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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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und wollte sich seine Meinung nur noch von einem Anwalt bestätigen lassen.«
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, warum er sich dafür Sie ausgesucht hat?« fragte Brunetti.
    Ein Mann, der sich seiner Position weniger gewiß gewesen wäre, hätte jetzt sicher gestutzt und sich erst einmal erstaunt darüber gegeben, daß jemand auch nur die Frage zu stellen wagte, warum man ihn zum Anwalt erwählte. Zambino aber sagte nur: »Nein, nicht die mindeste. Er hatte es sicher nicht nötig, zu einem wie mir zu kommen.«
    »Meinen Sie damit, zu einem, der sich in erster Linie mit Handelsrecht befaßt, oder einem, der so angesehen ist wie Sie?«
    Zambino lächelte, und das nahm Brunetti noch mehr für ihn ein.
    »Das haben Sie schön gesagt, Commissario. Sie lassen mir kaum eine andere Möglichkeit, als mein eigenes Loblied zu singen.« Als er Brunettis Lächeln sah, fuhr er fort: »Wie gesagt, ich weiß es nicht. Kann sein, daß ein Bekannter von ihm mich empfohlen hat. Es könnte aber ebensogut sein, daß er meinen Namen rein zufällig aus dem Telefonbuch herausgesucht hat.« Bevor Brunetti den Einwand machen konnte, fügte Zambino schon selbst hinzu: »Obwohl ich eigentlich nicht glaube, daß Dottor Mitri der Mensch war, der seine Entscheidungen auf diese Weise traf.«
    »Waren Sie denn lange genug mit ihm zusammen, um sich ein Urteil darüber zu bilden, was er für ein Mensch war, Avvocato?«
    Zambino antwortete nach einigem Nachdenken: »Ich hatte den Eindruck, er war ein mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann und sehr auf Erfolg bedacht.«
    »War es für Sie überraschend, daß er so ohne weiteres auf eine Klage gegen meine Frau zu verzichten bereit war?« Als Zambino nicht gleich antwortete, fuhr Brunetti fort: »Ich meine, mit einem Urteil zu seinen Ungunsten war ja auf keinen Fall zu rechnen. Sie hat die Verantwortung übernommen« - beiden Männern war sehr wohl bewußt, daß Brunetti das Wort »Schuld« vermied -, »das hat sie schon zu dem festnehmenden Polizisten gesagt. Mitri hätte sie also auf jede beliebige Summe verklagen können, und wahrscheinlich hätte er den Prozeß gewonnen.«
    »Trotzdem hat er sich anders entschieden«, sagte Zambino.
    »Was glauben Sie, warum?«
    »Kann sein, daß er einfach keine Rachegelüste hatte.«
    »Hatten Sie diesen Eindruck?«
    Zambino überlegte. »Nein, eigentlich glaube ich, daß er die Rache sehr genossen hätte. Er war sehr, sehr wütend.« Bevor Brunetti dazu etwas sagen konnte, fuhr Zambino fort: »Und er war nicht nur wütend auf Ihre Frau, sondern auch auf den Geschäftsführer des Reisebüros, dem er ausdrücklich auferlegt hatte, diese Art von Tourismus um jeden Preis zu vermeiden.«
    »Sextourismus?«
    »Ja. Er hat mir die Durchschrift eines Briefes und des Vertrages gezeigt, den er vor drei Jahren an Signor Dorandi geschickt hat, und darin heißt es ausdrücklich, daß er sich auf so etwas nicht einlassen dürfe, andernfalls werde ihm die Pacht gekündigt. Ich bin mir nicht sicher, wie juristisch verbindlich dieser Vertrag gewesen wäre, wenn Dorandi ihn angefochten hätte - ich habe ihn nicht aufgesetzt -, aber ich glaube, man sieht daran, daß es Mitri Ernst damit war.«
    »Waren dafür nach Ihrem Eindruck moralische Gründe ausschlaggebend?«
    Zambino ließ sich mit der Antwort lange Zeit, als müßte er erst abwägen, inwieweit er gegenüber einem Klienten, der jetzt tot war, noch eine Verpflichtung hatte. »Nein. Ich glaube, ihm war nur klar, daß es geschäftlich unklug gewesen wäre. In einer Stadt wie Venedig kann Aufsehen solcher Art für ein Reisebüro verheerend sein. Nein, meiner Ansicht nach war das für ihn keine Frage der Moral, es war eine rein geschäftliche Entscheidung.«
    »Ist es für Sie eine Frage der Moral, Avvocato?«
    »Ja«, antwortete der Anwalt kurz und bündig, ohne erst überlegen zu müssen.
    Brunetti ließ das Thema auf sich beruhen und fragte: »Wissen Sie, was er in bezug auf Dorandi vorhatte?«
    »Ich weiß, daß er ihm einen Brief geschrieben hat, in dem er ihn an den Vertrag erinnerte und eine Erklärung zu den Reisen forderte, gegen die Ihre Frau protestiert hat.«
    »Hat er diesen Brief abgeschickt?«
    »Er hat ihn an Signor Dorandi gefaxt und dann noch per Einschreiben an ihn abgeschickt.«
    Brunetti ließ sich das durch den Kopf gehen. Wenn Paolas Ideale als triftiger Grund für einen Mord gelten sollten, dann erst recht der drohende Verlust eines sehr lukrativen Geschäfts. »Es wundert mich noch immer, daß er sich an

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