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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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ein Trost sein, wenn etwas Schreckliches passiert, bei Todesfällen zum Beispiel.«
    »Sind Sie fromm?« fragte Brunetti.
    »Per carità«, verwahrte sie sich mit erhobenen Händen gegen den bloßen Gedanken. »Das letzte Mal war ich zu meiner Firmung in der Kirche. Meine Eltern wären sehr unglücklich gewesen, wenn ich da nicht hingegangen wäre, und meine Freunde hielten es auch nicht anders. Aber seitdem habe ich nichts mehr damit zu tun gehabt.«
    »Warum sagen Sie dann, dass Frömmigkeit ein Trost ist?«
    »Weil es wahr ist«, meinte sie schlicht. »Dass ich nicht daran glaube, heißt ja nicht, dass es nicht anderen hilft. Es wäre dumm von mir, das zu leugnen.«
    Und Dummheit konnte man Signorina Elettra wirklich nicht nachsagen.
    »Was ist mit den Lorenzonis?« fragte er, und bevor sie nachfragen konnte, erklärte er: »Nein, nein, nicht ihre religiösen Überzeugungen. Ich wusste gern alles andere: Wie ihre Ehe läuft, ihre Geschäfte, wo sie überall Wohnungen haben, wer ihre Freunde sind, die Namen ihrer Anwälte.«
    »Das meiste findet man wahrscheinlich im Gazzetti«, sagte sie. »Ich kann nachsehen, was die im Archiv haben.«
    »Geht das auch, gewissermaßen ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen?« fragte er, wobei er selbst nicht recht wusste, warum er es nicht an die große Glocke hängen wollte, dass er sich für die Familie interessierte.
    »Auf Samtpfötchen«, antwortete sie, und es klang fast genüsslich, oder zumindest stolz. Sie deutete mit dem Kinn auf ihren Computer.
    »Damit?« fragte Brunetti.
    Sie lächelte. »Da ist alles drin.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Ob einer von ihnen je Ärger mit uns hatte«, antwortete sie, und Brunetti wunderte sich, wie selbstverständlich ihr das persönliche Fürwort über die Lippen gekommen war.
    »Ah, ja«, sagte Brunetti. »Daran hatte ich nicht gedacht.«
    »Wegen seines Titels?« fragte sie, eine Augenbraue hochgezogen und den entgegengesetzten Mundwinkel lächelnd aufwärts gebogen.
    Brunetti konnte dem nichts entgegenhalten und schüttelte nur stumm den Kopf.
    »Ich kann mich nicht erinnern, den Namen je im Zusammenhang mit der Polizei gehört zu haben. Abgesehen von der Entführung. Wissen Sie etwas?«
    »Ich weiß, dass Maurizios Temperament gelegentlich auf Kosten anderer geht.«
    »Wie ist das zu verstehen?«
    »Daß er es nicht vertragen kann, wenn nicht alles nach seinem Willen geht, und dass sein Verhalten dann unangenehm werden kann.«
    »Woher wissen Sie denn das?«
    »So, wie ich manches über die körperliche Gesundheit von Leuten hier in der Stadt weiß.«
    »Barbara?«
    »Ja. Sie war aber nicht als behandelnde Ärztin beteiligt, dann hätte sie mir wohl nichts davon gesagt. Wir waren einmal mit dem Kollegen zum Essen, der ihre Urlaubsvertretungen macht; dabei erzählte er von einer Patientin, der Maurizio Lorenzoni die Hand gebrochen hat.«
    »Er hat ihr die Hand gebrochen? Wie denn das?«
    »Er hat die Autotür zugeknallt, als sie die Hand dazwischen hatte.«
    Brunetti hob die Augenbrauen. »Jetzt verstehe ich, was Sie mit ›unangenehm‹ meinen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein, es war nicht so schlimm, wie es sich anhört. Sogar das Mädchen hat gesagt, dass es keine Absicht war. Sie hatten sich gestritten. Offenbar waren sie irgendwo drüben auf dem Festland zum Essen gewesen, und er wollte sie dann noch in die Villa einladen, vor der Roberto gekidnappt wurde. Sie lehnte ab und wollte lieber nach Venedig zurückgefahren werden. Er war wütend, ist aber schließlich gefahren. Als sie ins Parkhaus am Piazzale Roma kamen, stand ein anderer Wagen auf seinem Platz, und er musste direkt an der Wand parken, so dass sie auf der Fahrerseite aussteigen musste Das war ihm wohl entgangen, jedenfalls schlug er seine Tür gerade in dem Moment zu, als sie die Hand am Rahmen hatte, um sich daran hochzuziehen.«
    »Und sie war sicher, dass er nichts gesehen hatte?«
    »Ja. Als er sie schreien hörte und sah, was er angerichtet hatte, war er so entsetzt, dass er fast geheult hätte, jedenfalls hat das Mädchen es Barbaras Freund so erzählt. Er hat sie dann nach unten gebracht, ein Wassertaxi gerufen und sie im pronto soccorso des Ospedale Civile abgeliefert. Am nächsten Tag hat er sie zu einem Spezialisten nach Udine gefahren, der die Hand wieder eingerichtet hat.«
    »Und warum war sie dann noch bei diesem Freund Ihrer Schwester?«
    »Sie hatte irgendeine Hautinfektion unter dem Gips. Deswegen hat er sie behandelt und dabei natürlich

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