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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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eines Teichs in der Nähe des Motels. Dort schob er den Wagen ins Wasser.
    Langsam sank er in den schwarzen Tümpel. Plötzlich endete die Sinkbewegung. Kameraschwenk zu Norman, der sich nervös umsah. Nach ein paar qualvollen Sekunden ging der Wagen schließlich ganz unter und verschwand aus dem Blickfeld.
    Schnitt zum nächsten Tag.
    Von Hektik erfasst, drückte Jessica auf die Pausentaste.
    Das Rivercrest Motel lag nur wenige Straßen vom Schuylkill River entfernt. Wenn ihr Täter von der Idee besessen war, die in Psycho gedrehte Mordszene nachzuspielen, hatte er sich vielleicht auch im weiteren Verlauf an das Drehbuch gehalten. Vielleicht hatte er den Leichnam in den Kofferraum eines Wagens gelegt und ihn ins Wasser gestoßen, wie Anthony Perkins es mit Janet Leigh gemacht hatte.
    Jessica lief zum Telefon und rief die Wasserschutzpolizei an.

20.
    Das letzte heruntergekommene Viertel der Stadtmitte – zumindest, was das Amüsement für Erwachsene betraf – befand sich auf der Dreizehnten Straße. Von der Arch Street, wo dieser Straßenabschnitt von zwei Sexshops und einem Stripteaselokal begrenzt wurde, bis ungefähr zur Locust Street, wo es auf einem kurzen Straßengürtel noch weitere Bars und einen größeren, anspruchsvolleren ›Gentleman's Club‹ gab, war es diese Straße, die Stadtrat und Fremdenverkehrsamt den Besuchern zu meiden rieten – obwohl sie genau zum Kongresszentrum führte.
    Um zehn Uhr abends füllten die Bars sich mit ihrer sonderbaren Kundschaft Homosexueller mit Sadomaso-Neigungen und Geschäftstypen von außerhalb. Was Philly an Quantität fehlte, machte es sicherlich durch seine großzügige Verderbtheit und Innovation wett: von Lap Dance bis hin zu Maraschino Cherry Dance. In den BYOB-Lokalen erlaubte das Gesetz den Gästen, ihren eigenen Schnaps mitzubringen, und den Tänzerinnen, splitternackt aufzutreten. In einigen Lokalitäten, wo Getränke serviert wurden, trugen die Mädchen dünne Latexanzüge, in denen sie aussahen, als wären sie nackt. Wenn die Notwendigkeit die Mutter der Neuerungen in den meisten Bereichen der Wirtschaft war, so war sie das Herzblut der Unterhaltungsindustrie für Erwachsene. Vor einem BYOB-Club, dem Show and Tell, standen die Leute am Wochenende um den ganzen Block Schlange.
    Um Mitternacht hatten Byrne und Victoria bereits ein halbes Dutzend Clubs besucht. Niemand hatte Julian Matisse gesehen. Falls doch, waren die Leute zu ängstlich, es zuzugeben. Möglicherweise hatte Matisse die Stadt auch verlassen.
    Gegen ein Uhr steuerten sie auf einen Club namens Tick Tock zu. Es war einer der Clubs mit Schankkonzession, den zwei Drittel der Geschäftsleute aufsuchten – diese Typen aus Dubuque, die ihre Geschäfte in Center City abgeschlossen hatten und jetzt erleichtert, betrunken und geil zum Hyatt Penn's Landing oder ins Sheraton Society Hill zurückkehrten.
    Als sie sich der Eingangstür des frei stehenden Gebäudes näherten, hörten sie einen lauten Streit zwischen einem großen, kräftigen Mann und einer jungen Frau. Sie standen in der Dunkelheit am Ende des Parkplatzes. Früher wäre Byrne vermutlich eingeschritten – auch außerhalb der Dienstzeit. Diese Zeit lag hinter ihm.
    Das Tick Tock war eine typische Striptease-Bar mit kurzem Laufsteg, einer Stange und einer Hand voll miserabler, nicht mehr ganz taufrischer Tänzerinnen. Die Gäste mussten mindestens zwei verwässerte Drinks konsumieren. Es roch nach Nikotin, billigem Rasierwasser und triebhafter sexueller Verzweiflung.
    Ein großes, dünnes schwarzes Mädchen mit platinblonder Perücke umklammerte die Stange, als Byrne und Victoria die Bar betraten, und tanzte zu einem alten Prince-Song. Ab und zu sank sie auf die Knie und kroch gegenüber von den Männern an der Theke über die Bühne. Ein paar Typen schwenkten Geldscheine, aber nur die wenigsten. Während des Tanzens nahm die Frau die Scheine entgegen und klemmte sie unter ihren String-tanga. Wenn sie in dem rot-gelben Licht stand, sah sie ganz passabel aus, jedenfalls für einen Club in der Stadtmitte. Doch wenn sie ins grelle weiße Licht trat, sah man, dass die Jahre nicht spurlos an ihr vorübergegangen waren. Sie mied das weiße Scheinwerferlicht.
    Byrne und Victoria blieben am hinteren Tresen. Victoria setzte sich ein paar Hocker von Byrne entfernt, damit er frei agieren konnte. Die Männer zeigten großes Interesse an Victoria, doch als sie ihr vernarbtes Gesicht sahen, wichen sie zurück. Es war noch früh. Offenbar hatten sie alle

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