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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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war es als Kommentator? Er hatte den Brief in den Papierkorb geworfen und die ganze Sache vergessen. »Ja?« wiederholte er, nicht weniger höflich.
    »Die wollen Sie haben.«
    »Wie bitte?«
    »Ja. Als Berater. Außerdem sollen Sie ein langes Interview über die Funktionsweise des Polizeiapparats geben.«
    Brunetti dachte an die Arbeit, die seiner harrte, an die Ermittlungen im Lorenzoni-Fall. »Aber das ist doch vollkommen abwegig.«
    »Genau, das habe ich auch gesagt«, stimmte Patta zu. »Ich habe gesagt, sie brauchen jemanden mit einem breiteren Erfahrungsspektrum, jemanden, der einen besseren Überblick über die Polizeiarbeit hat, sie als Ganzes sehen kann, nicht als eine Reihe einzelner Fälle.«
    Zu den Dingen, die Brunetti am allerwenigsten an Patta schätzte, gehörten die miserablen Textbücher zu den billigen Melodramen seines Lebens.
    »Und was haben die Leute zu Ihrem Vorschlag gesagt, Vice-Questore?«
    »Sie müssten zuerst mit Rom telefonieren. Von dort kam der Vorschlag. Sie wollen sich morgen wieder bei mir melden.« Pattas Ton. machte aus dem Satz eine Frage, und zwar eine, die nach einer Antwort verlangte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wer mich für so etwas vorgeschlagen haben könnte, Vice-Questore. Ich mache so etwas nicht gern und möchte auch nichts damit zu tun haben.«
    »Das habe ich denen auch gesagt«, erklärte Patta, aber als er Brunettis überraschten Blick sah, fügte er noch hinzu: »Ich wusste ja, dass Sie von dieser Lorenzoni-Geschichte jetzt nicht gern abgezogen werden wollen, nachdem Sie die Ermittlungen gerade wiederaufgenommen haben.«
    »Und?« fragte Brunetti.
    »Ich habe vorgeschlagen, dass sie jemand anderen nehmen.«
    »Mit einem größeren Erfahrungsspektrum?«
    »Ja.«
    »Und wen?« fragte Brunetti geradeheraus.
    »Mich selbst natürlich«, antwortete Patta in einem Ton, als wollte er ihn über den Siedepunkt von Wasser belehren.
    Brunetti, der wirklich keine Lust hatte, im Fernsehen aufzutreten, fühlte sich plötzlich von einer unerklärlichen Wut darüber gepackt, dass Patta sich so ohne weiteres anmaßte, ihn zu übergehen.
    »Ist das nicht TelePadova?« fragte Brunetti.
    »Doch. Aber was hat das damit zu tun?« wollte Patta wissen. Fernsehen war für den Vice-Questore Fernsehen.
    Aus schierer Bosheit antwortete Brunetti: »Dann ist die Sendung möglicherweise für Zuschauer des Veneto gedacht, und die möchten lieber jemanden von hier haben. Einen, der venezianischen Dialekt spricht oder sich wenigstens so anhört, als ob er aus dem Veneto wäre, wissen Sie.«
    Alle Freundlichkeit war aus Pattas Stimme und Benehmen gewichen, als er sagte: »Ich wüsste nicht, was das für eine Rolle spielen sollte. Verbrechen ist ein nationales Problem und wird nicht nach Provinzen aufgeteilt, wie es Ihrer Meinung nach offenbar sein sollte.« Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er fragte: »Sie sind doch nicht etwa Mitglied dieser Lega Nord, oder?«
    Das war Brunetti natürlich nicht, aber er fand auch nicht, dass Patta ein Recht zu dieser Frage oder Anspruch auf eine Antwort hatte. »Ich wüsste nicht, dass Sie mich gerufen haben, um eine politische Diskussion mit mir zu fuhren, Vice-Questore.«
    Nur mit Mühe konnte Patta, seinen großen Fernsehauftritt vor Augen, die Wut aus seiner Stimme heraushalten. »Ich sage Ihnen das nur, um Ihnen die Gefahren einer solchen Denkweise Vor Augen zu führen.« Er rückte einen Aktenordner auf seinem Schreibtisch zurecht und fragte in so ruhigem Ton, als wären sie eben erst auf das Thema zu sprechen gekommen: »Also, was machen wir nun mit diesem Fernsehkram?«
    Brunetti, der für die Versuchungen der Sprache stets ein offenes Ohr hatte, war entzückt über den Plural, den Patta gebraucht hatte, und erst recht darüber, dass er die Sendung als ›Fernsehkram‹ abtat. Er schien ja richtig gierig darauf zu sein.
    »Wenn die wieder anrufen, sagen Sie einfach, dass ich kein Interesse habe.«
    »Und dann?« fragte Patta, wohl in der Erwartung, dass Brunetti einen Preis dafür verlangen würde.
    »Dann machen Sie einen Vorschlag nach Ihrem Ermessen, Vice-Questore.« Pattas Gesicht war anzusehen, dass er Brunetti kein Wort glaubte. Er hatte in der Vergangenheit reichlich Beweise über die Unzurechnungsfähigkeit seines Untergebenen sammeln können: Einmal hatte er von einem Canaletto gesprochen, den seine Frau in der Küche hängen habe; dann hatte Brunetti selbst eine Beförderung mit direkter Unterstellung unter den Innenminister in

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