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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Erste«, sagte Lena Lindberg und ließ den Film weiterlaufen.
    Suzanne Ehrenkrona wühlte in ihrer Handtasche der Marke Chloé, Modell Paddington, und brachte schließlich ein voluminöses Portemonnaie zum Vorschein.
    »Und das kostet dreitausend«, sagte Lena Lindberg lakonisch.
    Suzanne grub eine Weile im Portemonnaie und wedelte dann mit einem Fünfhundertkronenschein, wobei sie laut lachte. In dem Moment wurde die Tür aufgestoßen, und ein Mann stürmte herein. Er hatte eine schwarze Maske übers Gesicht gezogen, trug tief hängende Jeans, eine militärgrüne Jacke mit Kapuze und Turnschuhe, die wahrscheinlich einmal weiß gewesen waren. Aus der zur Faust geballten behandschuhten Hand ragte ein Gegenstand, der in der Eile leicht für einen Pistolenlauf gehalten werden konnte. Und die Eile war beträchtlich.
    »Ordentliches Tempo«, sagte Sara Svenhagen.
    »Ja«, erwiderte Lena Lindberg. »Er hat offenbar Routine. Aber gleichzeitig haben seine Bewegungen tatsächlich etwas von der Fahrigkeit eines Junkies.«
    Sara konnte nur konstatieren, dass Lena – die sich immer ein wenig näher am schmutzigen Verbrechensalltag befunden hatte als sie selbst – recht hatte. Natürlich zitterte die vermeintliche Pistole in der Hand, auch der Arm fuhr heftig und ruckartig hin und her. Einmal schwenkte er um hundertachtzig Grad herum und richtete die Waffe auf die Zeugen an der Wand neben der Tür, zuerst auf Lisa Jakobsson am Komödienregal, dann auf Johannes Åkerblom am Erotikregal. Beide streckten die Hände in die Luft. Dagegen schien der Räuber Suzanne Ehrenkrona noch gar nicht bemerkt zu haben. Sie hatte sich mit vor Angst geweiteten Augen zur Wand auf der Rechten zurückgezogen, genau am Rand des Kamerabilds. Der Räuber fuchtelte jetzt wild mit dem Gegenstand in Richtung des Ladeninhabers, und genau in dem Moment, als der offene Mund durch die Öffnung in der Maske sichtbar wurde, hielt Lena den Film an.
    »Zwei Sachen«, sagte sie und zeigte etwas fahrig auf den Bildschirm. »Guck dir mal das Ding an.«
    Sara guckte das Ding an, das in diesem eingefrorenen Augenblick seine wahre Natur preisgab. Es gab keinen Kolben, nur ein Rohr. Sara nickte langsam.
    »Eine Art Eisenrohr«, sagte sie. »Und das zweite?«
    »Sieh dir mal Suzanne Ehrenkrona an.«
    Sara sah Suzanne Ehrenkrona an. Der blonde Wirbelwind war am rechten Bildrand erstarrt, die Hände auf dem Weg über den Kopf. Oder schien es nur so? Den Fünfhundertkronenschein hatte sie auf jeden Fall noch in der Hand. Und in ihrem Gesichtsausdruck war ein Wandel zu erkennen, wie man ihn nicht vermuten würde. Die Angst der vorausgegangenen Sekunden war im Begriff, in etwas anderes überzugehen.
    »Lass weiterlaufen«, sagte Sara nur.
    Lena tat es. Und Suzanne Ehrenkronas Gesichtsausdruck verwandelte sich mit verblüffender Geschwindigkeit von Angst in Zorn oder vielleicht sogar – Hohn? Ihre Hände waren auf dem Weg nach oben, über den Kopf, aber dann begann sie, mit dem Geldschein zu wedeln, und genau in dem Moment, als der Räuber von einem offensichtlich geschockten Naoum Chamoun sein Geld bekam und ihrem Blick begegnete, streckte sie ihm mit einer unverhohlen höhnischen Miene den Schein entgegen. Suzanne Ehrenkrona wollte gerade etwas sagen, als der Räuber ihr mit aller Kraft das Eisenrohr ins Gesicht schlug. Sie fiel um wie ein gefällter Baum, den Geldschein in der einen und den Film Smala Sussie in der anderen Hand.
    Nun schien es, als habe Lena den Film wieder angehalten – der Räuber erstarrte für ein paar Sekunden total, doch dann besann er sich und stürzte aus der Tür, während Johannes Åkerblom schon auf seinem Handy die Polizei anrief und anschließend zu Lisa Jakobsson hinüberlief und beschützend den Arm um ihre Schultern legte. Kurz darauf stürmten die uniformierten Polizisten in den Laden. Naoum Chamoun hielt immer noch die Hände über den Kopf.
    Lena Lindberg stoppte den Film.
    »Klar, dass die sich kennen«, sagte sie und blinzelte ihre Partnerin an.
    »Sie sagt zwar nichts«, sagte Sara und blinzelte zurück. »Aber sie erkennt ihn, ganz klar. Und es scheint ungefähr in dem Augenblick zu sein, als er sagt: ›Alles Geld her, aber fix‹, oder was er nun sagt.«
    »Er ist maskiert«, sagt Lena, »aber sie erkennt ihn an der Stimme.«
    »Und als sie das tut, verwandelt sich ihre Angst auf der Stelle in schneidenden Hohn.«
    »Und er reagiert auf den Hohn, indem er sie umnietet, bevor sie ein Wort herausbringt.«
    »Und danach packt ihn der

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