Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

war. Immerhin eine vernünftige Angewohnheit, die sie im Laufe der Jahre erworben hatten. Und sie wagten auch nie, Adrienne hervorzulocken. »Sie wissen schon: Wenn Sie sie das nächste Mal sehen.«
    »Wie kommt’s, dass Sie den Dreierpack-Mörder jagen?« Diesmal hatte ich wirklich gut aufgepasst, weil ich gehofft hatte, die beiden endlich als voneinander getrennte Wesen einstufen zu können. Gerade hatte der links Stehende gesprochen. Uäh! Da war mir ja mancher Serienvergewaltiger sympathischer! »Weil wir dachten, Sie hätten diese andere Sache.« Er wandte sich an seinen Partner. »Du weißt schon. Diese Sache da.«
    »Die Sache in Duluth«, präzisierte Frick.
    Ach so! Duluth. Die Sache war Internetbetrug. Wissen Sie noch: die Spam-Mails dieser geheimnisvollen marokkanischen Regierungsbeamtin? Ihr Name war Audrey Swenson, sie war aus Superior, Wisconsin, gebürtig und konnte das Wort Marokko nicht einmal buchstabieren, geschweige denn eine Bürgerin jenes Landes sein. Ich hatte mir geschworen, sie noch vor Beginn der Hockeysaison zu verhaften.
    Aber natürlich musste ich nicht nur ihren Fall bearbeiten. Wie alle hier jonglierte ich eine ganze Wagenladung von Fällen und betete wie jede Angestellte der Regierung darum, das Gehalt möge für die Miete reichen.
    Und warum in aller Welt waren Frick und Frack so verdammt interessiert an meinen Fällen? Hatten sie eine Wette verloren? Sollte dies hier eine Aufwärmphase sein, um mich zu fragen ( oh bitte nicht Gott nur das nicht! ), ob ich mit ihnen ausgehen wolle?
    »Ja, also, wie kommt’s?«
    Das Gespräch währte noch keine fünfundfünfzig Sekunden – und schon hatte ich den Faden verloren. Wirklich witzig, dass einem fünfundfünfzig Sekunden wie endlose Jahre vorkommen können. Äonen. »Wie kommt was?«
    »Wie kommt’s, dass Sie den Dreierpack-Mörder jagen?«
    »Ach so!« Frack starrte auf ein Top-Secret-Memo (pfui! Missachtung meiner Büroprivatsphäre!), auf das ich eine Kopie der Einladung zu Tinas Einweihungsparty gelegt hatte. »Mensch, ich dachte, das wüssten Sie!«
    »Wenn wir’s wüssten, wür’n wir ja nich fragen.«
    »Wür’n Sie nich? Na schön. Sehen Sie, die Sache ist folgende: Wir furchtlosen Regierungslakaien des FBI müssen diese lästige Vorschrift beachten, die da heißt: Bundeszuständigkeit . Und das bedeutet, wenn ein Verbrechen wie Kindesentführung oder Mord oder Falschmünzerei oder Wahlbetrug oder Ölkatastrophen oder Versicherungsbetrug oder Kunstraub oder Juwelenraub geschieht, dann sind wir Bundesagenten verpflichtet, Spuren zu verfolgen und die Bösen zu fangen. Damit sind wir vom Justizminister der Vereinigten Staaten beauftragt worden, und überdies steht es auch genauso in unserem Gewerkschaftsvertrag. Die Handlungen, die in unsere Zuständigkeit fallen, sind gemeinhin als Verbrechensbekämpfung oder auch Broterwerb bekannt, und wir … «
    »Ja, versteh schon, und Sie sind ungefähr so witzig wie ein Hüfthalter.«
    Ich verdrehte die Augen. »So witzig wie eine Krücke!« Um in unsere illustren Reihen aufgenommen zu werden, brauchte man mindestens den Abschluss nach vier Jahren College – und ich wunderte mich manchmal schon, wie Frick und Frack es geschafft hatten, die nötigen Zeugnisse zu fälschen. Sicher war jedenfalls, dass die Universität von Nebraska diese beiden nicht ehrenvoll entlassen hatte. »Also, Menschenskind, Leute. Das war jetzt wirklich witzig. Aber ich muss dringend … « Haare waschen. Meine Waffe reinigen. Die neuen Enthüllungsmemoiren von Dolly Parton zu Barnes and Noble zurückbringen. Mich aufhängen. »… äh … ich muss … «
    »Weil, wissen Sie, wir könn’ Ihnen vielleicht dabei helfen.«
    Es kostete mich jedes Fitzelchen konzentrierter Anstrengung, jeden Tropfen Willenskraft, den ich besaß, um mir mein Entsetzen nicht anmerken zu lassen. »Oh. Na ja. Ist ja supernett gemeint, Leute. Aber Sie … ähm … will sagen, ich muss … tja … « Meine Selbsterhaltungskräfte lagen in heftigem Widerstreit mit meinem permanenten Drang, höflich zu sein, und zwar zu jedem und jederzeit. »Sie dürfen mich jetzt nicht für undankbar halten oder für unhöflich, aber … «
    In diesem Augenblick stürmte Michaela durch den Mittelgang zwischen unseren Bürowaben, in der Faust eine Krakauer, und das Kostümjackett züchtig bis zu den Brustwarzen zugeknöpft. »Sie!«, fauchte sie, und ihre hervortretenden grünen Augen zeugten von ihrem steigenden Blutdruck. »Und Sie! Wo sind denn Ihre