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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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verdrehte es und zog es auseinander, wobei sie feststellte, dass es tatsächlich eine therapeutische Wirkung hatte.
    Byrne zog ein Streichholzheftchen aus der Tasche und drehte es in den Händen. Das war seine Therapie. Im Roundhouse durfte nirgendwo geraucht werden. Die drei Ermittler dachten schweigend über die Ereignisse des Tages nach.
    »Okay, was für einen Mann suchen wir?«, fragte Jessica schließlich. Es war eine eher rhetorische Frage, durch die Wut ausgelöst, die in ihrem Innern schwelte, seitdem sie die entstellte Frau in dem Kofferraum des Wagens gesehen hatte.
    »Du meinst, warum er das getan hat?«, fragte Byrne.
    Jessica dachte darüber nach. Bei ihren Ermittlungen waren das Wer und das Warum eng miteinander verknüpft. »Okay, dann entscheide ich mich für das Warum«, sagte sie. »Versucht hier einer, berühmt zu werden? Wenn man jemanden umbringen will, erschießt man ihn, ersticht ihn, ertränkt ihn und haut dann ab, oder? Haben wir es hier mit einem Killer zu tun, der einfach nur in den Nachrichten auftauchen will?«
    Cahill zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Aber wenn man mal mit den Leuten von der Verhaltensforschung zusammengearbeitet hat, weiß man, dass in 99 Prozent der Fälle wie diesem tiefere Beweggründe dahinterstecken.«
    »Wie habe ich das zu verstehen?«, fragte Jessica.
    »Ich meine, man muss schon eine ziemlich gestörte Persönlichkeit haben, um so etwas zu tun. So gestört, dass man neben dem Killer sitzen kann und nichts davon bemerkt. Diese Störungen können lange Zeit verborgen bleiben.«
    »Wenn wir das Opfer identifiziert haben, wissen wir mehr«, sagte Byrne. »Hoffen wir, dass es um eine private Sache ging.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Jessica.
    »Wenn es um eine private Sache ging, ist der Fall hier zu Ende.«
    Jessica wusste, dass Byrne sich die Hacken ablief, wenn es darum ging, einen Fall zu lösen. Man geht auf die Straße, verhört die Leute, schüchtert die Ganoven ein und bekommt Antworten. Wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigte Byrne nicht. Das war nicht seine Art.
    »Sie haben die Verhaltensforscher erwähnt«, sagte Jessica zu Cahill. »Sagen Sie es meinem Chef bitte nicht, aber ich weiß nicht, womit sich ein Verhaltensforscher genau beschäftigt.« Sie hatte an der Universität zwar einen Abschluss in Kriminalrecht erworben, das Gebiet der Kriminalpsychologie aber nur gestreift.
    »Nun, hauptsächlich untersuchen sie Verhalten und Motivation, vorwiegend im Bereich Ausbildung und Forschung«, erklärte Cahill. »Das hat mit dem Nervenkitzel in Schweigen der Lämmer allerdings nichts zu tun. In der Regel ist es eine sehr trockene Materie. Sie studieren Gewalt in Gangs, Stressmanagement, das Verhältnis zwischen Polizei und Bürgern, Verbrechensanalysen.«
    »Die Verhaltensforscher haben es sicher mit den schlimmsten Fällen zu tun«, sagte Jessica.
    Cahill nickte. »Wenn die Schlagzeilen über einen grausamen Fall abebben, beginnt für diese Leute erst die Arbeit. Für den durchschnittlichen Gesetzeshüter mag es sich nicht besonders prickelnd anhören, doch viele Fälle werden mit ihrer Hilfe gelöst. Unsere Datenbank VICAP wäre ohne ihre Arbeit nicht das, was sie ist.«
    Cahills Handy klingelte. Er entschuldigte sich und verließ den Raum.
    Jessica dachte über seine Erklärungen nach. Sie rief sich die Mordszene aus Psycho in Erinnerung. Sie versuchte, sich das Entsetzen in dieser Situation aus der Sicht des Opfers vorzustellen: den Schatten auf dem Duschvorhang, das Rauschen des Wassers, das Rascheln des Plastikstoffes, als der Vorhang zur Seite gerissen wurde, das Funkeln der Messerklinge. Jessica liefen kalte Schauer über den Rücken. Sie ließ ihre Aggression an dem Stück Pappe aus.
    »Was hast du für ein Gefühl?«, fragte Jessica. Wenn die Verhaltensforschung und all die bundesstaatlich finanzierten Spezialeinheiten noch so gut ausgebildet und ausgerüstet waren – Jessica verließ sich in jedem Fall lieber auf die Instinkte eines Detectives wie Kevin Byrne.
    »Mein Gefühl sagt mir, dass es dem Killer nicht um den Nervenkitzel geht«, sagte er. »Aber um irgendetwas geht's ihm. Und wer er auch sein mag – er will unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.«
    »Die hat er jetzt.« Jessica rollte das verdrehte Stück Pappe auseinander und wollte es gerade wieder verdrehen. Plötzlich hielt sie inne. »Kevin.«
    »Ja?«
    »Sieh mal.« Jessica strich das rote Stück Pappe auf dem angeschlagenen Tisch glatt und bemühte sich nun,

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