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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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hatte und man jetzt vielleicht auf ein Geständnis hoffen konnte.
    Elias merkte, wie er Magenschmerzen bekam.
    Gitta stand auf und nahm einen weiteren Schluck aus der Wodkaflasche, stellte sie aber dieses Mal nicht zurück. »Und was die Nachbarn tuscheln …«, murmelte sie, die Flasche in der Hand, »… dass man Steffi in ein Heim geben müsste … Ist doch alles Gequatsche. Da wäre sie doch eingegangen, vor lauter Heimweh. Die hätte doch gar nicht kapiert, dass es nur zu ihrem Besten ist. So was tu ich nicht, hab ich zu Gretje Bruns und den andern gesagt! Aber wie ich die Blicke gehasst habe … Stunkmakers! Wissen alles und haben von nichts ’ne Ahnung.«
    »Und was haben Sie da gemacht?«, tastete Olly sich vor.
    »Wieso?«
    »Na ja, als sich so gar keine Lösung ergab.«
    Gitta war etwas langsam, wegen des Schocks und des Gorbatschows, aber dann kapierte sie doch, worauf die Staatsanwältin hinauswollte. »Schämen Sie sich gar nicht?« Ihre Stimme klang brüchig.
    Olly kriegte einen roten Kopf. »Ich muss das fragen.«
    »Die Polizei ist unfähig, ein verschwundenes Kind zu finden. Sie jagt eine geistig behinderte Frau in den Tod … Und dann zeigt sie mit dem Finger auf die Familie. Um also Ihre Frage zu beantworten: Ich hab Steffi nichts angetan! Ich hätte mir eher die Hand abgehackt, als ihr …« Sie begann wieder zu weinen. »Kapieren Sie das nicht? Dass man auch ein nerviges und behindertes Kind lieben kann? Dass man solche Menschen lieben kann, auch wenn sie einen fast kaputt machen? Dass man sie trotzdem lieb hat?«
    »Doch«, sagte Elias.
    »Und außerdem«, ergänzte Harm, der keine Sekunde vergessen hatte, weshalb sie Gitta überhaupt besuchten, »sind wir hier, um zu erfahren, wie das Verhältnis Ihrer verschwundenen Nichte zu Franz Büttner war.«
    Man konnte sehen, wie es in Gittas Kopf ratterte. Der Gorbatschow kostete sie fast eine Minute. Dann sagte sie: »Scheißbullen« und brach erneut in Tränen aus. So nach und nach bekamen sie aus dem, was Gitta stammelte, heraus, was sie mit ihren Beschimpfungen sagen wollte. Dass sie es nämlich unglaublich fand, wie die unfähige Polizei sich nun den nächsten Verdächtigen herauspickte, nämlich den unbescholtenen Nachbarn, dessen einziges Vergehen darin bestand, dass er Kinder gernhatte.
    »Genau«, entflutschte es Olly.
    »Und Sören van Doom lasst ihr laufen. Weil ihr doch alle unter einer Decke steckt. Die Reichen haben ihre Lobby, die können kriminell sein, wie sie wollen, da sieht man weg. Lieber raufprügeln auf die, die sich nicht wehren können. Reicht es denn nicht, dass ihr Bärbel umgebracht habt?«
    »Es tut mir wirklich leid, dass sie tot ist«, sagte Elias und verlor alle Farbe.
    Gitta starrte ihn an. »Und? Was nützt mir das?«
    »Nimm’s dir nicht zu Herzen«, riet Olly ihm, als sie rüber zu Franz gingen.
    »Tu ich nicht«, log Elias und versuchte, den Gedanken an Gitta abzuschütteln, aber leicht war das nicht. Sie klingelten bei Büttners. Allerdings machte ihnen nicht Franz, sondern seine Ehefrau auf, die Finanzbeamtin. Sie hatte eine Schniefnase und einen bösen Husten und trug einen Bademantel mit einem gestickten Pinguin über einem Baumwollpyjama, aber das ließ sie keinen Deut weniger streng wirken. Aufmerksam kontrollierte sie, ob sie sich auch die Schuhe abtraten. Dann bat sie sie auf die Terrasse. Da konnte man wohl nicht so viel schmutzig machen wie im Wohnzimmer.
    Harm fragte sie nach den Personendaten und trug alles pedantisch in sein Notizbuch ein. »Und Sie arbeiten beim Finanzamt?«
    »Steuerfahndung«, sagte Frau Büttner.
    Wumms, das saß erst mal. Sie taten so, als hätte sie beispielsweise »Abteilung für Hundesteuer«gesagt. Aber natürlich waren sie geschockt. Ganz rein ist das Gewissen ja nie, wenn es um Steuern geht. Obwohl Elias äußerst korrekt war. Bis vielleicht auf die Sache mit dem Bierbringdienst. Da hatte er die Arbeit des Bullifahrers, der ihm die Kisten für einen Zehner bis unters Dach getragen hatte, bei den haushaltsnahen Dienstleistungen eingetragen. Das war ihm logisch vorgekommen, aber unter dem Blick der Steuerfahnderin war er sich plötzlich nicht mehr sicher.
    »Und warum sind Sie nun hier?«, erkundigte sich Frau Büttner.
    Harm verschob seinen Terrassenstuhl so, dass er im Schatten der Hauswand saß und man sein Gesicht nicht erkennen konnte. »Es geht um Ihren Mann.«
    »Ist er tot?«
    Die Ahnung war nicht ganz verkehrt, denn man wusste ja: Wenn die Polizei in Divisionsstärke

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