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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Park. Du setzt dich auf eine Bank möglichst nahe am Hotel und wartest, bis ich komme. Ist das klar?«
    »Ja, das ist klar. Aber warum sollten wir getrennt werden? Ich verstehe das nicht.«
    »Es kann einfach passieren«, erklärte Müller unwirsch. »Du selbst hast gesagt, ich habe den falschen Mann erwischt. Wir wissen beide nicht, wo der richtige steckt, aber vielleicht taucht er plötzlich auf und verbreitet Unruhe.«
    »Unruhe? Ach so, ja«, sagte Kim, aber es stand deutlich in seinem Gesicht, dass er das nicht verstand.
    »Hier ist das Geld«, sagte Müller und reichte ihm die Scheine. »Steck es ein. Und jetzt trinken wir einen Kaffee.«
    »In Pjöngjang gehen abends um zehn Uhr die Lichter aus, wir haben keinen Strom«, sagte Kim. »Nur die Standbilder unserer Führer werden beleuchtet und das Mausoleum auch. Und der Chuch’e-Turm.«
    »Was ist Tschutsche oder wie du es genannt hast?«, fragte Müller.
    »Es ist die Philosophie unserer Führer. Es bedeutet Unabhängigkeit«, erklärte Kim.
    »Aha!«, sagte Müller. Er war geneigt, wieder einen bissigen Kommentar abzugeben, schwieg aber. Er durfte keine Unsicherheiten säen.
    »Bei euch brennen die Lichter die ganze Nacht«, sinnierte Kim. »Ist das nicht eine furchtbare Verschwendung?«
    »Mag sein. Aber es ist auch ein Geschäft. Kapitalismus. Habt ihr in Nordkorea Bordelle, wo man Sex kaufen kann?«
    »Nicht offiziell. Es wird gesagt, dass die Führer viele junge Frauen haben, die sich anbieten. Schöne Frauen!«
    »Das klingt nach Schnulze!«, sagte Müller und stieg drei Stufen zu einer Veranda hoch.
    Es war das Übliche am Rand eines Industriegebiets. Es gab eine Tankstelle, einen Shop, eine Kneipe, ein Restaurant und eine lange Bar, an der junge, grell geschminkte Frauen saßen, die sich langweilten.
    »Bleib hier unter dem Vordach«, sagte Müller schnell. »Nimm den Stuhl da, dann kannst du alles überblicken. Und ich bitte dich, keinen Alkohol zu trinken. Du hast deinem Magen in den letzten Tagen ziemlich viel zugemutet.«
    Kim setzte sich steif auf den Stuhl. Er hielt seine Plastiktüte krampfhaft auf dem Schoß und senkte den Kopf.
    Eine der jungen Frauen kam auf sie zu und fragte geschäftig auf Englisch: »Essen? Trinken? Oder Sex? Sehr gute Zimmer mit viel Vibration im Bett.«
    Die Frau trug sehr kurze Hotpants, die einen großzügigen Blick auf ihre Pobacken gewährten, und ein dünnes, durchsichtiges Oberteil. Sie hatte hübsche Brüste.
    »Erst einmal zwei Kaffee«, sagte Müller. »Sonst noch was, Kim?«
    »Nur Kaffee bitte«, sagte Kim leise. Dann hob er den Blick und sah die Frau an. Es wurde deutlich, dass ihn das Anstrengung kostete. Ihr Gesicht war puppenhaft und grell geschminkt.
    »Okay, Kaffee«, sagte sie und stakste davon.
    »Es ist viel zu früh für die Frauen«, erklärte Müller. »Der richtige Betrieb geht erst gegen Mitternacht los.«
    »Ist das hier ein Bordell?«, fragte Kim.
    »Ich vermute, es ist ein Gemischtwarenladen«, sagte Müller. »Siehst du, da hinten an dem Eingang leuchtet immer das Wort SEX auf. Wahrscheinlich ist das der Puff. Ich vermute, einige Mädchen, die hier als Kellnerinnen arbeiten, haben dort Zimmer. Sie bedienen, und du kannst sie kaufen. Und wenn du nichts mehr im Kühlschrank hast, kannst du hier alles besorgen.«
    Ein großes, offenes Cabrio mit Jugendlichen kam mit hoher Geschwindigkeit die Straße hinuntergefahren und stoppte unmittelbar vor ihnen. Es waren drei junge Mädchen und drei Jungen. Sie sangen laut und misstönend und sprangen aus dem Fahrzeug. Es war ein uralter rosafarbener Cadillac, und er musste ein Vermögen wert sein. Die Jugendlichen sprangen auf die Veranda, gingen zielsicher an die lange Theke und kamen kurz darauf mit großen Biergläsern zurück. Sie setzten sich an den Nebentisch, und der Lärm, den sie machten, war beachtlich. Alle redeten durcheinander, die Mädchen kicherten und kreischten, die jungen Männer grölten und schlugen sich gegenseitig auf die Schultern.
    Müller wäre niemals auf die Idee gekommen, dass sie sich verdächtig benahmen, wenn sie nicht einer der jungen Männer – offensichtlich der älteste – zwischendrin sehr genau betrachtet hätte. Einmal stand er auf, in aller Ruhe, scheinbar, um seine Geldbörse aus der Gesäßtasche seiner Jeans zu holen. Das war wirklich geschickt gemacht, aber Müller konnte sehen, dass er bei dem Manöver versuchte, einen Blick auf Kim zu erhaschen. Die Haare des jungen Mannes waren blond gefärbt mit roten

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