich die Rezession auch auf ihr Vorhaben auswirken könnte.
Clive hatte vorgeschlagen, sie sollten nicht nur ein Restaurant, sondern ein kleines erstklassiges Landhotel eröffnen.
Zunächst war Ben unsicher gewesen, ob sie solch eine Verantwortung auf sich nehmen sollten. Zoe hatte ihn davon überzeugt, dass sie in einem Hotel alle ihre Fähigkeiten einsetzen könnte. In einem Restaurant bliebe ihr dagegen nur die Aufgabe einer Teilzeitbuchhalterin. Sie müsste ihre derzeitige Stellung behalten, um sich die Aufstiegsmöglichkeiten nicht zu verbauen. Angesichts der Schichtarbeit und der langen Wege würden sie dann kaum noch Zeit füreinander haben.
Wie erwartet, hatte Ben ihre Argumente eingesehen. Er war jetzt ebenso begeistert von den Plänen wie sie. Allerdings fiel er gelegentlich in jene Vorsicht zurück, die nun einmal zu seiner Persönlichkeit gehörte.
Ich möchte ihn gar nicht anders, überlegte Zoe vergnügt. Sie gab ohne Weiteres zu, dass sie manchmal zu optimistisch war und mögliche Fallstricke einfach übersah. Mit dem geduldigen, fürsorglichen Ben an ihrer Seite brauchte sie davor keine Angst zu haben.
„Ich kann es gar nicht erwarten, das Haus zu besichtigen“, erklärte sie eifrig. „Wann fahren wir hin, Ben?“
„Freu dich bloß nicht zu früh“, warnte er sie. „Wir haben noch einen langen Weg vor uns, Zoe.“
„Du und deine Vorsicht …“, neckte sie ihn. „Immer bist du auf der Suche nach Problemen.“
„Nun, einer von uns muss ja vorsichtig sein“, stellte er fest. „Da du es gewiss nicht bist …“
Er hielt inne, und Zoe runzelte die Stirn.
Ärgerte Ben sich darüber, dass er für sie beide aufpassen wusste? Empfand er ihren Optimismus als Belastung? War sie manchmal eine Belastung für ihn? Ihre Besorgnis wuchs, und ihre Begeisterung verflog.
„Ben …“, begann sie unsicher.
„Hm“, sagte er schläfrig. „Überlass alles mir. Ich werde Clive anrufen und einen Termin mit ihm ausmachen.“
Er schlief sofort ein, und es wäre unfair gewesen, ihn wieder zu wecken. Doch es dauerte sehr lange, bevor Zoe selber einschlafen konnte.
7. KAPITEL
M arcus, ich glaube, ich habe ein Haus für uns gefunden.“
Eleanor hatte die Einzelheiten über Broughton House schon vor drei Tagen bekommen. Doch sie hatte so lange gewartet, bis sie allein waren, bevor sie das Thema anschnitt. Marcus war nicht nur gereizt, weil Julia ihn zwang, Vanessa zu sich zu nehmen, während sie in Amerika war. Ein neuer komplizierter Fall nahm fast seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch.
Sie hatte schon vor der Ehe gewusst, dass er zu jenen
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