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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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einen Brief«, sagte der Säpo-Chef und zog eine Schreibtischschublade auf.
    »Ihr bekamt einen Brief«, wiederholte Hjelm mit beherrschtem Sarkasmus.
    »Oder genauer gesagt: Ich bekam einen Brief.«
    Der Säpo-Chef blickte auf den Brief. Er war handgeschrieben, und auch aus der Distanz erkannte Paul Hjelm die Handschrift. Der Säpo-Chef nickte und murmelte: »Per Naberius also? Hmm.«
    »›Hmm‹ ist das richtige Wort«, sagte Paul Hjelm.
    »Ich nehme an, auf einen solchen Mann geht man nicht ungestraft los. Du weißt ja, wozu er fähig ist.«
    »Ja, danke«, sagte Paul Hjelm.
    »Michaelis hat immer freie Hand gehabt«, konstatierte der Säpo-Chef. »Wenn er sich zu einer solchen Sache entschließt, können wir nicht viel tun. Ich würde sagen, er hat sein eigenes Todesurteil unterschrieben in dem Moment, als er das tat. Als er auf seine alten Tage beschloss, auf eigene Faust zu handeln.«
    »Kann ich den Brief sehen?«
    »Ich lese ihn dir vor«, sagte der Säpo-Chef. »Er ist ziemlich kurz.«
    »Du willst mir also keine Kopie geben? Soll ich diesen Fall nicht weiterverfolgen?«
    »Warten wir damit ein bisschen. Hör zu, Hjelm: ›Zu Händen von B.K. am 2. August.‹ Das war, wohlgemerkt, der Tag, bevor Tore Michaelis verschwand.«
    »O Wunder«, sagte Paul Hjelm.
    Ohne auch nur den Anschein zu erwecken, er habe Hjelms Bemerkung gehört, las der Säpo-Chef laut weiter: »›Seit einiger Zeit verfolge ich eine Spur in Richtung des Waffenhändlers, Drogenschmugglers und Massenmörders Per Naberius in Bagdad. Ich tue dies aus eigenem Antrieb und ohne jegliche Autorisierung von höherer Stelle. Ohne Risikoabwägung passiert hier ein unvergleichlicher Showdown. Heute Nacht, in der Nacht auf den 3. August, wird er stattfinden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es etwas unsicher, wie dieses Treffen ablaufen wird. Dein T. M.‹«
    »Und das ist alles?«, stieß Paul Hjelm aus. »Das ist der ganze Brief?«
    »Er ist lakonisch, wie es Tores Art war«, sagte der Säpo-Chef und legte das Blatt zurück in die Schreibtischschublade. »Jetzt wissen wir, wie das einzigartige Zusammentreffen endete. An einem so stillosen Ort wie Modhult. Der am weitesten gereiste Spion unserer Zeit, der ureigenste Kosmopolit der Sicherheitspolizei, endet seine Tage als verkohlte Leiche in einem Ödhof in der schwedischen Pampa. Vielleicht gibt es in dem Ganzen eine Logik, aber ich sehe sie nicht. Bis auf eines, und das ist wichtig: Wer in dieser Branche auf eigene Faust handelt, wird nicht alt. Tore mag ein Einzelgänger gewesen sein, aber wir standen immer hinter ihm. Ohne unsere Rückendeckung war Tore eine leichte Beute.«
    »Ich bekomme den Brief also nicht?«, fragte Paul Hjelm.
    »Nicht, bevor du mir einen vollständigen Bericht darüber geliefert hast, wie du vorgegangen bist, um ihn zu finden. Erst dann wird man sehen, ob es sinnvoll ist, eine Fortsetzung ins Auge zu fassen.«
    »Ich soll mir also nicht Per Naberius vornehmen?«
    »Ich vermute, deine letzte Äußerung war ein Beispiel des berühmten Paul-Hjelm’schen Humors. Ein bisschen unterschwellig.«
    »Klartext wäre mir lieber«, sagte Paul Hjelm beherrscht.
    »Du hast außerordentlich gute Arbeit geleistet«, sagte der Säpo-Chef. »Du hast bestätigt, was wir bestätigt haben wollten: dass deine polizeilichen Fähigkeiten in der Zeit bei der Abteilung für interne Ermittlungen nicht verloren gegangen sind. Du hast genau das getan, was wir von dir erwartet haben. Du hast Tore Michaelis’ Leiche gefunden. Dafür sind wir dir dankbar, und unser Angebot an dich ist jetzt ganz konkret. Ich habe den Vertrag hier.«
    »Es hört sich nicht gerade so an, als ob du um Tore trauern würdest.«
    Der Säpo-Chef wedelte jetzt mit einem anderen Papier. Als es zu wedeln aufhörte, sagte er: »Trauern?«
    »Ist es nicht ein herber Verlust für die schwedische Sicherheitspolizei, dass Tore Michaelis tot ist?«
    »Nicht direkt. Er sollte sowieso in absehbarer Zeit aufhören, wie du weißt. Seine Zeit war vorbei. Er beschloss, den kleinen Rest, der ihm von seinem Leben noch blieb, aufs Spiel zu setzen. Das war eine idiotische Entscheidung. Aber ich schreibe gerne einen Nachruf auf ihn, wenn du willst.«
    »Und wo sollte der veröffentlicht werden?«
    »Absolut nirgendwo.«
    »Wer informiert seine Angehörigen?«
    »Es gibt keine Angehörigen«, sagte der Säpo-Chef und kniff die Augen zusammen. »Oder etwa doch?«
    »Nicht, soweit ich wüsste«, log Paul Hjelm und biss sich auf die Zunge.
    »Ich

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