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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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ihr auf dem Tisch lagen.
    »Das ist doch ein Irrer«, sagte sie mit einer nonchalanten Geste. »Ein Kasper. Ein Transvestitenclown.«
    »Sieht die Person wie ein Mann aus? Ein Transvestit?«
    »Oder eine Transvestitin, was weiß ich. Ich habe diesen Wahnsinnigen auf jeden Fall noch nie gesehen.«
    Sara Svenhagen glaubte plötzlich, einen kleinen Riss in Matilda Bromans Abwehrbollwerk entdeckt zu haben. Sie machte einen Versuch … »Ich verstehe es gut. Es ging zu weit. Plötzlich war da große Scham. Scham eher als Schuld. Man spielt nicht ein derartiges sexuelles Spiel, ohne Scham zu empfinden. Wenn die Sexualität beteiligt ist, wird man leicht in Dinge hineingezogen, die man nicht überblickt.«
    Matilda Broman betrachtete sie über dem Brillenrand mit genau dem überlegenen Blick, den sie soeben produziert hatte. Der Sara an Lena Lindbergs Vergangenheit denken ließ. In dem ein extremes Kontrollbedürfnis sich in Gewalt und Zwang entlud – sowohl gegen den eigenen Körper wie auch gegen andere gerichtet. Wahrscheinlich war Matilda Broman der unterwürfige Typ. Das Kontrollmädchen, das ordentlich dominiert werden will.
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Matilda Broman scharf.
    »Sie sind doch eine Frau, die nicht vor Sex zurückschreckt, oder?«
    »Tun Sie das?«
    »Absolut nicht. Ich liebe meinen Mann. Es ist wunderbar, die Kontrolle aufzugeben und die Dinge einfach geschehen zu lassen.«
    »Vanilleidyll«, schnaubte Matilda Broman verächtlich.
    »Heteronormalität.« Sara Svenhagen nickte.
    »Das zweite Kind?«, fragte die Broman und zeigte auf Saras Bauch.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Sara und hoffte, dass ihr genau der richtige, leicht beeindruckte Tonfall gelang.
    »Sie sind eine typische Mutter mit einem Kind, die resigniert und ein zweites Kind akzeptiert hat. Was mit dem endgültigen Tod der Sexualität gleichzusetzen ist.«
    »Sie haben nicht viel übrig für Heteronormalität?«
    »Eine widerwärtige Vorstellung vom Glück der Gartenzwerge. Das immer bedeutet, dass die Sexualität des Mannes die der Frau auslöscht.«
    »Aber Ihre SM-Zeit kam nach dem Gymnasium, nicht wahr?«
    Matilda Broman starrte sie an. Als ob sie ihr wirklich ihre ganze Verachtung entgegenschleudern wollte, sich aber noch zurückhielte.
    »Wie kam es dazu, dass Sie sadomasochistische Verbindungen suchten?«, fuhr Sara Svenhagen ruhig fort.
    »Sie wissen nichts von mir«, sagte Matilda Broman.
    »Dann erzählen Sie. Ich bin ehrlich interessiert an Ihren Erfahrungen mit Sex, der besser ist als Vanillesex. Meine Zeit ist ja bald vorbei.«
    »Wenn Sie wüssten …«
    Lena Lindberg beugte sich zu Alice Nordin vor und flüsterte: »Ich weiß eine ganze Menge über ausgefallene Arten von Sex.«
    Alice Nordin verzog das Gesicht zu einer Grimasse des Abscheus. »Und was hat das mit mir zu tun?«
    »Viel«, sagte Lena Lindberg. »Drei Kinder mit drei verschiedenen Männern.«
    »Aber verdammt noch mal«, stieß Alice Nordin aus, »jetzt hören Sie aber auf!«
    »Sie waren die Promiske in der Clique, stimmt’s? Sexuelle Traumata können höchst unterschiedliche Auswirkungen haben. Lisa und Matilda entwickelten ein Kontrollbedürfnis. Karrieren. Hatten jede Menge sehr kontrollierten, ausgefallenen Sex. Sie wurden stattdessen zur Matratze von Väsby.«
    »Aber Herrgott noch mal!«, schrie Alice Nordin und sprang auf. »Und Sie wollen eine Frau sein?«
    »Und Hanna?«, fragte Lena Lindberg eiskalt. »Was war mit ihr? Die Dominante unter Ihnen. War sie es, die Sie zu der Sache verleitete, die schieflief? Was haben Sie mit Jocke Bergsten gemacht? Hat der Vorfall in der Sauna dann Sie inspiriert? Hardrock-Anders, der plötzlich seine prekäre Situation ins Gegenteil verkehrte?«
    »Hören Sie auf, verdammt«, sagte Alice Nordin und krallte die Hände um die Tischkante. Ihre Knöchel waren kreideweiß.
    »Wenn Sie mich zwingen, noch lange so weiterzumachen, werde ich es verdammt noch mal Ihren Kindern erzählen, einem nach dem anderen in einem vertraulichen Gespräch.«
    Sara Svenhagen nickte. Sie sagte: »Es war viel Sex im Spiel. Lars Perssons Spind wurde mit Hardcoreporno dekoriert. Dann die Sache in der Sauna mit dem dicken Fredrik und Hardrock-Anders. Und dann das Härteste, der extremste Vorfall mit dem armen Teufel Jocke. Was war da? Warum waren Sie so extrem?«
    »Sex dreht sich um Macht«, sagte Matilda Broman.
    »Und das war Ihre Methode, Ihre Machtstellung in der Klasse zu festigen?«
    »In der Schule.«
    »Es war ein

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