Byrne & Balzano 02 - Mefisto
Adressen trotzdem aus und nahm das Blatt aus dem Drucker.
Auch wenn er die Arbeit eines anderen Detectives möglicherweise dadurch behinderte, löschte Byrne die temporären Dateien und den Verlauf des heutigen Tages.
***
Im hinteren Teil des Roundhouse, im Erdgeschoss, befand sich eine Kantine mit einem Dutzend Tischen in abgetrennten Nischen. Das Essen war passabel, der Kaffee furchtbar stark. An einer Wand stand eine Reihe von Verkaufsautomaten. An der anderen Wand war eine große Fensterfront, durch die man einen ungehinderten Blick auf die Klimaanlage werfen konnte.
Als Jessica für sich und Byrne Kaffee besorgte, betrat Terry Cahill den Raum und schritt auf sie zu. Eine Hand voll uniformierter Cops in Uniform und mehrere verteilt im Raum sitzende Detectives warfen ihm abschätzende Blicke zu. Bis hinunter zu seinen glänzend polierten Oxford-Schuhen aus Korduanleder war ihm der FBI-Agent anzusehen. Jessica hätte wetten können, dass er seine Socken bügelte.
»Haben Sie eine Minute Zeit, Detective?«
»Eine Minute«, sagte Jessica. Sie wollte mit Byrne zu der Videothek fahren, in der Kaslov sich Psycho ausgeliehen hatte.
»Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich heute Morgen nicht mit Ihnen auf Tour gehe. Ich will überprüfen, ob ich in VICAP und anderen FBI-Datenbanken etwas finde, das sich mit unseren bisherigen Erkenntnissen deckt. Vielleicht habe ich Glück.«
»Das wäre sehr hilfreich«, sagte Jessica und bemerkte, wie gönnerhaft es klang. Dieser Mann wollte nur seinen Job machen – wie sie auch. Zum Glück schien Cahill ihren Tonfall nicht bemerkt zu haben.
»Kein Problem«, sagte er. »Ich werde versuchen, so schnell wie möglich wieder zu Ihnen zu stoßen.«
»Okay.«
»Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit«, sagte er.
»Ich auch«, log Jessica.
Sie drückte die Deckel auf die Kaffeebecher und steuerte auf die Tür zu. In der Glasscheibe sah sie ihr Spiegelbild. Sie schaute daran vorbei und konzentrierte sich auf den Raum hinter sich. FBI-Agent Terry Cahill lehnte lächelnd an der Theke und musterte sie von oben bis unten.
Er hatte doch hoffentlich kein Auge auf sie geworfen?
8.
Das Reel Deal war eine kleine private Videothek in der Aramingo Avenue unweit der Clearfield, zwischen einem vietnamesischen Schnellimbiss und einem Nagelstudio. Es war eine der wenigen kleinen Videotheken, die die großen Ketten wie Blockbuster oder West Coast Video noch nicht vom Markt gedrängt hatten.
Auf dem schmutzigen Schaufenster klebten Poster von Filmen mit Vin Diesel und Jet Li, die auf ein Jahrzehnt romantischer Teeny-Komödien herabstürzten. Außerdem waren verblichene Schwarz-Weiß-Porträts der Actionstars Jean Claude Van Damme, Steven Seagal und Jackie Chan zu sehen, deren Glanz bereits verblasste. In einer Ecke des Schaufensters hing ein Schild mit der Aufschrift: Wir führen Cult und Mexi -Monster!
Jessica und Byrne betraten den Laden.
Das Reel Deal war ein langer, schmaler Schlauch mit Videokassetten an beiden Wänden und Ständern in der Mitte, die beidseitig mit Videokassetten bestückt waren. Über den Ständern hingen handgeschriebene Schilder, die auf das Genre hinwiesen: Drama, Comedy, Action, Ausländischer Film, Für die ganze Familie. Ein Drittel einer Wand war für Zeichentrickfilme reserviert. Bei den Filmklassikern gab es eine große Auswahl an Hitchcock-Streifen. Die Wände waren mit einer Lackfarbe in einem grellen Lindgrün gestrichen. Der Laden hätte selbst aus einem Quentin-Tarantino-Film stammen können.
In dieser Videothek konnte man nicht nur Filme ausleihen, sondern auch Popcorn aus der Mikrowelle, alkoholfreie Getränke, Chips und Kinozeitschriften käuflich erwerben. An den Wänden über den Videokassetten hingen gewellte Kinoposter, wobei es sich größtenteils um Action- und Horrorfilme handelte, dazwischen ein paar Onesheets von Merchant/Ivory, um dem Ganzen ein bisschen mehr Stil zu verleihen.
Rechts neben dem Eingang stand die etwas erhöhte Theke. Auf dem Bildschirm an der Wand lief ein Slasher-Film aus den Siebzigern, den Jessica nicht sofort erkannte. Eine leicht bekleidete Studentin wurde von einem maskierten, Messer schwingenden Psychopathen durch einen dunklen Keller gejagt.
Der Angestellte hinter der Theke war um die zwanzig. Er hatte langes, schmutzig blondes Haar und trug eine Jeans mit Löchern in den Knien, T-Shirt und Dornenarmband. Jessica hätte spontan nicht sagen können, welchen Grunge-Typus er nachahmte: die Original
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