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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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haben sie die Wohnung verlassen? Über die Leiter?«
    »O nein«, erwiderte sie lachend. »Sie sind ganz normal zur Tür hinaus- und über die Treppe hinuntergegangen. Draußen holten sie dann die Leiter ein und schraubten sie wieder auseinander.«
    »Wie oft haben Sie das gemacht, Signora?«
    »Wieso? Ist es verboten?« Zum erstenmal schien auch dieser freundliche Commissario ihr Angst einzujagen.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, versetzte er ruhig. »Ganz im Gegenteil. Wenn Sie die alte Dame von einem Ihrer Fenster aus nicht mehr sehen konnten, dann hatten Sie, denke ich, allen Grund zu der Befürchtung, ihr könnte etwas zugestoßen sein.«
    Er stellte seine Frage nicht noch einmal, aber sie beantwortete sie trotzdem. »Viermal, glaube ich. Die Feuerwehr war jedesmal binnen einer Viertelstunde da.«
    »Hm«, brummte er anerkennend, und sie hätte gern gewußt, ob er angenehm überrascht war oder gar stolz. »Haben Sie damit aufgehört, als Flori kam?« erkundigte er sich. »Ja.«
    Er ließ eine ganze Weile verstreichen und sagte dann: »Der Tenente hat mir berichtet, daß Sie Flori - Signora Ghiorghiu - zum Bahnhof gebracht und sich dort von ihr verabschiedet haben, Signora. Entspricht das der Wahrheit?«
    »Ja.«
    »So gegen halb elf?«
    »Ja.«
    Der Commissario wechselte das Thema und fragte: »Hatte Signora Ghiorghiu Ihres Wissens noch andere Freunde hier in der Stadt?«
    Es gefiel ihr, daß er so respektvoll von Flori sprach, doch statt des Lächelns, das ihm dafür danken sollte, brachte sie nur eine starrlippige Grimasse zustande. »Mich können Sie wohl kaum als ihre Freundin bezeichnen, Commissario.«
    »Ihrem Verhalten nach schon.«
    Um darauf nicht näher eingehen zu müssen, wich sie auf seine ursprüngliche Frage aus. »Nein, soweit mir bekannt ist, hatte sie hier keine Freunde. Und wir waren uns wohl sympathisch, aber zu einer Freundschaft im eigentlichen Sinne hätte es schon wegen der Sprachschwierigkeiten nicht gereicht.«
    »Und als Sie die Signora am Bahnhof verließen, wie würden Sie da ihr Verhalten oder ihre Stimmung beschreiben?«
    »Natürlich war sie immer noch erregt über das, was vorgefallen war, aber längst nicht mehr so wie zuvor.«
    Sein Blick senkte sich für einen Moment zu Boden, dann suchte er wieder den ihren. »Haben Sie von Ihrem Fenster aus noch anderes beobachtet, Signora?« fragte er und ergänzte, bevor sie auch nur auf die Idee kam, sich gegen den Verdacht der Schnüffelei zu verwahren: »Ich frage das aus folgendem Grund: Wenn wir davon ausgehen, daß Flori den Mord nicht begangen hat, dann muß es jemand anders gewesen sein, und alles, was Sie mir über Signora Battestini sagen können, würde uns helfen ...«
    »... den wahren Schuldigen zu finden?« fragte sie.
    »Ganz recht, ja.«
    Er hatte die Möglichkeit, Flori könnte unschuldig sein, so bereitwillig akzeptiert, daß ihr keine Zeit blieb, sich darüber zu wundern. »Seit meinem Anruf in der Questura habe ich immerzu darüber nachgedacht«, sagte sie.
    »Das kann ich mir sehr gut vorstellen, Signora«, versetzte er, ohne jedoch weiter in sie zu dringen.
    »Über vier Jahre, seit ich die Wohnung gekauft habe, waren wir Nachbarn.« Sie stockte, doch er machte keinerlei Anstalten, sie zur Eile zu mahnen. »Ich bin, glaube ich, im Februar eingezogen, jedenfalls war noch Winter. Daher ist sie mir anfangs gar nicht aufgefallen, sondern erst im Frühling, als es wärmer wurde und man die Fenster offenlassen konnte. Das heißt, vielleicht habe ich sie auch vorher schon in ihrer Wohnung herumgehen sehen, nur eben damals noch nicht auf sie geachtet.
    Das änderte sich natürlich, sobald der Krach losging. Erst versuchte ich es mit Zurufen über die calle, aber umsonst. Sie schlief einfach weiter. Also ging ich eines Tages hinüber, prägte mir den Namen auf dem Klingelschild ein, schlug anschließend ihre Nummer im Telefonbuch nach und rief sie an. Ich sagte nicht, wer ich war oder wo ich wohnte oder dergleichen, sondern bat nur darum, ob sie vielleicht nachts ihren Fernseher leiser stellen könne.«
    »Und wie hat sie reagiert?« fragte er.
    »Sie sagte, sie schalte ihn immer aus, bevor sie zu Bett gehe, und legte auf.«
    »Und dann?«
    »Dann ging es auch bei Tage los, und ich rief wieder drüben an und bat sie, immer sehr höflich, den Ton leiser zu stellen.«
    »Und?«
    »Meistens hat's geklappt.«
    »Verstehe. Und nachts?«
    »Manchmal blieb der Fernseher wochenlang aus, und ich fing schon an zu hoffen, sie sei

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