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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Chavez nickte. »Sie haben eine ziemlich komplizierte Internetschaltung zu Hause. Massenhaft Tricks mit den IP-Adressen.«
    »Das gebe ich zu«, sagte Joakim Bergsten und lächelte. »Es ist eine Methode, an eine Gratisschaltung zu kommen.«
    »Sitzen Sie hier und gestehen kriminelle Handlungen?«, fragte Chavez.
    »Es sieht ganz danach aus.«
    »Dann können Sie gleich damit weitermachen. Ich weiß, dass es in der Oberstufe ziemlich heikel sein kann mit Mädchen, die schon sehr viel reifer sind als man selbst. Sie gucken sozusagen immer auf einen hinunter, entweder verächtlich oder mitleidig. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.«
    Kerstin Holm und Sara Svenhagen warfen ihm säuerliche Blicke zu. Er ignorierte sie. Er spürte, dass Bergsten angebissen hatte.
    »Ich weiß nicht, was ich Schlimmes getan habe«, sagte Bergsten und senkte den Blick auf die Tischplatte.
    »Aber diese Mädchen waren nicht nett zu Ihnen. Und Sie konnten überhaupt nicht verstehen, warum. Erinnern Sie sich daran, wie Sie sie genannt haben, als wir zuletzt darüber sprachen?«
    »Nein.«
    »Monster. Weibliche Teufel.«
    »Das stimmt dann wohl.«
    »Sie haben auch gesagt: ›Auch wenn Sie mich zu Tode foltern, werde ich das nicht erzählen. Also versuchen Sie’s gar nicht erst.‹«
    »Was sollte ich erzählen?«
    »Jetzt stellen Sie sich nicht dumm.«
    »Ich erinnere mich auch daran, dass Sie behauptet haben, ich hätte diese vier Mädchen zu Tode gefoltert. Also passe ich wohl besser ein bisschen auf, was ich so erzähle.«
    »Sie haben selbst auf Ihr Recht verzichtet, einen Anwalt kommen zu lassen.«
    »Ich bin dabei, es mir anders zu überlegen.«
    Nun übernahm Kerstin Holm: »Heute sind Sie älter, Joakim. Sie wissen, dass es auch zahllose nette Frauen gibt.«
    »Weiß ich das?«
    »Denken Sie nach. Sie sind dreißig. Sie arbeiten zwar in einem von Männern dominierten Sektor, aber es gibt bestimmt Frauen um Sie herum, die Sie mögen.«
    »Ich kann immer noch nicht problemlos mit ihnen reden.«
    »Aber Sie reden doch jetzt mit mir. Es funktioniert doch.«
    Chavez saß da und war ein bisschen sauer, dass seine Strategie nicht aufgegangen war. Er war auf dem richtigen Weg gewesen, hatte aber einen Fehler gemacht. »Stellen Sie sich nicht dumm«, das war wohl nicht der richtige Ton einem Mann wie Joakim Bergsten gegenüber. Seine Hosentasche begann zu vibrieren. Er warf einen Blick auf den großen Spiegel an der Wand des Vernehmungsraums und schaute dann kurz auf sein Handy. Eine SMS von Jon: »Komm mal kurz raus.«
    Er stand auf und sagte: »Ich komme gleich zurück.« Und verschwand.
    Kerstin Holm sagte: »Es ist 19.43 Uhr. Kriminalinspektor Chavez hat soeben den Raum verlassen. Wir fahren fort. Natürlich funktioniert es. Warum sollten Sie Probleme haben, mit Frauen zu sprechen?«
    »Ich weiß nicht, wie Frauen denken.«
    »Wie Männer, würde ich sagen. Ziemlich genau wie Männer. Böses und Gutes existiert in uns allen. Es gibt keinen Unterschied.«
    »Vielleicht haben die mein Verhältnis zu Frauen für alle Zukunft kaputt gemacht«, sagte Joakim Bergsten und blickte starr auf den leidgeprüften Vernehmungstisch.
    »Die?«, fragte Kerstin Holm in aufmunterndem Ton.
    »Ja.«
    »Warum ist es so schwer zu erzählen? Wenn Sie lieber nur mit einem Mann reden möchten, können meine Kollegin und ich den Raum verlassen.«
    »Das hat mit der Sache nichts zu tun.«
    »Wollen Sie, dass wir gehen? Der Kollege kann weitermachen.«
    »Nein«, sagte Joakim Bergsten bestimmt.
    »Wir wissen, dass es eine dunkle, einsam gelegene Lagerhalle war. Wie haben die Mädchen Sie dahin bekommen?«
    »Ich beginne, mir die Sache mit dem Anwalt ernstlich zu überlegen.«
    »Ich glaube, Sie wollen diese Geschichte erzählen«, sagte Sara Svenhagen. »Ich glaube, das wollen Sie wirklich. Sie wissen, dass es Ihnen nachher viel besser geht.«
    »Vielleicht schaffen Sie es danach sogar, Ihr Leben in den Griff zu bekommen«, fügte Kerstin Holm hinzu.
    »Sie brauchen sich nicht mehr zu verkleiden«, sagte Sara Svenhagen und breitete die Serie von Fotos auf dem Tisch aus.
    Joakim Bergsten nahm die Fotos und betrachtete sie, eines nach dem anderen. Alle zeigten Tiina Spinroth, jedes Mal trug die Person einen rosa Tüllrock, das eigentümliche Make-up und eine gelbe Lockenperücke.
    »Und was soll das hier darstellen?«, fragte Bergsten dumpf.
    »Sie«, sagte Sara Svenhagen.
    »Mich?«
    Die Tür ging auf, und Jorge Chavez kam herein und wedelte mit ein paar Papieren.

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