Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
unwillkürlich jenen leiernden Tonfall an, in dem man einen vorgefertigten Text abzulesen pflegt. »... und hätte die Befürchtung, ihr sei etwas zugestoßen.« Sie blickte auf und schmunzelte erst verstohlen, dann, als sie sein verständnisvolles Lächeln sah, frei heraus. »Und nun waren sie gesetzlich verpflichtet zu kommen.«
    Doch als ob ihr jäh die traurige Wirklichkeit wieder zu Bewußtsein käme, setzte sie ernüchtert hinzu: »Und jetzt ist ihr tatsächlich etwas Furchtbares zugestoßen.«
    »Ja«, sagte Brunetti, »in der Tat.«
    Eine Weile herrschte Schweigen, bis er endlich fragte: »Könnten Sie mir mehr über diese Flori erzählen? Wissen Sie vielleicht auch, wie sie mit Nachnamen hieß?«
    »Nein, nein«, antwortete Signora Gismondi. »Sehen Sie, es war ja nicht so, als ob wir einander richtig vorgestellt worden wären. Wir sahen uns nur hin und wieder am Fenster, und dann, wie das so ist, lächelte man sich zu und grüßte, und ich fragte, wie es ihr geht, oder umgekehrt. Und gelegentlich wechselten wir auch noch ein paar Worte, nur so aus Freundlichkeit, ohne daß wir wirklich über etwas gesprochen hätten.«
    »Hat sie sich je über Signora Battestini geäußert?« Die Frage klang nur neugierig, ohne jeden Hintergedanken.
    »Nun ja«, gestand Signora Gismondi, »ich wußte ohnehin ganz gut über sie Bescheid. Sie wissen doch, wie das unter Nachbarn ist: Jeder ist über den anderen im Bilde, und sie war alles andere als beliebt. Und dann dieser Fernseher, der pausenlos lief. Wenn ich Flori fragte, wie es mit der Signora gehe, dann zuckte sie nur lächelnd die Achseln, schüttelte den Kopf und sagte: ›difficile‹ oder so ähnlich, gerade genug, um mir zu verstehen zu geben, daß sie so ihre Erfahrungen gemacht hatte.«
    »Sonst noch was?«
    »Hin und wieder rief ich drüben an und bat sie, den Fernseher leiser zu stellen«, sagte Signora Gismondi und fügte erklärend hinzu: »Ich meine, Flori. Signora Battestini hatte ich jahrelang angerufen, und manchmal war sie sehr nett und machte leiser, aber an anderen Tagen beschimpfte sie mich. Einmal knallte sie sogar den Hörer auf und stellte den Fernseher noch lauter, Gott weiß warum.« Sie musterte ihn prüfend. Was er wohl von diesen Geschichten halten mochte, von diesem unseligen Kleinstadttratsch - denn mehr war es ja nicht? Allein er wirkte immer noch durchaus interessiert. »Flori dagegen sagte jedesmal: ›Sì, Signora‹ und stellte den Ton leiser. Wahrscheinlich mochte ich sie deshalb, oder sie hat mir leid getan, was auch immer.«
    »Bestimmt war ihr Entgegenkommen eine große Erleichterung für Sie. Es gibt doch nichts Schlimmeres als Geräuschbelästigung, nicht wahr, besonders, wenn sie einen am Schlafen hindert?« Es klang nach aufrichtigem Mitgefühl.
    »Mitunter, vor allem natürlich im Sommer, war es unerträglich. Ich habe ein Haus in den Bergen, in der Nähe von Trento, und es ging so weit, daß ich mich dorthin flüchten mußte, nur um einmal eine Nacht durchzuschlafen.« Kopfschüttelnd dachte sie an diese aberwitzigen Kämpfe zurück. »Ich weiß, es klingt unglaublich, daß jemand sich dergestalt aus den eigenen vier Wänden vertreiben läßt, aber ich versichere Ihnen, es war so.« Und dann setzte sie mit spitzbübischem Lächeln hinzu: »Bis ich auf die Feuerwehrleute stieß.«
    »Ach ja, aber sagen Sie, wie kamen die eigentlich zu ihr hinein?« fragte Brunetti.
    Sie verriet es ihm mit sichtlichem Vergnügen. »Die Haustür unten ist immer abgeschlossen, der normale Zugang war ihnen also versperrt. Sie mußten sich in der Kirche Madonna dell'Orto oder anderswo eine Steckleiter besorgen, die sie vor dem Haus der Signora zusammensetzten, bis sie an ihre Fenster reichte ...«
    »Zweiter Stock?« fragte er.
    »Ja. Die Leiter war, ich weiß nicht, bestimmt so sieben oder acht Meter lang. Und dann kletterten sie zu zweit nach oben, stiegen durchs Fenster in ihr Schlafzimmer ein und weckten sie.«
    »Und Sie haben das alles mit angesehen?«
    »Ja. Von meinen Fenstern aus. Wenn die Männer bei ihr einstiegen, wechselte ich ins Schlafzimmer. Von dort sah ich dann, wie sie die Alte aufweckten.« Die Erinnerung brachte ein Lächeln auf ihre Lippen. »Die waren wirklich sehr nett, diese Feuerwehrleute. Es sind alles Venezianer, daher gab es keine Verständigungsprobleme mit der Alten. Sie erkundigten sich nach ihrem Befinden, rieten ihr, den Fernseher leiser zu stellen, und dann gingen sie wieder.«
    »Wie?«
    »Verzeihung?«
    »Wie

Weitere Kostenlose Bücher