Burnout vorbeugen und heilen
die Erschöpfung führt, da das Bedürfnis nach bedingungsloser Zuwendung langfristig nicht durch bedingte Zuwendung gestillt werden kann.
Abbildung 3-2: Der Versuch, bedingungslose Zuwendung durch bedingte zu ersetzen (© Schneider 2013)
3.9.4 Zuwendungsmuster und unbewusste Zuwendungsregeln
Folgen Menschen in ihrem Verhalten unbewussten Zuwendungsmustern – was bedauerlicherweise sehr häufig der Fall ist –, dann gehorchen sie einer oder mehrerer der nachfolgenden „Zuwendungsregeln“ (Steiner 1982); diese werden gesellschaftlich gelebt, sind oft anerzogen, jedoch den Betroffenen meist nicht bewusst.
Sie geben keine positive Zuwendung, auch wenn sie dies eigentlich möchten.
Meist haben sie es nicht gelernt und gerade in der Rolle als Vorgesetzte, Eltern oder Lehrer haben sie Angst, die anderen würden ihnen „auf der Nase herumtanzen“, wenn sie sie lobten. Diese Menschen beachten positive Leistungen nicht und geben erst in dem Moment, in dem etwas nicht so läuft, wie sie es gern hätten, negative Zuwendung. Wir alle kennen die Aussage: „Wenn ich nichts sage, ist alles in Ordnung.“ Manchmal wird diese mit folgendem Nachsatz kombiniert: „Und wenn etwas nicht stimmt, werde ich es schon sagen.“ Auch in Paarbeziehungen geizen Menschen häufig mit positiver Zuwendung und schaffen so für das Gegenüber und ebenso für sich selbst ein unangenehmes Klima.
Sie fragen oder bitten nicht um Zuwendung, wenn sie diese möchten, oder spüren schon gar nicht mehr, dass sie Zuwendung jetzt gut gebrauchen könnten.
Vielen Menschen wurde es aberzogen, um positive Zuwendung zu bitten. Meist lernen sie, wirkliche Liebe und Anerkennung zeichne sich dadurch aus, dass sie von allein gegeben werde, und nur dann sei sie etwas wert. Andere Menschen, Partner, Kinder, Mitarbeiter, Vorgesetzte, Freunde müssten ihnen ihre Wünsche schon „von den Augen ablesen“. Allerdings zeigt die Realität, dass andere nicht wissen können, was wir möchten und / oder brauchen – sie können es uns keineswegs von den Augen ablesen. Hintergrund ist m. E. folgender: Bedürfnisse zu zeigen, um etwas zu bitten, wird in unserer Kultur meist als Schwäche angesehen. Das Gegenteil ist richtig: Um etwas zu bitten, ist etwas zutiefst Natürliches und sogar Erwachsenes, zeugt von Selbstbewusstsein und Stärke. Wenn erwachsene Menschen bewusst um etwas bitten, dann macht sie dieses Handeln frei.
Sie nehmen positive Zuwendung nicht an, auch wenn diese ihnen gefallen würde.
Was steckt dahinter? Nun, häufig wurden wir als Kinder mit positiver Zuwendung manipuliert, und auch als Erwachsene widerfährt uns dies. Wir bekommen von manchen Menschen vor allem dann positive Zuwendung, wenn sie etwas von uns wollen und versuchen, uns über diese Schmeichelei gefügig zu machen. Also haben wir gelernt, uns zu schützen, indem wir positive Zuwendung kategorisch ablehnen; schließlich wollen wir uns nicht manipulieren lassen und unbedingt unsere Selbstbestimmung behalten. Der Nachteil eines solchen angelernten Schutzautomatismus ist allerdings, dass wir in ein Zuwendungsdefizit geraten und uns irgendwie doch unwohl, unverstanden und ungeliebt fühlen. Denn wenn wir nicht zwischen manipulativer und aufrichtig gemeinter Anerkennung unterscheiden, entgehen uns auch die passende, ehrliche Zuwendung und deren förderliche Wirkung auf uns.
Sie lehnen positive Zuwendung nicht ab, wenn sie nicht passt.
Es kommt vor, dass uns jemand eine positive Zuwendung gibt, die wir nicht möchten, die für uns nicht passt, die unter Umständen auch manipulativ eingesetzt wird. Diese Zuwendung bewusst nicht anzunehmen, sondern sich von ihr zu distanzieren, ist für unser inneres seelisches und äußeres soziales Wohlbefinden von großer Bedeutung. Solch eine Abgrenzung von Unpassendem ist wichtig für unsere Eigenständigkeit und Selbstbestimmung.
Sie haben Schwierigkeiten, sich selbst Anerkennung zu geben.
Vielen Menschen wurde Selbstanerkennung konsequent aberzogen. Sie seien dann überheblich und arrogant, wurde Ihnen gesagt. Sie haben gehört: „Eigenlob stinkt!“ Dabei ist das Wahrnehmen und Anerkennen der eigenen Person und der eigenen Taten, Überzeugungen und Leistungen ein wesentlicher Beitrag zu einem gut ausgeprägten Selbst- und Selbstwertgefühl. Darüber hinaus ist es für die seelische Gesundheit und das innere Gleichgewicht wichtig, „es sich selbst schön machen“ zu können und sich selbst fürsorglich zu behandeln. Dies umfasst z. B. eine
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