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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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schmerzlicher Punkt für Sie ist, aber Sie sind für einige Dinge unsere einzige Zeugin.«
    »Für was für Dinge denn?«, fragte sie unwirsch.
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    »Für Ihre Auftraggeber und für Wu«, sagte Krause nachdrücklich. »Wir müssen das wirklich wissen.«
    »Verdammt, wir suchen eine Atombombe, wir suchen doch nicht Wu.« Sie hatte dichtgemacht, zeigte keine Bereitschaft mehr zu kooperieren, sie wollte schnellstmöglich aus diesem Gespräch aussteigen.
    »Vielleicht hat Wu etwas mit der Atombombe zu tun«, äußerte Sowinski. »Vielleicht haben wir ja Erkenntnisse darüber.« Dann wandte er sich an Krause und bat: »Wir sollten ihr den Hinweis einspielen.«
    »Ja«, nickte Krause. »Tun wir das.«
    Also spielten sie ihr das Telefonat mit der jungen Deutschen in Peking vor, wobei Svenja an manchen Stellen nickte, an anderen misstrauisch die Augenbrauen nach oben zog, manchmal den Kopf schüttelte. Schließlich sagte sie: »Da könnte etwas dran sein.«
    »Trauen Sie Wu so eine Operation zu?«, fragte Sowinski.
    »Durchaus«, nickte sie. »Das würde passen. Er schwebte irgendwie über den Dingen, und manchmal dachte ich: Er lacht Schwierigkeiten einfach weg. Aber es ist ebenso gut möglich, dass Wu in Nordkorea einfach Flusskrebse aufgetrieben hat und die nach Peking zum amerikanischen Botschafter brachte, weil der nordkoreanische Flusskrebse so liebt.«
    Das mochten sie beide an ihr, das machte sie stolz auf diese Frau: Die Fähigkeit, sich nicht verblüffen zu lassen und genau zu erkennen, wo auch noch andere Sichtweisen zu finden waren.
    »Könnte sein«, nickte Krause lächelnd. »Das mit den Flusskrebsen ist ein schöner Vergleich und wahrscheinlich alltagstauglich. Also: der Tag der Einsatzbesprechung, bitte. Wer genau war dabei?«
    »Also, das war Larry, natürlich, dann war da noch ein Mann namens Silverman, um die fünfzig, und eine Frau namens Nancy, ebenfalls um die fünfzig. Die drei.« Svenja griff unbewusst nach ihrer langen silbernen Halskette, als wollte sie sich daran festhalten.
    »Sie mochten keinen von denen«, stellte Sowinski fest.
    »Nein, wirklich nicht. Vor allem Nancy nicht, eine hagere Frau mit kiloweise Rouge im Gesicht und den steinharten Augen einer Puffmutter.«
    Wieder Stille, wieder der spürbare Rückzug bei Svenja.
    »Diese Nancy«, fragte Krause ruhig, »war die spezialisiert in diesem Fall? Hatten Sie das Gefühl, dass sie die genaue Zielrichtung der Operation kannte?«
    »Eher nicht, aber genau weiß ich das nicht. Aber sie musste in der Hierarchie verdammt weit oben stehen, denn sie konnte Larry ungestraft widersprechen. Sie war mindestens so taff wie dieser Silverman, und der war weiß Gott ein harter Bursche. Bei dem hatte ich das Gefühl, dass er genau wusste, dass ich Cheng herausholen würde, dass es ihm aber absolut gleichgültig war, ob ich die Aktion überlebte.«
    »Bitte einmal ganz sachlich«, erklärte Sowinski in die Stille. »Sie sagen, diese Nancy war steinhart. Woran genau machen Sie das fest? Hat sie irgendetwas Bestimmtes geäußert?«
    »Das hat sie«, bestätigte Svenja. »Es war klar, dass ich schwarz über die Grenze nach Nordkorea hineingehen würde. Das habe ich ja schon alles erzählt. Um nicht aufzufallen, musste ich wie alle Leute in Nordkorea zu Fuß vorwärtskommen. Also fragte ich: Wie soll ich mich verhalten, wenn ich irgendwo festsitze, wenn mich jemand anmacht, bedroht? Da antwortete Nancy: Dann vögeln Sie eben eine Runde mit dem, und das Problem ist erledigt. Vögeln können Sie doch, oder?«
    Für Krause war es längst nicht mehr nur Svenjas Problem, er sah die Probleme sich haushoch auftürmen. Krause war sich sicher, an einem ganz entscheidenden Punkt zu stehen. Er ruderte zurück, musste die Szene ein wenig entschärfen.
    »Ich habe Sie nicht geschickt, Herr Sowinski hat Sie nicht geschickt. Das wissen Sie. Wir waren mit der Operation nicht befasst. Aber wir müssen sie aufarbeiten«, sagte Krause unnachgiebig.
    Sie wich aus, fragte: »Ist das Dossier über die nordkoreanischen Raketen schon im Haus?«
    »Ist da«, sagte Sowinski. »Eine wirklich gute Arbeit. Danke Ihnen.«
    »Gibt es Nachrichten von Karl Müller?«
    »Die übliche Meldung vor Einsatzbeginn«, sagte Krause. »Er ist jetzt auf dem Chinesischen Meer. Alles sieht gut aus.«
    »Ich mache mir Sorgen«, sagte sie einfach. »Also, ich mache mir Sorgen um Müller.«
    »Warum denn?«, fragte Krause schnell.
    Sie antwortete nicht, starrte nur auf den

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