Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
Wen es bis hier raus zieht, der ist entweder mit dem Zelt oder dem Wohnwagen unterwegs und schaut genau aufs Geld. Da bleibt kaum eine Marge, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen und das angelegte Geld wieder reinzuwirtschaften. «
Liam war klug genug, den Mund zu halten, er machte aber keineswegs den Eindruck, als hätte er kapituliert.
» Ich hoffe, du bist zufrieden, Gil « , merkte Deb an. » Jetzt wird es keine Woche dauern, bis Liam einen Geschäftsplan ausgearbeitet hat. «
» Dann braucht er ja nur noch den passenden Investor dazu. Wir waren uns einig, dass wir nach einer anderen Art von Objekt suchen. « So rüde, wie es klang, war es nicht gemeint, aber er hatte einfach zu viele Sorgen, um sich in solchen Spinnereien zu verlieren. Sie waren seine direkte Art gewöhnt und ließen das Thema einfach ruhen, während die Essenszubereitung in die letzte Runde ging.
Als alles fertig war, belud Liam sein Auto mit warmen, mit Alufolie abgedeckten Platten und machte sich auf den Weg zum Gemeindesaal. Nachdem Gil den letzten Rest Geschirr gespült hatte, holte Deb zwei große Gläser Bier aus der Bar, und sie gingen damit in den Hof.
In geselligem Schweigen saßen sie da, wie schon so oft. Sie hatten es sich angewöhnt, morgens in dem kleinen Hof hinter dem Pub in Sydney gemeinsam Kaffee zu trinken– Gil, damit der Koffeinschub sein Hirn auf Touren brachte, während Deb die Speisekarte für den Tag ausarbeitete. Sie hatte stets abgewartet, bis er wieder ganz wach war und sich an das Tageslicht gewöhnt hatte, ehe sie die Rede auf etwas brachte, was besprochen werden musste, bevor das Tagesgeschäft anlief.
Gil nahm einen Schluck Bier, streckte die Beine und lehnte sich mit geschlossenen Augen auf dem Holzstuhl zurück. Er entspannte sich, und die beanspruchten Muskeln dankten es ihm. Auch sein Verstand kam nach dem hektischen Abend so weit zur Ruhe, dass er anfangen konnte, das Geflecht aus den vielen Sorgen endlich zu entwirren. Eine Maßnahme stand fest: Sobald Liam zurückkäme, würde er beiden eröffnen, dass sie gleich bei Tagesanbruch abreisten.
Deb rutschte indessen unruhig auf dem Stuhl herum und setzte das Glas nach jedem Schlückchen mit einem leisen Pochen auf dem Tisch ab. Sie stand nach dem Kochen noch unter Strom und würde so bald nicht abschalten, die Hände nicht und auch der Kopf nicht.
Noch ein Schluck Bier, ein weiteres Gläserpochen, dann brach sie das Schweigen. » Diese Polizistin scheint ganz in Ordnung. «
Er schlug die Augen gar nicht erst auf. » Sie ist nicht dein Typ. «
» O Mann, das weiß ich selber. Die ist so hetero wie frau nur sein kann. Aber sie ist klug, attraktiv und helle genug zu wissen, dass du kein Killer bist. «
» Deb? «
» Ja? «
Es reichte aus, ein Auge zu öffnen, um sie drohend anzusehen. » Denk nicht mal daran. «
Statt den Mund zu halten, lachte sie. » Du brauchst endlich ein vernünftiges Leben, Gil. Oder eine Frau. Oder beides. «
» Ich habe ein Leben. «
Sie lachte höhnisch. » Ein Leben? Bis vor drei Tagen hast du achtzehn bis zwanzig Stunden am Tag gearbeitet, und das sieben Tage die Woche, jahrein, jahraus. Das würde ich nicht Leben nennen. «
Bis vor drei Tagen? Ja, länger war das nicht her, trotz allem, was inzwischen passiert war. Und sich den aktuellen Drohungen ausgesetzt zu sehen war ebenfalls nicht das, was er ein Leben nannte.
» Wann hast du das letzte Mal mit einer Frau geschlafen? « Herausfordernd grinste sie ihn über den Glasrand hinweg an.
Er hätte sagen können, dass sie das nichts anging, aber sie kannten sich lange genug, dass sie wahrscheinlich eine ziemlich gute Schätzung abgeben konnte.
» So lange ist das nicht her. « Ein paar Wochen. Einen Monat oder zwei. Vielleicht länger. Er wusste es nicht mehr so genau. Eine forsche, brünette Anwältin, die ihn an der Bar angeflirtet hatte, heiß und heftig, und die die Sperrstunde abgewartet hatte; also hatte er genommen, was sie ihm bot, hart und schnell, an die Bürotür gelehnt.
» Das Verb in dem Satz war ›geschlafen‹ « , entgegnete Deb, als könne sie seine Gedanken lesen. » Nicht ›gefickt‹. Arme und Beine ineinander verschlungen, unter der Bettdecke, schön, langsam, morgens gemeinsam aufwachen… so in der Art. «
So in der Art? Er wühlte in seinen Erinnerungen und förderte nichts zutage. Sex, o ja, das kannte er. Gesunden, unkomplizierten, unverbindlichen Sex. Aber sonst…
Er griff nach dem Bier und ließ es sanft die Kehle hinabrinnen. »
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