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Buch des Flüsterns

Buch des Flüsterns

Titel: Buch des Flüsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varujan Vosganian
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Familie, die den Ball eröffnete, darüber, wie sich die Minister in Szene setzten, über die Börse und die großen Industriellen in der Handelskammer. Und er erzählte von ihren verborgenen Erdhütten, der Hütte der Alten und der Hütte der Jungen, darüber, wie sie die Waffen besorgt hatten für ihren Widerstand, über die anderen Partisanennester im Rodnei-Gebirge, im Făgăraș, in Vâlcea und in den Banater Bergen, die auf das Signal warteten, alle zugleich in die Ebene hinabzusteigen, wenn die Amerikaner kämen. Truman hat die Wahlen gewonnen, war Cristeas Nachricht an einem Novemberabend. Er ist gegen die Russen ... Churchill war wirklich gegen die Kommunisten, sagte auch Fringhian. Ohne Churchill geht nichts. Derart, winters am Feuer in den Wäldern oberhalb von Vidra, machten Hartin Fringhian und Christea Paragină hohe Politik, indem sie, Cristea mit seinem Bajonett und der Alte mit der Spitze seines Hirtenstabs, neue Karten auf den Boden zeichneten, auf denen die Russen und die Rote Armee sich in die Steppe zurückzogen, während die Alliierten Osteuropa und den Balkan besetzten.
    Am besten gefiel Hartin Fringhian die Geschichte über die Bulle Stefans des Großen. Das Land gehört uns, den Nachkommen der Leute aus Vrancea, sagten Cristea Paragină, und die anderen, wer auch immer diejenigen gewesen sein mochten, die ihn begleiteten, stimmten zu. Alle Wälder bis hinauf zum Berggipfel jenseits von Soveja, in Lăcăuți, gehören seit fünfhundert Jahren uns. Die Leute in Vrancea dürfen sich nicht erschrecken lassen und in die Kollektivwirtschaften eintreten. Der ganze Boden gehört ihnen, und es gibt überhaupt keinen Grund, weshalb er nun den Verrätern in die Hände fallen sollte. Einmal, als beide Brüder zusammen mit Timaru gekommen waren, zeigten sie ihm die Bulle; Fringhian betrachtete sie entrückt. Dabei spürte er, wie ihm sein eigenes Testament auf der Haut brannte, und er war kurz davor, es ihnen zu zeigen, aber er beherrschte sich und war froh, diese Leute getroffen zu haben, die so viel Respekt vor Erbschaften und Testamenten bezeugten.
    Aber die Freuden am Feuer und die Geschichten über ferne Welten endeten plötzlich. Es war beinahe ein ganzes Jahr vergangen. An einem Abend mitten im Oktober kam Cristea Paragină alleine, er stolperte daher und brach am Feuer zusammen. Sie waren von ein paar Leuten verraten worden, die sich zu ihnen gesellt hatten. Die Truppen der Securitate hatten alles umstellt, sie kannten die Erdhütten, wussten über die geheimen Ausgänge Bescheid, waren bestens informiert. Ion Paragină war verwundet und verhaftet worden, ebenso Vasile Sava. Timaru hatten sie mit Handschellen an den Händen und Beinen gefesselt. Es waren zwei Lastkraftwagen. Cristea und Gheorghiță Barbu waren davongekommen, sie hatten sich in der Dunkelheit hinterm Dachbuckel versteckt, waren über die Abkürzung hinuntergestiegen und hatten an einer Wegbiegung auf die Laster gewartet, aber aus Angst, die eigenen Leute zu töten, hatten sie nicht geschossen. Cristea Paragină lag zwei Tage lang danieder, der gute Filimon und Hartin Fringhian päppelten ihn auf, so gut sie konnten, dann verschwand der Mann. In der Vrancea hatte die Hatz begonnen. Fünfzig Mann waren verhaftet und in Ketten nach Galați gebracht worden. Amăriuței wurde erschossen, seinen Leib hatten sie an die hintere Stoßstange des Lasters gebunden und durch das ganze Dorf geschleift, bis er am anderen Ende nur noch ein Stück zerfetzten Fleisches war, das immerhin so viel Würdigung noch erfuhr, dass sie es vor den Hunden bewahrten und beerdigten, indem sie es in einen Straßengraben warfen und mit Erde bedeckten.
    Als fast nach einem ganzen Jahr Cristea Paragină eines Abends wie von den Toten auferstanden wieder bei ihrer Sennhütte auftauchte, mit tiefliegenden Augen, bartstopplig und mit ersterbender Stimme, beschloss Hartin Fringhian endlich, nachdem er ihn mit Hirtengerichten aufgepäppelt hatte, ihm sein Testament zu zeigen.
    Der Widerstand war niedergeschlagen worden, die Autos der Securitate patrouillierten auf den Dorfstraßen mit aufgeblendeten Scheinwerfern und hielten jeden verspäteten Passanten an. Wer mehr Lebensmittel bei sich hatte, als er selbst und seine Familie für einen Tag benötigten, wurde Befragungen unterzogen. Wer noch Waffen im Haus hatte, was auch immer, Gewehre oder Bajonette, musste diese abgeben, sonst drohte ihm Erschießung. Und sie scherzten nicht, schließlich hatten sie es mehrfach

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