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Brunetti 05 - Acqua alta

Brunetti 05 - Acqua alta

Titel: Brunetti 05 - Acqua alta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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er ehrlich überrascht: »Wie haben Sie es geschafft, daß man Sie entlassen hat?«
    »Ich habe eine Szene gemacht«, sagte sie schlicht.
    Da sie offenbar nichts Näheres dazu sagen wollte, schaute Brunetti zu Flavia, die eine Hand über die Augen legte und bei der Erinnerung daran den Kopf schüttelte.
    »Und?« fragte er.
    »Da haben sie gesagt, ich kann gehen, wenn ich esse, womit sich mein Speisezettel jetzt auf Bananen und Joghurt erweitert hat.«
    Wo sie schon von Essen sprachen, schaute Brunetti sie noch einmal aufmerksamer an und stellte fest, daß ihr Gesicht unter den Prellungen und Wunden tatsächlich schmaler und kantiger geworden war.
    »Sie sollten schon etwas mehr essen«, sagte er. Hinter sich hörte er Flavia lachen, aber als er sich nach ihr umdrehte, brachte sie ihn auf den Grund seines Besuchs zurück. »Was ist mit Semenzato? Wir haben es gelesen.«
    »Es ist ziemlich genau so, wie es in der Zeitung steht. Er wurde in seinem Büro umgebracht.«
    »Wer hat ihn gefunden?« fragte Brett.
    »Die Putzfrau.«
    »Was war passiert? Wie ist er umgebracht worden?«
    »Durch einen Schlag auf den Kopf.«
    »Womit?« wollte Flavia wissen.
    »Mit einem Backstein.«
    Plötzlich hellhörig geworden, fragte Brett: »Mit was für einem Backstein?«
    Brunetti sah ihn wieder vor sich, wo er ihn zuerst gesehen hatte, neben der Leiche. »Dunkelblau, etwa doppelt so groß wie meine Hand, aber mit irgendwelchen Zeichen darauf, in Gold.«
    »Wie kommt denn der dahin?« fragte Brett.
    »Die Putzfrau sagt, er habe ihn als Briefbeschwerer benutzt. Warum interessiert Sie das?«
    Sie nickte wie zur Antwort auf eine andere Frage, stemmte sich von der Couch hoch und ging zu den Bücherregalen. Es tat Brunetti richtig weh, mit anzusehen, wie vorsichtig sie sich bewegte, wie langsam sie den Arm hob, um einen dicken Band aus dem Regal zu ziehen. Sie klemmte sich das Buch unter den Arm, kam zurück und legte es auf den Couchtisch. Dann schlug sie es auf, blätterte ein paar Seiten um, drückte sie flach und hielt sie mit den Handflächen am Rand fest.
    Brunetti beugte sich vor und betrachtete das Farbfoto. Es schien ein riesiges Tor zu sein, aber es fehlte jeder Maßstab, da keine Mauern rechts und links davon zu sehen waren; das Tor stand frei in einem Raum, vielleicht in einem Museum. Zwei große Stiere bewachten zu beiden Seiten den Durchgang. Der Hintergrund war von demselben Kobaltblau wie der Stein, mit dem Semenzato erschlagen worden war, die Körper der Stiere hatten denselben warmen Goldton. Bei näherem Hinsehen stellte er fest, daß die Mauer ganz aus Backsteinquadern bestand, aus der die Stierkörper sich als Flachrelief heraushoben.
    »Was ist das?« Er zeigte auf das Foto.
    »Das Ischtartor von Babylon«, sagte sie. »Ein großer Teil ist rekonstruiert, aber der Stein stammt daher. Oder von einem ähnlichen Bauwerk an gleicher Stelle.« Bevor er noch weiterfragen konnte, erklärte sie: »Ich entsinne mich, einige der Steine im Magazin des Museums gesehen zu haben, als wir dort arbeiteten.«
    »Aber wie kam er dann auf seinen Schreibtisch?« fragte Brunetti.
    Brett lächelte wieder. »Die Vorteile seiner Stellung, denke ich. Er war Direktor des Museums und konnte sich so ziemlich jedes Stück aus der Sammlung in sein Dienstzimmer holen.«
    »Ist das üblich?« wollte Brunetti wissen.
    »Ja, durchaus. Natürlich kann man sich keinen Leonardo oder Bellini hinhängen, nur zum Privatvergnügen, aber es ist nichts Ungewöhnliches, daß man ein Dienstzimmer mit Stücken aus dem Magazin des Museums dekoriert, vor allem das Zimmer des Direktors.«
    »Wird über diese Art von Leihgaben Buch geführt?« fragte er.
    Auf der anderen Tischseite schlug Flavia seidenraschelnd die Beine übereinander und sagte leise: »Ach, so ist das.« Dann fügte sie, als ob Brunetti gefragt hätte, hinzu: »Ich bin ihm nur einmal begegnet, aber ich konnte ihn nicht leiden.«
    »Wann bist du ihm begegnet, Flavia?« erkundigte sich Brett, ohne auf Brunettis Frage einzugehen.
    »Etwa eine halbe Stunde bevor ich dich kennenlernte, cara. Bei deiner Ausstellung im Palazzo Ducale.«
    »Es war nicht meine Ausstellung«, korrigierte Brett. Brunetti hatte den Eindruck, daß diese Richtigstellung nicht zum erstenmal erfolgte.
    »Meinetwegen«, sagte Flavia. »Jedenfalls war die Ausstellung gerade eröffnet worden, und man zeigte mir die Stadt, mit allem Drum und Dran - Diva auf Besuch und so.« Ihr Ton zog den Gedanken, daß sie eine Berühmtheit sein

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