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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Tod des Avvocato Carlo Trevisan. Ich habe erfahren, daß seine Frau und seine Tochter...«
    »Buon giorno, commissario«, unterbrach ihn die heisere Stimme der Ärztin. »Was kann ich für Sie tun, Guido?« Obwohl es schon über ein Jahr her war, seit sie sich zuletzt gesehen hatten, nannte sie ihn beim Vornamen und machte so deutlich, daß die Vertrautheit von damals noch galt.
    »Guten Morgen«, sagte er. »Filtern Sie immer Ihre Gespräche?«
    »Wissen Sie, Commissario, ich habe eine Patientin, die mich seit drei Jahren jeden Morgen anruft und einen Hausbesuch verlangt. Jeden Morgen hat sie andere Symptome. Und ob ich die Anrufe filtere!« Das klang bestimmt, aber ein humorvoller Unterton war auch herauszuhören.
    »Ich wußte gar nicht, daß es so viele Körperteile gibt«, meinte Brunetti.
    »Sie denkt sich interessante Kombinationen aus«, erklärte Barbara Zorzi. »Also, was kann ich für Sie tun, Guido?«
    »Wie schon gesagt, ich habe gehört, daß Signora Trevisan und ihre Tochter Ihre Patientinnen waren.« Er unterbrach sich, um zu warten, was die Ärztin von sich aus dazu sagen würde. Sie schwieg. »Von der Sache mit Avvocato Trevisan haben Sie gehört?«
    »Ja.«
    »Ich wollte Sie fragen, ob Sie bereit wären, mir etwas über sie zu erzählen, ich meine die Frau und die Tochter.«
    »Als Menschen oder als Patienten?« fragte sie mit ruhiger Stimme zurück.
    »Was Ihnen lieber ist, Dottoressa«, antwortete Brunetti.
    »Wir könnten mit ersterem anfangen und, wenn nötig, das zweite mit einbeziehen.«
    »Das ist sehr freundlich. Ginge es heute?«
    »Ich habe noch ein paar Hausbesuche zu erledigen, aber um elf müßte ich eigentlich fertig sein. Wo sollen wir uns treffen?«
    Da sie ihm einen Gefallen tat, mochte Brunetti sie nicht in die Questura bitten. »Wo sind Sie um elf, Dottoressa?«
    »Moment bitte«, sagte sie und legte den Hörer weg. Gleich darauf war sie wieder da. »Mein Patient wohnt ganz in der Nähe des Anlegers San Marco.«
    »Wollen wir uns dann im Caffè Florian treffen?« fragte er, Sie antwortete nicht gleich, und Brunetti, dem ihre politische Einstellung einfiel, erwartete schon fast eine Bemerkung über seinen Umgang mit dem Geld der Steuerzahler.
    »Gut, im Florian«, sagte sie schließlich.
    »Ich freue mich. Und vielen Dank noch mal.«
    »Um elf Uhr dann.« Damit legte sie auf.
    Er warf das Telefonbuch in die Schublade zurück und stieß sie mit dem Fuß zu. Als er aufsah, trat gerade Vianello ein.
    »Sie wollten mich sprechen, Commissario?« fragte der Sergente.
    »Ja. Setzen Sie sich. Der Vice-Questore hat mir den Fall Trevisan gegeben.«
    Vianello nickte nur, ein Zeichen, daß es sich schon in der Questura herumgesprochen hatte.
    »Und, was haben Sie gehört?« wollte Brunetti wissen.
    »Nur was heute morgen über Zeitung und Radio zu erfahren war. Letzte Nacht erschossen im Zug gefunden. Keine Spur von einer Waffe, und kein Tatverdächtiger.«
    Brunetti mußte sich eingestehen, daß er, obwohl er den offiziellen Polizeibericht gelesen hatte, auch nicht mehr wußte. Er deutete mit dem Kinn auf einen Stuhl. »Wissen Sie etwas über den Mann?«
    »Bedeutend«, begann Vianello, während er auf dem Stuhl Platz nahm, der regelrecht unter seiner Größe verschwand. »War mal Stadtrat und für öffentliche Hygiene zuständig, wenn ich mich recht erinnere. Verheiratet, Kinder. Große Kanzlei. Drüben in der Nähe von San Marco, glaube ich.«
    »Privatleben?«
    Vianello schüttelte den Kopf. »Nie etwas gehört.«
    »Und seine Frau?«
    »Über die habe ich was gelesen, glaube ich. Will den Regenwald retten. Oder ist das die Frau des Bürgermeisters?«
    »Soviel ich weiß, ja.«
    »Dann eben so was Ähnliches. Irgendeine Rettungsaktion. Vielleicht für Afrika.« Hier schnaubte Vianello, ob über Signora Trevisan oder die Wahrscheinlichkeit, daß Afrika gerettet würde, konnte Brunetti nicht genau erkennen.
    »Fällt Ihnen jemand ein, der etwas über ihn wissen könnte?« fragte Brunetti.
    »Familie? Geschäftspartner? Angestellte seiner Kanzlei?« überlegte Vianello laut, und als er Brunettis Gesicht sah, meinte er: »Tut mir leid, etwas Besseres fällt mir nicht ein. Ich kann mich nicht erinnern, daß jemand aus meinem Bekanntenkreis den Namen Trevisan mal erwähnt hätte.«
    »Ich werde mit seiner Frau sprechen, aber erst heute nachmittag. Gehen Sie bitte gleich nachher in seine Kanzlei, und versuchen Sie herauszukriegen, wie man dort zu seinem Tod steht.«
    »Meinen Sie, da ist

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