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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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heraus. Sie starrte das Foto an, drehte es kurz um, und sofort schossen Tränen in ihre Augen. Sie konnte es nicht glauben. „Mein Gott.“ Sie schlug die Hand vors Gesicht.
    „Was ist es?“ Rufus klang alarmiert.
    Sie zeigte ihm das längst veraltete Foto, das sie mit feuchtem Blick kaum noch erkennen konnte, und doch konnte sie nicht aufhören, es anzusehen. Sie blinzelte und wischte mehrmals Trä nen weg . Der abgelichtete Jugendliche war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Er war bildhübsch, mit strahlendblauen Augen und kornblondem Haar. Er stand auf einer Anhöhe, hinter ihm ein weites, staubiges Tal, eine Stadt mit eng verschachtelten Gassen, vermutlich im Nahen Osten. Er sah nicht direkt in die Kamera, sondern daran vorbei, ganz in Gedanken. Er wirkte ernst und besonnen. Dela wurde fast erdrückt von einer Welle von Zuneigung, schmerzhaft tief. „Rufus, das ist mein Sohn.“ Sie drehte das Bild um und strich mit der Fingerkuppe weich über die handschriftliche Datierung und den danebenstehenden Namen. Ihre schmalen Schultern bebten, während Rufus sie in den Arm nahm und ihr etwas unbeholfen und erstaunt den Rücken tätschelte.
    „Du hast einen Sohn?“
    Dela musste unter Tränen lächeln, noch zu überwältigt, um zu begreifen, was sie fühlte. Dankbarkeit, unsagbare Erleichterung. Schmerz. Hier war sie nun, die Wahrheit, auf die sie all die Jahre verzweifelt gewartet hatte.
    „Das habe ich. Und hier steht sein Name. Er heißt Ariel. Ariel Van Draven.“

Ruhm
     
    Die erste Begegnung mit Monroe, zwei Tage nach Maxims wunderbarem Nachmittag mit Vida, hatte den Effekt einer Eisdusche zu nachtschlafender Zeit. Es war blaue Dämmerstunde hoch oben vor den Kellerfenstern. Offiziell war die Bar noch geschlossen, doch wie so oft hatten sich die Revoschizionäre bereits im Kellergewölbe zusammengefunden, während Rufus und Maxim die allabendlichen Vorbereitungen trafen. Monroe fehlte noch, und es herrschte unglaubliche Aufregung in der Truppe, denn wie man den beiden Barkeepern überschwänglich berichtet hatte, hatte doch tatsächlich das Fernsehen Interesse an ihrem Kabarettprogramm angemeldet. Maxim konnte die vor Begeisterung glühenden Gesichter gut verstehen, und gönnte ihnen von Herzen den verdienten Erfolg.
    „Du wirst sehen, das gibt Ärger“, raunte Rufus ihm leise zu, als Monroe sich endlich gemächlich zu seiner Mannschaft gesellte. Maxim hoffte nervös, er würde ihn vielleicht grüßen. Doch der selbstbewusste Schauspieler schenkte ihm keinerlei Beachtung, ganz wie zuvor. Das hatte er nicht erwartet, und der Stich traf ihn tief. Er war viel enttäuschter, als er sich eingestehen wollte.
    Toblerone hatte schnell das schlichte und doch so einschlägige Schreiben der Fernsehleute vorgelesen, und vom konkretisierenden Inhalt des Telefonats berichtet, das er daraufhin bereits geführt hatte. Offenbar wollte der Sender monatlich eine halbstündige Studioaufzeichnung mit den Revoschizionären produzieren. Exklusiv. Im Klartext hieß das, mit den Auftritten im Kaleidoskop wäre damit Schluss. Ihre Texte dürften frei gestaltet, müssten jedoch vorab den Verantwortlichen vorgelegt werden.
    „Bevor du irgendwas sagst, Dean, love“, setzte Jeudi ungewöhnlich schüchtern an.
    „Was?“, unterbrach er sie barsch, und sie schwieg sofort. „Das ist doch wohl nicht euer Ernst.“
    Maxim war, als könnte er ein kollektives Luftanhalten förmlich hören. Kristians stöhnte laut auf und schüttelte den Kopf. „Ich hab’s gewusst! Hab ich’s nicht gesagt?“
    In der eben noch so euphorischen Runde hatte sich Unsicherheit wie eine dicke Dame breitgemacht.
    „Die lassen uns doch weiter unsere Texte schreiben“, schaltete sich Anders ein. „Im Prinzip ändert sich nichts.“
    Monroe blickte ihn für einen Moment lang halb belustigt an. „Seit wann schreiben wir denn Texte?“
    „Sicher, es würde sich schon ein bisschen was ändern. Aber das muss doch nicht zwangsläufig schlecht sein.“
    „Genau“, blies Toblerone ins gleiche Horn. „Ich finde, wir sollten uns zumindest mal mit den Fernsehfuzzis treffen. Schadet doch nichts.“
    „Oh ja, bei Kaffee und Kuchen, das wird nett. Quatscht mich nicht voll, als wolltet ihr Papi um ein Eis bitten!“
    „Tun wir gar nicht.“ Toblerones verhaltener Trotz strafte seine Worte Lügen.
    „Warum zum Geier willst du uns unbedingt den Erfolg verbauen?“ Kristians starrte seinen ewigen Gegner aus schmalen, verständnislosen Augen an.
    „Wir könnten ein

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