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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Verwunderung als Sinneslust spiegelte. Woher kamen diese Emotionen so plötzlich? Hatten sie seit fünfzehn Jahren unter der Oberfläche geschlummert? Byrne schaute Victoria in die Augen und wusste, dass er nicht gehen würde.
    Sie lächelte, als sie begann, sein Hemd aufzuknöpfen.
    »Was genau haben Sie vor, Miss Lindstrom?«, fragte Byrne.
    »Das sage ich nicht.«
    »Doch, das wirst du.«
    Die nächsten Knöpfe. »Wie kommst du darauf?«
    »Zufällig bin ich ein sehr begabter Detective«, sagte Byrne.
    »Stimmt das?«
    »O ja.«
    »Wirst du mich in einen kleinen Raum führen?« Sie machte die letzten Knöpfe auf.
    »Ja.«
    »Wirst du mich ins Schwitzen bringen?«
    »Ich werde mir Mühe geben.«
    »Wirst du mich zum Reden bringen?«
    »Keine Frage. Ich bin ein begabter BHF.«
    »Verstehe«, sagte Victoria. »Und was heißt BHF?«
    Byrne hielt seinen Stock hoch. »Byrne, der Hinkefuß.«
    Victoria lachte, als sie ihm das Hemd auszog und ihn ins Schlafzimmer führte.
    ***
    Als sie später im Rausch abklingender Leidenschaft im Bett lagen, ergriff Victoria Byrnes Hand. Die Sonne stieg soeben über den Horizont.
    Zärtlich küsste Victoria seine Fingerspitzen. Dann nahm sie seinen rechten Zeigefinger und malte damit langsam die Narben auf ihrem Gesicht nach.
    Byrne wusste, dass es viel intimer war als Sex, was Victoria mit dieser Geste ausdrückte, nachdem sie nun nach all den Jahren miteinander geschlafen hatten. Noch nie hatte er sich einem anderen Menschen näher gefühlt.
    Byrne dachte an die verschiedenen Phasen ihres Lebens, die er miterlebt hatte: ihre wilde Jugend, der entsetzliche Überfall und die Verwandlung in eine starke, unabhängige Frau. Er begriff, dass er seit langem tiefe Gefühle für sie gehegt hatte, die er allerdings niemals als das erkannt hatte, was sie waren.
    Als er die Tränen auf ihrem Gesicht spürte, wusste er es.
    Es war all die Jahre Liebe gewesen.

21.
    Die Wasserschutzpolizei des Police Department von Philadelphia gab es schon seit mehr als einhundertfünfzig Jahren, doch das Aufgabengebiet hatte sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. In den Anfängen bestand die Arbeit größtenteils darin, den Handelsverkehr auf dem Delaware und dem Schuylkill River zu regeln. Später übernahm die Wasserschutzpolizei auch Patrouillen sowie Rettungs- und Bergungseinsätze. In den Fünfzigerjahren kam noch das Tauchen hinzu. Seit dieser Zeit hatte die Wasserschutzpolizei sich zu einer Elite-Wassereinheit des Landes entwickelt.
    Die Wasserschutzpolizei war formal eine Erweiterung und Ergänzung des Police Department von Philadelphia. Sie hatte die Aufgabe, in allen Notsituationen in sämtlichen Gewässern des Zuständigkeitsbereiches aktiv zu werden, Menschen zu retten sowie Leichen, Eigentum und Beweismaterial aus dem Wasser zu bergen.
    Beim ersten Tageslicht hatten sie begonnen, den Fluss südlich der Strawberry Mansion Bridge abzusuchen. Das Wasser im Schuylkill River war trübe, und von oben konnte man nichts sehen. Es würde eine Weile dauern, bis die Taucher das Flussufer, das in fünfzehn Meter lange Abschnitte unterteilt worden war, systematisch abgesucht hatten.
    Als Jessica kurz nach acht Uhr dort eintraf, hatten die Taucher bereits einen Bereich von sechzig Metern kontrolliert. Byrne stand am Ufer. Seine Gestalt hob sich von dem dunklen Wasser ab. Er hatte seinen Stock bei sich. Jessica brach der Anblick beinahe das Herz. Er war wie jeder Mann sehr stolz, und es war schwer, eine Schwäche – jede Schwäche – zuzugeben. Mit zwei Kaffeebechern in der Hand steuerte sie aufs Ufer zu.
    »Guten Morgen.« Jessica reichte Byrne einen Becher.
    »Hallo.« Er nahm den Kaffeebecher entgegen. »Danke.«
    »Schon was gefunden?«
    Byrne schüttelte den Kopf. Er stellte den Kaffee auf eine Bank, zündete sich eine Zigarette an und schaute auf das knallrote Streichholzheftchen. Es stammte aus dem Rivercrest Motel. Er hielt es hoch. »Wenn wir nichts finden, sollten wir uns den Geschäftsführer von dieser Bruchbude noch mal vorknöpfen.«
    Jessica dachte an Karl Stott. Sie hielt ihn nicht für den Mörder, glaubte aber, dass er ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. »Glaubst du, er verschweigt uns etwas?«
    »Ich glaube, er hat Probleme mit seinem Gedächtnis. Absichtlich.«
    Jessica schaute aufs Wasser. Hier an der sanften Biegung des Schuylkill River konnte man sich kaum vorstellen, was nur wenige Straßen weiter im Rivercrest Motel geschehen war. Es war schwer zu glauben, dass ein so schöner

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