Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
Ihre spröde Zurückhaltung war echt gewesen. Und das war der Punkt.
Samtig schimmernde Augen unter dichten Wimpern spähten in seine Richtung. Für den Augenblick eines Herzschlags verschmolzen ihre Blicke, dann senkte sie züchtig
die Lider. Er konnte gut nachvollziehen, wieso Ben die
Kleine eingeladen hatte. Ihren sinnlich rauchgrauen Tiefen
vermochte man kaum zu widerstehen. Sie wusste ihre Blicke wohl zu dosieren und machte einen verrückt mit ihrem
verführerischen Augenaufschlag.
Ihre Haare waren Geschmackssache. Die schiere Fülle
erdrückte das fein geschnittene Gesicht und ihre zierliche
Silhouette. Allerdings brauchte sie, im Gegensatz zu vielen
anderen Frauen, kein Haarteil, um den Chignon in Form zu
bringen. Weiche Löckchen kringelten sich in ihre Schläfen.
Sein Blick heftete sich auf die goldene, an ihrer Bluse befestigte Uhr. Ihre Brüste hoben und senkten sich aufreizend, und er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und
her und leckte sich unbewusst mit der Zunge über die Lippen. Sanfte Stimme, ausgezeichnete Manieren, ein hübsches Gesicht - auch wenn er sich keinen Reim darauf zu
machen wusste, weshalb Ben für diese Frau durch das halbe
Land gereist war, eins stand jedenfalls fest: Jared juckte es
in den Fingern, den Schwung ihrer festen Brüste nachzuzeichnen, die üppige Fülle in seiner Handfläche zu wiegen.
Seine Hand zitterte leicht, als er sich einen weiteren Whiskey einschenkte, und er spürte eine plötzliche Erregung.
Er erwog, aufzuspringen und die Tischrunde zu verlassen.
Auf Charger nach Pueblo zu reiten und sich dort mit einer
willigen Dirne auf ein unverfängliches Schäferstündchen
einzulassen. Nein, danach stand ihm nicht der Sinn. Weitaus mehr reizte es ihn, die bezaubernde Lauren mit schamlosen Blicken zu vernaschen.
Als sie nach dem Diner in den Salon zurückkehrten, bemerkte Carson: »Es ist bedauerlich, dass ihr kein Piano besitzt, Olivia. Lauren könnte für uns spielen.«
»Jammerschade. Ich würde Ihnen so gern lauschen«, sagte Kurt, der Lauren nicht von der Seite wich.
»Was hat Sie eigentlich nach Texas geführt, Miss Holbrook?«, fragte Parker Vandiver unverblümt.
Lauren fehlten für Augenblicke die Worte. Die kalten, stechend blauen Augen fixierten sie scharf.
»Lauren ist die Schwester von Jareds bestem Freund in
Harvard. Er war häufiger bei den Holbrooks eingeladen
und wollte sich für ihre Gastfreundschaft revanchieren. Da
ihr Bruder kürzlich geheiratet hat, ging die Einladung an
Lauren. Ben hat sie auf der Durchreise von New York mit
hergebracht.«
Lauren war fassungslos über Olivias infame Lüge. Mrs.
Lockett strahlte das bestürzte Mädchen an und setzte hinzu: »Sie war mir ein tröstender Halt nach Bens Tod. Ich
weiß nicht, was ich ohne sie getan hätte.«
Laurens Verblüffung schlug in Verärgerung um. Was fiel
Olivia ein, ihre Herkunft zu verleugnen! Sie brauchte sich
für nichts zu schämen oder zu entschuldigen!
»Bei der Beerdigung war sie aber nicht, oder?«, versetzte
Parker spitzfindig.
»Sie war überwältigt von ihrer Trauer. Ben und sie verstanden sich seit der Reise blendend. Ich mochte ihr die
vielen Menschen und die ganze Aufregung nicht zumuten«,
sagte Olivia schlicht.
»Verständlich. Ich habe mich ähnlich gefühlt, als meine
Mutter starb«, flüsterte Kurt und tätschelte Laurens Hand.
Sie zog sie hastig weg. Carson brachte die Unterhaltung
wieder auf das eigentliche Thema. »Was hat es mit dem geplanten Wasserkraftwerk auf sich? Ist das mehr so eine Zukunftsvision von Ihnen, Parker?«
»Nein, es ist Fakt, Carson. Wir werden es auf jeden Fall
bauen. Selbstverständlich möchten wir uns dabei der Unterstützung der Locketts versichern.« »Und was passiert mit
dem Stromerzeuger, der bereits hier operiert?«, erkundigte
sich Olivia, unversehens knallharte Geschäftsfrau. Sie bezog
sich damit auf ein kleines Kraftwerk, das Orville Kendrick
betrieb. Das Werk versorgte die Bewohner von Coronado
von abends sechs bis zehn mit Strom. Erstaunlicherweise
verfügte das Haus der Locketts noch nicht über elektrischen Strom.
»Das wird zweifellos überflüssig«, antwortete Parker
schroff. »Wir werden vierundzwanzig Stunden lang Elektrizität liefern. Da ist Kendrick nicht mehr wettbewerbsfähig.
In naher Zukunft funktioniert alles mit Strom.«
Kurt neigte sich zu Lauren. »Was halten Sie von elektrischem Licht, Miss Holbrook?«
Sämtliche Blicke waren auf sie gerichtet, als sie zögernd
konstatierte: »Ich
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