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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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durch die Firma Claparon angebahnten Spekulation gehört.«
    »Ein durch meinen Anteil an diesem Geschäft gedeckter Kredit würde genügen, mich imstande zu halten, die Früchte dieses Unternehmens abwarten zu können. Ich .gehe auch in meinem Parfümgeschäft einem sichern Erfolg entgegen. Wenn es erforderlich ist, steht mir auch noch die Bürgschaft eines jungen Hauses, der Firma Anselm Popinot, zur Seite, einer Firma, die ...«
    Keller war offenbar die Firma Anselm Popinot höchst gleichgültig und Birotteau merkte, daß er in ein falsches Fahrwasser steuere. Betroffen fuhr er fort:
    »Über die Zinsen würden wir uns ...«
    »Ja, ja«, unterbrach ihn Keller, »die Sache ließe sich schon machen. Aber ich bin so beschäftigt.., ich leite Finanzoperationen in ganz Europa und meine politische Tätigkeit nimmt mir meine ganze Zeit. Wundern Sie sich also, bitte, nicht, wenn ich Ihnen sage, daß ich eine Menge Geschäfte durch meine Leute prüfen lasse. Bemühen Sie sich hinunter zu meinem Bruder Adolf und setzen Sie ihm auseinander, welche Sicherheiten Sie bieten. Wenn er Ihr Unternehmen für gut befindet, dann kommen Sie mit ihm morgen oder übermorgen zu mir, und zwar früh fünf Uhr; das ist die Zeit, die ich lediglich den Geschäften widme. Wir werden es uns zur ganz besonderen Ehre anrechnen, Ihr Vertrauen erlangt zu haben. Sie sind durch und durch Royalist, Herr Birotteau. Wenn man der politische Gegner eines Mannes ist, so schmeichelt einem seine Achtung um so mehr.«
    Von dieser rednerischen Phrase erwärmt, erwiderte Cäsar:
    »Herr Keller, ich bin der Ehre würdig, die Sie mir bezeigen, ebenso würdig wie der allerhöchsten königlichen Auszeichnung, deren ich mich als ehemaliger Handelsrichter und Mitkämpfer auf den Stufen von Saint-Roch...«
    »Gewiß! Gewiß!« unterbrach ihn der Bankier. »Ihr Ruf ist Ihr bester Geleitsbrief! Sie brauchen uns nur ein akzeptables Geschäft anzubieten und Sie können unserer Mitwirkung sicher sein!«
    Eine Dame erschien in einer Tür, die Birotteau nicht bemerkt hatte.
    »Lieber Franz«, sagte sie, »ich hoffe dich zu sehen, ehe du in die Kammer gehst.«
    »Es ist zwei Uhr!« entgegnete ihr der Bankier. »Die Schlacht hat begonnen. Entschuldigen Sie, Herr Birotteau! Es gilt, ein Ministerium zu stürzen! Sprechen Sie also mit meinem Bruder!«
    Er geleitete den Parfümhändler bis an die Tür zum Salon und gab einem Diener den Befehl:
    »Führen Sie den Herrn zu Herrn Adolf!«
    Birotteau folgte dem Lakaien durch ein Labyrinth von Treppen nach einem weniger prunkvollen, aber praktischer als das des Chefs des Hauses eingerichteten Kabinett. Er ritt den besten Gaul aus dem Stalle der Hoffnung. Die Liebenswürdigkeiten des berühmten Mannes umschmeichelten ihn noch. Er hielt sie für ein gutes Vorzeichen. Er bedauerte, daß ein Feind der Bourbonen so gütig, so geistreich, ein so großer Redner war.
    Im Bann dieser Täuschungen betrat er das mit zwei Rollpulten, gewöhnlichen Sesseln, einem schlichten Teppich und sehr abgenutzten Gardinen ausgestattete Kabinett.
    In diesem kahlen Räume wurden Bank- und Handelsgeschäften die Eingeweide herausgenommen, industrielle Pläne auf Herz und Nieren geprüft und für profitabel erachteten Unternehmungen die Besitzermarke aufgebrannt. Hier wurden die kühnen Coups erdacht und eingeleitet, die das Haus der Gebrüder Keller berühmt machten und ihm immer wieder neue Beute beispiellos rasch zubrachten. Hier wurden die Lücken der Gesetzgebung konstatiert und die sogenannten »Freßanteile«, das heißt die für die geringsten finanziellen Hilfeleistungen zu zahlenden Provisionen schamlos ausbedungen; oft gab das Bankhaus zur Kreditierung eines Unternehmens nichts weiter als den Namen. Hier entspannen sich die schrecklichen Manöver, deren Opfer so viele Aktionäre immer wieder werden, Manöver, die darin bestehen, daß man ein voraussichtlich prosperierendes Unternehmen zuerst unterstützt, das Aufblühen abwartet, ihm aber in einem kritischen Moment das Kapital wieder entzieht, um es zu erdrücken und sich seiner zu bemächtigen.
    Die beiden Brüder Keller hatten die Rollen geschickt unter sich verteilt. Oben spielte Franz, ein glänzender Diplomat, den König, verteilte Gnadenbezeigungen und Versprechen und machte sich allgemein beliebt. Um ihn wehte eine leichte Luft. Er ließ sich voll Urbanität auf die Geschäfte ein, berauschte die Neulinge und angehenden Spekulanten mit dem Weine seiner Liebenswürdigkeit und seiner

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