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Brunetti 04 - Vendetta

Brunetti 04 - Vendetta

Titel: Brunetti 04 - Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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glaube, ja.«
    »Was hat sie noch für die beiden gemacht?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete sie, aber bevor er noch näher auf sie zugehen konnte, fügte sie hinzu: »Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe sie ein paarmal mit ihr telefonieren hören.«
    »Wegen Flugtickets?« fragte er, ohne seinen Sarkasmus verbergen zu wollen.
    »Nein, wegen anderem. Mädchen. Geld.«
    »Kennen Sie die Frau persönlich?«
    »Nein, ich habe sie nie kennengelernt.«
    »Ist ihr Name irgendwann einmal in Verbindung mit den Videos gefallen?«
    »Sie haben nie über die Videos gesprochen. Nicht direkt. Sie haben nur Andeutungen gemacht, und ich verstand, worum es ging.«
    Er sparte sich die Mühe, ihr zu widersprechen, weil ihm völlig klar war, daß so die Wahrheit aussehen würde, um die herum sie sich ihre Zukunft einrichten würde - daß Vermuten nicht dasselbe sei wie Wissen, und wer nichts weiß, ist für das, was geschieht, nicht verantwortlich, zumindest nicht wirklich. Brunetti war sich darüber so sehr im klaren, daß ihm richtig schlecht wurde, und er wußte, daß er sich nicht länger mit dieser Frau im selben Zimmer aufhalten konnte. Ohne eine Erklärung machte er kehrt, ging hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Die Vorstellung, jetzt auch noch mit dem Mädchen zu sprechen, war ihm unerträglich, und er verließ die Wohnung. Sollten die beiden sich doch in ihrer bequemen Zukunft einzurichten beginnen.
    Die Dunkelheit und Kälte, in die Brunetti hinaustrat, tat seinen Nerven wohl. Er warf einen Blick auf die Uhr und sah, daß es schon nach neun war. Eigentlich hätte er jetzt hungrig und durstig sein müssen, aber seine Wut hatte beides vertrieben.
    Er konnte sich nicht an Signora Ceronis Privatadresse erinnern, die sie in der Questura ausfindig gemacht hatten, wußte nur noch, daß es irgendwo in San Vio war, denn er hatte sich gefragt, wie nah es wohl bei S. Maria della Salute war. Er ging in eine Bar und sah im Telefonbuch nach, dann nahm er das Einserboot über den Canal zum Salute-Anleger. Er fand das Haus nicht nur ganz in der Nähe der Kirche, es stand sogar so, daß man über den schmalen Kanal hinweg einen freien Blick auf sie hatte. Der Name Ceroni stand unter dem Klingelknopf. Er drückte darauf und hörte nach einer Weile eine Frauenstimme fragen, wer da sei. Er nannte seinen Namen, und sie betätigte ohne weitere Fragen den Türöffner.
    Er nahm kaum Notiz vom Treppenhaus, der Treppe, auch nicht von der Art der Begrüßung, mit der sie ihn an der Wohnungstür empfing. Sie führte ihn in ein großes Wohnzimmer, dessen eine Wand ganz von Bücherregalen eingenommen wurde. Indirekte Beleuchtung, die hinter den Balken unter der Decke versteckt sein mußte, spendete sanftes Licht. Nichts davon interessierte ihn. Auch ihre Schönheit nicht oder die dezente Eleganz ihrer Kleidung.
    »Sie haben mir verschwiegen, daß Sie Carlo Trevisan kannten«, sagte er, als sie einander gegenübersaßen.
    »Ich habe Ihnen gesagt, daß er Kunde bei uns war.« Erst jetzt, während er sich zur Ruhe zwang, begann er sie wahrzunehmen, ihr beigefarbenes Kleid, das sorgsam frisierte Haar, die Silberschnallen auf ihren Schuhen.
    »Signora«, sagte Brunetti mit müdem Kopfschütteln, »ich spreche nicht davon, daß er Kunde bei Ihnen war. Ich spreche von Ihren gemeinsamen Geschäften, oder von Ihrer Arbeit für ihn.«
    Sie hob das Kinn und sah mit leicht geöffnetem Mund in eine Zimmerecke, als hätte er ihr eine schwierige Entscheidung abverlangt. Nach einer kleinen Ewigkeit sagte sie: »Ich habe Ihnen bei unserer letzten Unterredung schon gesagt, daß ich nichts mit den Behörden zu tun haben will.«
    »Und ich habe Ihnen gesagt, daß Sie schon mit ihnen zu tun haben.«
    »Scheint so«, versetzte sie ohne jeden Humor.
    »Was haben Sie für Signor Trevisan gemacht?«
    »Wenn Sie schon wissen, daß ich für ihn gearbeitet habe, brauchen Sie das ja wohl nicht mehr zu fragen.«
    »Antworten Sie, Signora Ceroni.«
    »Ich habe Geld für ihn kassiert.«
    »Was für Geld?«
    »Geld, das er von verschiedenen Männern bekam.«
    »Prostituiertengeld?«
    »Ja.«
    »Sie wissen, daß es ungesetzlich ist, von den Einkünften einer Prostituierten zu leben?«
    »Natürlich weiß ich das«, sagte sie unwirsch.
    »Trotzdem haben Sie es getan?«
    »Wie ich Ihnen eben sagte.«
    »Was haben Sie noch für ihn getan?«
    »Ich wüßte nicht, warum ich Ihnen die Arbeit erleichtern sollte, Commissario.«
    »Hatten Sie etwas mit den Videos zu tun?« fragte

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