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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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könnte, was die damals vor knapp zwanzig Jahren mit mir gemacht haben!“
    Er setzte sich und auf Lindts fragenden Blick fuhr er fort: „Zu der Zeit war ich hier noch ein ganz normaler Redakteur. Die örtliche Politik war mein liebstes Arbeitsgebiet und so gab es kaum eine Stadtratssitzung, über die ich nicht berichtet hätte. Gerade meine Glossen zu kommunalpolitischen Themen wurden gerne gelesen und brachten mir persönlich viel positives Feedback ein. Manchmal natürlich auch Ärger, wenn sich einzelne Stadträte oder Mitarbeiter der Stadtverwaltung auf den Schlips getreten fühlten.“
    Der Kommissar nickte: „Kann ich durchaus verstehen, da habe ich selbst auch nicht die besten Erfahrungen mit den Medien. Wenn unsere Ermittlungen nicht schnell genug Ergebnisse lieferten, waren ein paar Ihrer Kollegen stets besonderes kritisch und vorschnell mit den Kommentaren zu unserer Arbeit. Wir sind es ja gewöhnt, im Rampenlicht zu stehen und dass die Öffentlichkeit ein Verbrechen schnell aufgeklärt wissen möchte, ist uns auch klar. Aber ein Sprecher im Lokalradio hat mich im Frühjahr doch ziemlich getroffen, als er indirekt forderte, meine Person auszutauschen. So wie die Manager in der Industrie, die aufs Abstellgleis geschoben werden, wenn sie mal Mitte fünfzig erreicht haben und nicht mehr ganz so leistungsfähig sind, wie ein Dreißigjähriger.“
    „Das müssen Sie verstehen“, warb Blech um Verständnis für die journalistische Arbeit, „wir leben davon, so zu schreiben, dass es unsere Leser anspricht. Ab und zu eine kleine Sensation oder Enthüllung bringt halt etwas Abwechslung von der tristen Alltagsarbeit. Wenn wir hin und wieder etwas sticheln, bemühen wir uns hier bei unserer Zeitung aber immer darum, nicht zu verletzten. Der Kollege vom Radio, im Frühjahr, der ist da sicherlich zu weit gegangen.“
    „Ja, ja“, winkte der Kommissar ab, „ich hab’s ja schon vergessen oder nein, besser wäre zu sagen: verdrängt. Manchmal kommt es mir schon noch hoch. Aber welches Problem hatten Sie damals mit der ›Blanco‹-Sache?“
    „Kurz gesagt, ich bekam von unserer Verlagsleitung einen dicken Maulkorb verpasst. Man hat mir sehr energisch klar gemacht, ich solle meine Kommentare zu dieser Angelegenheit sofort aufgeben, wenn mir mein Arbeitsplatz lieb wäre – außerdem, gedruckt würden sie keinesfalls mehr.“
    „Das war ja deutlich, können Sie die ganze Sache mal von Anfang an erzählen? Ich selbst habe damals ein paar Jahre nicht in Karlsruhe gearbeitet.“ Lindt wollte alle Einzelheiten wissen.
    Das Gesicht von Elmar Blech bekam rote Flecken und Schweiß trat auf seine Stirn, obwohl es in dem Kellerraum des Zeitungsgebäudes eher kühl war.
    „Stellen Sie sich doch mal vor“, begann er, „ein Industriebetrieb möchte erweitern, neue Produktionsgebäude bauen. Ist ja prinzipiell erst einmal erfreulich, wenn die Wirtschaft läuft, neue Arbeitsplätze geschaffen werden und mehr Gewerbesteuer in die Stadtkasse fließt. Für solche Planungen gibt es vorgeschriebene Verfahrenswege, wie alles abzulaufen hat. Das brauche ich Ihnen als Beamter gewiss nicht im Detail zu erklären. Sie wissen mit Sicherheit, wie die Wege und Bestimmungen für diese Art von Vorhaben sind.“
    „Da vermute ich doch mal stark“, meinte Lindt, „dass in diesem Fall die Regeln nicht eingehalten wurden.“
    „Ganz recht“, der Redakteur ereiferte sich, „wenn ich daran zurückdenke, komme ich immer mehr in Rage. Es steht also urplötzlich ein Bebauungsplan für die Erweiterung des Industriegebietes auf der Tagesordnung des Stadtrates. Wir bekommen die Punkte der öffentlichen Sitzungen zusammen mit der Einladung immer ein paar Tage vorher zugeschickt. Je nach Brisanz der Themen entscheiden wir dann, welcher Mitarbeiter hingeht, um darüber zu berichten.
    Da stand also auf der Tagesordnung nicht etwa eine Beratung, ob ein Bebauungsplan aufgestellt werden soll – nein, es sollte in der Sitzung ein schon fertiggestellter Plan vorgelegt und auch gleich beschlossen werden. Und das auch noch an einem Termin, wo der Oberbürgermeister gar nicht persönlich anwesend war, weil er wegen seines Herzleidens eine langfristig geplante, sechswöchige Kur machte. Sein Stellvertreter, der Baubürgermeister hatte die Sitzung zu leiten.
    Das Ganze hat mich natürlich sehr hellhörig gemacht und ich habe mich bei der Stadtverwaltung und einigen Stadträten, zu denen ich einen guten Draht hatte, im Vorfeld genauer erkundigt. Von der

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