Bußestunde
Ermittlungen behindert.«
»Und sein Strafregister erneut füllt«, fügte Lena Lindberg mit einem feinen Lächeln an.
»Warum fühlen Sie sich veranlasst, mir zu drohen?«, fragte Johannes Åkerblom ehrlich verwundert. »Im Unterschied zu neunzig Prozent Ihrer üblichen Vernehmungsobjekte bin ich ein aussagewilliger Zeuge.«
»Absolut«, sagte Sara. »Aber nicht notwendigerweise ein zuverlässiger Zeuge. Wir müssen dafür sorgen, dass Sie ein solcher werden. Wir müssen alles aus dem Weg räumen, was dem entgegensteht.«
»Normalerweise eröffnen wir unseren Vernehmungsobjekten nicht unsere Taktik.«
»Wenn sie nicht so begabt sind wie Sie.«
»Und uns auf der Stelle durchschauen.«
»Und einsehen, dass wir alles wissen.«
»Was haben Sie gesehen, das wir nicht wissen?«
Johannes Åkerblom blinzelte angestrengt. Die Schutzschichten eines ganzen Lebens schienen vor seinen Augen zu zittern. Sie fielen nicht, aber sie zitterten, und das genügte.
»Ich glaube, dass Sie alles wissen, was ich gesehen habe«, sagte er schließlich und versuchte, keineswegs eingeschüchtert zu klingen.
»Wir haben die Zeugenaussage, die ich vor Ort aufgenommen habe«, sagte Lena Lindberg. »Als Sie ans Komödienregal gedrückt dastanden.«
»Und nicht ans Erotikregal«, sagte Sara Svenhagen.
»Aber das genügt nicht, es fehlen Details. Sagen Sie uns jetzt, was Sie gesehen haben und wie die verschiedenen Leute reagierten.«
Johannes Åkerblom blickte auf die Tischplatte, und dann sah er sie an. Sein Blick war vollkommen klar. »Ich bin darauf gekommen, was zwischen dem Räuber und dem Opfer ablief. Es war hasserfüllt, und es war – liebevoll.«
»Wie?«, sagte Sara. »Liebevoll?«
»Falls ja, dann in einer sehr komplizierten Beziehung«, sagte Åkerblom.
»Sonst nichts?«, fragte Sara. »Gar nichts?«
»Nein, das ist mir aufgefallen. Aber alles ging ziemlich schnell.«
»Und der Inhaber? Sie kennen ihn, nicht wahr?«
»Nicht direkt. Er ist der Mann, der dasteht, wenn man Filme ausleiht, das ist alles. Ich kenne ihn nicht. Er gehört kaum zu meinen Kreisen.«
»Das ist zu vermuten«, sagte Lena Lindberg.
»Aber er war nicht dermaßen geschockt, dass er so mit den Händen in der Luft dazustehen brauchte.«
»Nicht?«
»Nein. Er schien bei alledem ziemlich gefasst zu sein.«
»Was ist dann Ihre Erklärung dafür, dass er es dennoch tat?«
»Ich habe keine Erklärung«, sagte Johannes Åkerblom.
Sie ließen ihn gehen und holten Naoum Chamoun herein. Er hatte dunkle Ränder unter den Augen und sah mitgenommen und gleichzeitig trotzig aus. Lena und Sara blickten sich an und versuchten, zu einem gemeinsamen Schluss zu kommen. Es gelang nicht.
»Warum die Hände?«, fragte Lena Lindberg.
Naoum Chamoun betrachtete sie und schüttelte dann den Kopf. Er sagte kein Wort.
»Warum hielten Sie noch Minuten, nachdem der Räuber verschwunden war, die Hände über den Kopf?«
Ohne einen merkbaren Akzent, aber auch ohne besonderen Tonfall sagte Naoum Chamoun: »Was soll das mit dem Raub zu tun haben?«
»Weiß ich nicht«, sagte Lena. »Erzählen Sie.«
»Ich war wie festgefroren«, sagte Chamoun.
»Aber Sie sind doch früher schon beraubt worden. Achtmal, Ihren Anzeigen bei der Polizei zufolge.«
»Nie mit Gewalt.«
»Aber unter Androhung von Gewalt?«, fragte Sara.
»Klar«, sagte Chamoun. »Aber nie mit echter Gewalt.«
»Kennen Sie das Opfer? Suzanne Ehrenkrona?«
»Ich kenne niemanden.«
»Niemanden?«
»Ich leihe Filme an sie aus. Aber ich kenne sie nicht.«
»Aber auf der Kameraaufzeichnung, die Sie uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben, sieht es so aus, als lachten Sie und machten Scherze mit ihr.«
»Sie kommt manchmal vorbei. Sie ist lustig. Aber ich kenne sie nicht. Ich bin nicht sicher, ob die Kunden mich als Menschen ansehen.«
»Und die anderen im Laden?«, fragte Lena Lindberg.
»Der Mann leiht auch manchmal Filme aus. Johannes Åkerblom.«
»Sie kennen immerhin seinen Namen.«
»Und seine Personennummer. 440224 – 1054.«
»Warum das?«
»Er behält die Filme oft sehr lange. Ich muss ihm Mahnungen schicken.«
»Seine Pornofilme?«
»Ja«, sagte Naoum Chamoun nur.
»Kommt er immer allein?«, fragte Lena Lindberg.
»Ja.«
»Sie kannten also alle, die sich im Laden befanden, als der Räuber hereinkam?«
»Nicht die Frau ganz hinten, die magere.«
»Lisa Jakobsson.« Sara nickte. »War sie davor nie bei Ihnen?«
»Nein.«
»Ich vermute, dass man einen Mann, der die
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