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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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richtigen Riecher gehabt hatte. Jetzt ging es nicht mehr um das schattenhafte Schreckgespenst eines in den zwei Dimensionen eines Bildschirms begangenen Mordes, um die vage Idee eines Verbrechens.
    Sie hatten eine Leiche. Sie hatten einen Mord.
    Sie hatten einen Fall.
    ***
    Little Jake gehörte der Zeitungskiosk in der Filbert Street. Er verkaufte alle hiesigen Zeitungen und Zeitschriften ebenso wie die Zeitungen aus Pittsburgh, Harrisburg, Erie und Allentown. Außerdem führte er eine Auswahl an Tageszeitungen anderer Bundesstaaten sowie diverse Sexmagazine, die diskret hinter ihm lagen und mit Pappe bedeckt waren. Little Jake war einer der wenigen Händler in Philadelphia, bei dem man die Los Angeles Times kaufen konnte.
    Nick Palladino begleitete die Spurensicherung und den geborgenen Saturn. Jessica und Byrne befragten Little Jake, während Terry Cahill sich in unmittelbarer Nähe des Zeitungskiosks in der Filbert umhörte.
    Little Jake Polivka hatte seinen Spitznamen der Tatsache zu verdanken, dass er fast zwei Meter groß war und drei Zentner wog. In seinem Kiosk musste er den Kopf immer ein wenig einziehen. Mit dem dichten Bart, dem langen Haar und der gebeugten Haltung erinnerte er Jessica an Hagrid aus den Harry-Potter-Filmen. Sie hatte sich immer gefragt, warum Little Jake sich nicht einen größeren Kiosk kaufte oder baute, ihn aber nie danach gefragt.
    »Haben Sie Stammkunden, die regelmäßig die Los Angeles Times kaufen?«, fragte Jessica.
    Little Jake dachte kurz nach. »Mir fällt niemand ein. Ich habe nur die Sonntagsausgabe, und davon nur vier Exemplare. Die Zeitung geht nicht besonders gut.«
    »Bekommen Sie diese Zeitung am Tag des Drucks?«
    »Nein. Zwei oder drei Tage später.«
    »Wir interessieren uns für einen Tag vor etwa zwei Wochen. Können Sie sich erinnern, an wen Sie die Zeitung verkauft haben?«
    Little Jake zupfte an seinem Bart. Jessica sah Krümel in dem Bart hängen, Reste seines heutigen Frühstücks. Sie nahm jedenfalls an, dass die Krümel vom heutigen Tag stammten. »Wo Sie mich jetzt fragen… Vor ein paar Wochen kam ein Typ hierher und fragte nach der Zeitung. Damals war die Zeitung ausverkauft, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich ihm gesagt habe, wann sie wieder reinkommt. Wenn er noch mal hier war und eine gekauft hat, war ich nicht da. Zwei Tage die Woche steht mein Bruder jetzt im Geschäft.«
    »Erinnern Sie sich, wie der Mann aussah?«, fragte Byrne.
    Little Jake zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Hier kommen 'ne Menge Leute her. Und normalerweise sehe ich nur so viel von ihnen.« Wie ein Filmregisseur bildete Little Jake mit den Händen ein Rechteck, um die Öffnung seines Kiosks anzudeuten.
    »Uns würde alles helfen, an das Sie sich erinnern.«
    »Na ja, er war 'n ganz normaler Typ. Baseballkappe, Sonnenbrille … ne dunkelblaue Jacke, glaub ich.«
    »Was für eine Kappe?«
    »Flyers, glaub ich.«
    »Abzeichen auf der Jacke? Markenzeichen?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Erinnern Sie sich an seine Stimme? An einen Akzent?«
    Little Jake schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.«
    Jessica machte sich Notizen. »Meinen Sie, Ihre Erinnerung reicht aus, um einem Phantombildzeichner bei der Anfertigung eines Bildes zu helfen?«
    »Klar!« Little Jake schien der Gedanke zu gefallen, bei einer richtigen Ermittlung zu helfen.
    »Wir leiten das in die Wege.« Jessica reichte Little Jake ihre Karte. »Falls Ihnen inzwischen etwas einfallen sollte oder falls Sie den Mann noch mal sehen, rufen Sie uns bitte an.«
    Little Jake nahm die Karte respektvoll entgegen, als hätte Jessica ihm eine Eintrittskarte für ein Entscheidungsspiel der Phillies geschenkt. »Wow. Wie in Law & Order.«
    Genau, dachte Jessica. Nur dass in Law & Order die Fälle normalerweise binnen einer Stunde gelöst wurden. Wenn man die Werbepausen abzog, sogar noch schneller.
    ***
    Jessica, Byrne und Terry Cahill saßen im Verhörraum A. Das fotokopierte Geld und die Ausgabe der Los Angeles Times waren im Labor. Eine Phantomzeichnung des Mannes, den Little Jake gesehen hatte, wurde soeben angefertigt. Der Wagen wurde in die Garage der Kriminaltechnik transportiert. In der Zeit zwischen der Entdeckung der ersten konkreten Spur und den ersten Berichten der Kriminaltechnik waren die Detectives sozusagen zum Nichtstun verdammt.
    Jessica starrte auf den Boden und entdeckte das Stück Pappe, mit dem Adam Kaslov während der Befragung gespielt hatte, um seine Nervosität zu bekämpfen. Sie hob es auf,

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