Cafe con Leche
zu
sehen ist. Hier sind es Berge von Kartoffeln, in den Feldern stehen Couchen,
Sessel und Stühle. Sogar Kühlschränke habe ich dort liegen gesehen. Hier eine
Talkshow zu machen, ist auch nicht schlecht, geht es mir bei dem Gedanken an
die rote Couch vom Feld durch den Kopf. Hätte doch was für sich, eine Talkshow
auf einer roten Couch so mitten im Kornfeld!
In
Belorado müssen wir unsere Herberge suchen. Wir irren durch die Gassen. Als
Chris einen Passanten ansprechen will, sehe ich über uns auf einem Schild
Aubergue de Peregrinos stehen. Wir sind angekommen und treffen eine schöne,
saubere Herberge an, die mich an eine Hütte auf einer Alm erinnert. Überall sind
kleine rot-weiß karierte Vorhänge an den Sprossenfenstern angebracht. Peter,
ein deutscher Hospitalero, empfängt uns.
„Dies
ist eine Herberge donativo. Jeder von euch gibt so viel an Geld, wie er kann”,
sagt er, als wir nachfragen, was wir für die Nacht bezahlen müssen. Wir zahlen
unseren Obolus und begeben uns in den nicht allzu überfüllten Schlafsaal. Es
gibt heiße und saubere Duschen. Eine Waschmaschine ist vorhanden und heute
landet unsere Wäsche für drei Euro in den Turbowaschgang. Das leisten wir uns
mal! Peter, der gute Geist der Herberge, holt Waschpulver und schaltet die
Maschine an.
„Ich
leg euch die Wäsche in den Korb, wenn sie fertig ist”, meint er und schon ist
er weg, weil ein anderer seine Hilfe braucht.”
Na,
wenn das kein Service ist! Nach dem Duschen setze ich mich mit einer Tasse
Kaffee zum Schreiben nach draußen. Im Garten steht sogar ein Swimmingpool.
Chris hat Angel getroffen, den wir in Nájera kennen gelernt haben. Er ist
Spanier und hat seinen Pilgerweg in Barcelona begonnen. Angel, der witzige Typ,
albert mit Christine herum. Die beiden sitzen in der Küche, von wo aus es in
den Garten geht. Ich höre sie lachen und wieder tut es mir gut, dass Chris
schnell Anschluss findet. Es muss ja sicherlich auch für sie langweilig sein,
mich jede freie Minute schreiben zu sehen. Anderseits denke ich, sie ist
neunzehn Jahre und da kann sie auch selbst ihre Freizeit gestalten. Hier in der
prallen Sonne kann ich aber nicht weiter schreiben und so setze ich mich unter
einen Mandelbaum an einen kleinen Tisch. Zwei Pilger sitzen auf der Wiese und
unterhalten sich angeregt über das Universum, über Galileo und was weiß ich.
Ich bin so vertieft in Gedanken, dass ich sie nicht mehr höre.
Chris
zieht mit Angel los. Sie wollen noch im Supermercado etwas zu essen einkaufen.
„Ja,
ja, geh du nur”, sage ich in Gedanken vertieft. „Dann hab ich Ruhe zum
Schreiben und dir wird nicht langweilig.”
Die
Hinterhöfe der anderen Häuser sind vom Garten aus zu sehen. Die Fassaden sehen
ziemlich heruntergekommen aus. Peter, der sich zu mir setzt, meint, dass viele
junge Leute in die Städte ziehen und kein Geld für die Instandhaltung der
Häuser haben. Sie lassen sie langsam verfallen.
„Wie
wird ein Deutscher hier Hospitalero?”, frage ich interessiert.
An
seinem Glas Rotwein nippend, erzählt er seine traurige Geschichte. Dass ihn
seine Frau verlassen habe und er mit seinem Büro plötzlich alleine da stehe.
Dass ihm alles zu viel wurde und er sich auf den Weg nach Santiago de
Compostela gemacht hat. Dort angekommen, hat er beschlossen, den gleichen Weg
zurückzugehen und ist in Belorado hängen geblieben. Seit vier Monaten ist er
nun schon in dieser Herberge. Ein wenig Geld gibt es zwar auch, aber die decken
nicht die monatlichen Ausgaben, die er in Deutschland hat.
„Fünf
Wochen bleibe ich noch hier. Dann fahre ich zurück nach Deutschland”, meint er
und holt sich noch ein Glas Rotwein.
So
geht jeder mit seinem Päckchen diesen Weg, denke ich mir und komme wieder vor
lauter reden und zuhören nicht zum Schreiben. Zwei Tage hinke ich schon wieder
hinterher. Vielleicht habe ich nach dem Abendessen Ruhe dafür. Peter kommt
zurück und setzt sich wieder zu mir. „Heute Abend gibt es gibt eine Suppe. Zur
Hauptspeise Hähnchen mit Gemüse und zum Nachtisch einen Pudding. Wenn ihr
wollt, seid ihr herzlich eingeladen.”
Auf
meine Frage, wie viel das kostet, sagt er: „Donativo. Jeder gibt so, wie er
kann.”
Ich
sage für mich und Chris zu und freue mich auf ein leckeres Essen. Angel und
Christine kommen vom Einkauf zurück.
„Ich
habe uns fürs Abendessen angemeldet”, sage ich zu Chris. „Das Baguette können
wir ja zum Frühstück essen.”
Angel
nimmt auch an der Abendmahlzeit teil und so treffen wir
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