Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
Vom Netzwerk:
nicht dazu führen, dass er hier vorgeführt wurde. Nicht von diesen beiden Spinnern! Auf der anderen Seite stand die Aussage von Langer, diesem Scheißkerl. Wenn er wirklich in einem Verfahren lügen würde, war er seinen Job los. Damit war auch niemandem gedient.
    »Gut«, knirschte Bollinger. »Ich werde mich entschuldigen, aber das ist kein Schuldeingeständnis, dass das klar ist.«
    »Aber natürlich, Herr Bollinger. Sie entschuldigen sich, ich trinke einen Kaffee mit ihm, und alles ist wieder in Butter.« Damit schlug er seinem Mitarbeiter kräftig auf die Schulter. »Worum ging es eigentlich bei Ihrer Auseinandersetzung?«
    »Ach, Boss, es ist doch irgendwie immer das Gleiche. Diesmal hat er sich auf den Schlips getreten gefühlt, weil ich einer Teilnehmerin der gestrigen Führung erzählt habe, dass es nicht unbedingt notwendig ist, unsere Aschekapsel in eine Schmuckurne zu stecken, nur um sie anschließend in der Erde zu versenken.«
    Debus verzog säuerlich das Gesicht. »Das hatten wir doch nun schon öfter, Herr Bollinger. Und Sie haben mir erst vor einem Vierteljahr, wenn ich mich recht erinnere, versprochen, sich mit solchen Aussagen, die die Verdienstmöglichkeiten der Bestatter betreffen, zurückzuhalten. Fällt es Ihnen denn wirklich so schwer, einfach mal den Mund zu halten?«
    »Ganz und gar nicht, Herr Debus. Aber es geht mir einfach auf den Wecker, wenn diesen alten, oft auch noch ziemlich armen Leuten auf solch miese Weise das Geld aus der Tasche gezogen wird.«
    Debus nickte verständnisvoll. »Das sehe ich doch genauso, Herr Bollinger. Aber es ist nun einmal nicht unsere Aufgabe, die potenziellen Hinterbliebenen während der Führungen in Sachen Kostenersparnis zu beraten. Das sollen und können wir nicht leisten, und außerdem belastet es, wie wir sehen, das Verhältnis zu unseren Geschäftspartnern, den Bestattern, in ganz erheblichem Umfang.«
    »Wenn das Ihre größte Sorge ist …«
    »Ja, Sie Ignorant, das ist meine größte Sorge. In diesem Betrieb arbeiten viele Menschen, und alle sind darauf angewiesen, dass die Bestatter ihre Leichen bei uns abliefern und nicht irgendwo anders. Sie wissen doch ganz genau, wie viel Umsatz uns weggebrochen ist, seit das Krematorium in Diemelstadt eröffnet worden ist. Dazu Schwarzenborn. Göttingen ist nur gut 40 Kilometer entfernt, und am Horizont droht uns mit der Einrichtung in Hofgeismar das größte Krematorium der Republik. Glauben Sie wirklich nicht, dass jeder Einzelne hier, also auch Sie, für jeden anderen Mitverantwortung trägt?«
    Nun war Bollinger endgültig geschlagen.
    »Ja, natürlich, Sie haben ja recht«, erwiderte er zerknirscht. »Aber wie gesagt, das wird kein Schuldeingeständnis, wenn ich mich bei Schrick entschuldige. Überhaupt nicht und in   keinster Weise.«
    »Noch einmal, das verlangt ja auch niemand von Ihnen. Sie entschuldigen sich, den Rest erledige ich.«
    Eine halbe Minute später hatte Bollinger den Kotau hinter sich gebracht. Debus war mit ihm auf den Flur gegangen und hatte überwacht, dass es wirklich eine vollständige Entschuldigung war, die sein Mitarbeiter dem Bestatter andiente. Danach war er mit Schrick in seinem Büro verschwunden.
     
    *
     
    »Ich könnte kotzen!«, ärgerte sich der immer noch aufgebrachte Bollinger während der Mittagspause.
    »Lass gut sein«, beschwichtigte ihn sein Freund und Vorgesetzter Klaus Steinhoff, der technische Leiter des Krematoriums. »Langer ist ein Arsch, das weiß doch jeder hier. Und  du kannst froh sein, dass der Boss dich nicht gleich rausgeworfen hat. Das ist nur passiert, weil er erstens Langer auch nicht hundertprozentig vertraut, und zweitens, weil wir uns in der derzeitigen Situation keine Schlagzeilen leisten können. Ich hab sowieso keine Idee, wie das alles hier weitergehen soll, wenn Hofgeismar wirklich genehmigt wird.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht, dass die da draußen dieses Riesending hochgezogen kriegen. Wo soll denn bei der jetzigen Wirtschaftslage das Geld dafür herkommen? Der Belgier, der das alles schultern wollte, ist doch nicht grundlos ausgestiegen.«
    »Ich weiß, und wir führen diese Diskussion ja auch nicht zum ersten Mal, Jürgen. Aber ich mache mir schon Gedanken um die Zukunft, und die sieht bestimmt nicht rosiger aus, wenn es tatsächlich so kommen sollte.«
    »Und jetzt kommt dieser blöde Schrick, haut mir eine runter und behauptet dann, ich hätte ihm eine gelangt. Das ist so dermaßen ungerecht, das glaubst du

Weitere Kostenlose Bücher